Die Anzahl der Beiträge, die zur Publikation in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft eingereicht werden, ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. In 2016 waren es nicht weniger als 124 Manuskripte. Die Herausgeber halten es daher für unumgänglich nicht in jedem Heft einen Themenschwerpunkt aufzunehmen, um die vielen ausgezeichneten freien Einreichungen, die nach sehr sorgfältigen Begutachtungsprozessen zur Veröffentlichung angenommen werden, auch in einem vertretbaren Zeitfenster abdrucken zu können. Das vorliegende erste Heft 2017 der ZfE enthält daher ein Zusammenstellung ausschließlich frei eingereichter Beiträge.

Die Beiträge decken ein breites Spektrum erziehungswissenschaftlicher Arbeitsweisen, Ansätze und Themen ab. Der erste Beitrag von Hellekamps verfolgt einen historisch-systematischen Ansatz und beschäftigt sich mit der Bedeutung von Klassikern in der Pädagogik. Dabei legt die Verfasserin deren Nützlichkeit für propädeutische Zwecke und den Ausbau des Reflexionspotenzials pädagogischer Akteure dar. Außerdem wird gezeigt, inwiefern Überzeugungen ein wesentliches Merkmal des kulturellen Selbstverständnisses professioneller pädagogischer Akteure ist.

Eine kritische Betrachtung der methodischen Details und statistischen Grundlagen der von John Hattie in seinem Buch „Visible Learning“ vorgelegten Synthese von Metaanalysen bietet der Beitrag von Wecker, Vogel und Hetmanek. Hier wird herausgearbeitet, dass die Datengrundlage bildungswissenschaftlicher Forschung nicht geeignet ist, um den von Hattie gewählten Ansatz einer quantitativen Synthese von Metaanalysen statistisch valide umzusetzen.

Der dritte Beitrag dieses Heftes stammt von O. Klein und Sonntag. Er widmet sich den Auswirkungen der institutionellen U3-Kinderbetreuung auf die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten und auf die Sprachentwicklung der Kinder in Abhängigkeit von ihrer ethnischen Herkunft. Vorgelegt werden Sekundäranalysen einer umfangreichen soziologischen Studie an Familien mit Kindern im Alter von 3 oder 4 Jahren, wobei ein gezieltes oversampling von türkischstämmigen Familien vorgenommen wurde. Die Analysen sprechen dafür, dass die Dauer der institutionellen U3-Betreuung weder bei Kindern ohne noch bei Kindern mit Migrationshintergrund einen Einfluss auf die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten hat. Allerdings zeigen sich positive Zusammenhänge der Betreuungsdauer auf die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen im Deutschen bei türkischstämmigen Kindern.

Auch der vierte Beitrag basiert auf Sekundäranalysen. D. Klein reanalysiert in ihrem Beitrag die Daten der Schulfragebögen aus PISA 2012, um zu prüfen, ob der Einfluss der Schulleitungen auf organisationale und pädagogische Schulstrukturen und Leadership-Strategien sich in Deutschland und den USA voneinander unterscheidet. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Schulleitungen in Deutschland im Vergleich zu denen in den USA weniger Einfluss auf Personal- und Budgetfragen haben und seltener auf Leadership-Strategien zurückgreifen. Insbesondere scheinen deutsche Schulleitungen vergleichsweise häufiger Partizipationsstrategien, aber seltener langfristig zielorientierte Strategien zu nutzen.

Im fünften Beitrag dieses Heftes legen van den Ham, Ehmke, Nissen und Roppelt eine empirische Originalstudie vor, bei der die Autoren gut 600 Schülerinnen und Schülern der neunten Klassenstufe sowohl die Mathematikaufgaben des IQB-Ländervergleichs als auch die zur Erfassung mathematischer Kompetenzen im Nationalen Bildungspanel (NEPS) verwendeten Aufgaben bearbeiten ließen. Die Skalen beider Aufgabensammlungen wurden unter Zuhilfenahme der Methode des Equipercentile Linking verbunden und auf ihre Ähnlichkeit hin überprüft. Die Schätzungen für die Gesamtpopulation ergaben vergleichbare Testwert- und Kompetenzstufenverteilungen, auf Individualebne zeigten sich jedoch signifikante Unterschiede in den Kompetenzstufenzuordnungen über die beiden Aufgabensammlungen.

Im abschließenden sechsten Originalbeitrag behandeln schließlich Radmann, Neumann, Becker und Maaz die Frage, ob es möglich ist aufgrund der Kenntnis von Merkmalen akademischer Leistungen und Lernerfahrungen überzufällig gut vorherzusagen, welche Hochschulabsolventen nach erfolgreichem Studienabschluss sich für die Aufnahme eines Promotionsvorhabens entscheiden. Auf der Basis eines längsschnittlichen Datensatzes (BIJU-Studie) mit mehr als 2200 Hochschulabsolventen, von denen etwa 14 % sich für die Aufnahme eines Promotionsstudiums entschieden, konnte das Autorenteam mit den Leistungs- und Lernerfahrungsmerkmalen die Aufnahme eines Promotionsvorhabens gut vorhersagen (fast 30 % Varianzaufklärung). Das Vorhersagemuster unterschied sich dabei nicht zwischen den unterschiedlichen Studienfächern.