Skip to main content
Log in

Möglichkeitsraum Praktikum

Zur studentischen Aneignung einer Phase im Pädagogik-und Medizinstudium

  • Allgemeiner Teil
  • Published:
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Im Rahmen einer berufsorientierten Hochschulausbildung sollte das studienintegrierte Praktikum eigentlich eine zentrale Rolle spielen. Allerdings zeigt sich, dass das Praktikum weder in aktuellen Debatten zur Hochschulreform thematisiert wird noch ein eigenständiger Gegenstand von Hochschulforschung ist. An diesem doppelten Defizit setzt der folgende Beitrag an, in dessen Mittelpunkt empirische Befunde aus einer Untersuchung zum studentischen Umgang mit dem Praktikum in den beiden Studienfächern Diplom-Pädagogik und Humanmedizin stehen. Unter der Frage, wie Studierende ihre außeruniversitär stattfindenden und selbst zu organisierenden Praktika deuten, wurden nicht nur zwei große Handlungsprobleme identifiziert, auf die Studierende im Zusammenhang mit der Verpflichtung zum Praktikum treffen (Übergang vom Studium ins Praktikum; Gestaltungszumutung), sondern auch die Deutungsmuster rekonstruiert, auf die sie zur Lösung dieser Handlungsprobleme zurückgreifen. Die Studie zeigt, dass das Praktikum von Studierenden trotz bestehender Vorgaben relativ autonom und in vielfältiger Weise, orientiert an Studium, Beruf, Biographie und Lebenswelt, angeeignet wird und innerhalb des Studiums nicht nur einen besonderen Lern-und Erfahrungsraum, sondern auch einen Ort der Bildung darstellt. Angesichts von Hochschulreformen, in denen dieser Bildungsgedanke zunehmend zu verschwinden droht, plädiert der Beitrag dafür, derartige Freiräume für selbstbestimmtes und kreatives Handeln zu erhalten und die Aneignungsleistungen der in der Hochschule agierendenden Individuen im Rahmen von Hochschulplanung künftig stärker zu berücksichtigen.

Summary

Internship as open space

An integrated internship should actually play a central role within the framework of a vocationally-oriented higher education. However, it must be observed that internships are neither a topic of current reform debates nor a specific object of higher education research. This contribution starts out from this double deficit and focuses on empirical results from an investigation into how students view internships in two courses — pedagogy and human medicine. On the basis of the question of how students perceive their internships, which occur outside of the university and are organized by themselves, two significant problems which students have to cope with are identified (transition between studies to internship; obligation to self-motivation), and implicit patterns of construction may be investigated, which reflect the solutions to these problems. The study shows that despite formal expectations, internships are often approached in an autonomous and multifarious way, and reflect course of study, job, biography and life-world. Therefore their position within a course should not simply be seen as a particular space for learning and accumulated experience, but also as a general place of personal development (Bildung). In the face of higher education reform in which the disappearance of Bildung is a serious threat, this contribution argues that such open spaces for self-determined and creative action should be maintained and recognized more explicitly in future higher education planning.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  • Bernler, G. /Johnsson, L. (1995): Das Praktikum in sozialen Berufen. Ein systematisches Modell zur Anleitung. — Weinheim.

  • Egloff, B. (2002): Praktikum und Studium. Diplom-Pädagogik und Humanmedizin zwischen Studium, Beruf, Biographie und Lebenswelt. — Opladen.

  • Flick, U. (2002): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. — 6. Aufl. — Reinbek.

  • Friebertshäuser, B. (1997): Feldforschung und teilnehmende Beobachtung. In: Friebertshäuser, B. /Prengel, A. (Hrsg.): Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. — Weinheim 1997, S. 503–534.

  • Friebertshäuser, B. (1999): StudentInnenforschung — Überblick, Bilanz und Perspektiven biographiean-alytischer Zugänge. In: Krüger, H.-H. /Marotzki, W. (Hrsg.): Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. — Opladen 1999, S. 279–299.

  • Glaser, B. G. /Strauss, A. L. (1979): Die Entdeckung gegenstandsbezogener Theorie: Eine Grundstrategie qualitativer Sozialforschung. In: Hopf, C. /Weingarten, E. (Hrsg.): Qualitative Sozialforschung. — Stuttgart, S. 91–111.

  • Grühn, D. (2001): Praxisorientierung in Bachelorstudiengängen. In: Welbers, U. (Hrsg.): Studienre-form mit Bachelor und Master. Gestufte Studiengänge im Blick des Lehrens und Lernens an Hochschulen. Modelle für die Geistes-und Sozialwissenschaften. — Neuwied, S. 101–127.

  • Grunert, C. (1999): Vom Pionier zum Diplom-Pädagogen. Lebensgeschichten und Berufsperspektiven von ostdeutschen Studierenden im Diplomstudiengang Erziehungswissenschaft. — Opladen.

  • Heckt, D. H. (2001): Pädagogische Praktika zwischen alten Ansprüchen und neuen Wirklichkeiten — Allgemeinpädagogische und arbeitsmarktpolitische Aspekte. In: Schulze-Krüdener, J. /Homfeldt, H. G. (Hrsg.): Praktikum — eine Brücke schlagen zwischen Wissenschaft und Beruf. — Neuwied, S. 14–26.

  • Hofmann, S. (2001): „Vom Kopf auf die Füße“: Der B.A.-Studiengang an der Philosophischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. In: Welbers, U. (Hrsg.): Studienreform mit Bachelor und Master. — Neuwied 2001, S. 305–313.

  • Homfeldt, H. G. /Schulze-Krüdener, J. (Hrsg.) (2000): Praktikum im Schnittfeld von Disziplin, Profession und Berufsfeld. Eine Ortsbestimmung der berufspraktischen Ausbildung im Diplomstudien-gang Erziehungswissenschaft in Analysen und Bestandsaufnahmen von Praktikumsleitungen. — Trier.

  • Jochum, M. (1997): Die Famulatur in der Allgemeinpraxis. — München: Universität.

    Google Scholar 

  • Kade, J. (1997): Vermittelbar/nicht-vermittelbar: Vermitteln: Aneignen. Im Prozeß der Systembildung des Pädagogischen. In: Lenzen, D. /Luhmann, N. (Hrsg.): Bildung und Weiterbildung im Erziehungssystem. Lebenslauf und Humanontogenese als Medium und Form. — Frankfurt/M., S. 30–70.

  • Kade, J. /Nittel, D. /Seitter, W. (1999): Einführung in die Erwachsenenbildung/Weiterbildung. — Stuttgart.

  • Kehm, B. M. /Pasternack, P. (2001): Hochschulentwicklung als Komplexitätsproblem. Fallstudien des Wandels. — Weinheim.

  • Kelle, U. /Kluge, S. (1999): Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. — Opladen.

  • Kursbuch (1989): Uni-Not. Kursbuch-Nr. 97. — Berlin.

  • Lederle, S. (1982): Die anamneseorientierte Famulatur als Versuch, die spätere Beziehung zwischen Arzt und Patient zu verbessern. — Heidelberg: Universität.

    Google Scholar 

  • Lüders, C. (1991): Deutungsmusteranalyse. Annäherungen an ein risikoreiches Konzept. In: Garz, D. /Kraimer, K. (Hrsg.): Qualitativ-empirische Sozialforschung. Konzepte, Methoden, Analysen. — Opladen, S. 377–408.

  • Lüders, C. (2002): Erziehungswissenschaftliches Studium und pädagogische Berufe. In: Lenzen, D. (Hrsg.): Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs. — 5. Aufl. — Reinbek, S. 568–591.

  • Lüders, C. /Meuser, M. (1997): Deutungsmusteranalyse. In: Hitzler, R. /Honer, A. (Hrsg.): Sozialwissenschaftliche Hermeneutik. — Opladen, S. 57–79.

  • Meuser, M. /Sackmann, R. (Hrsg.) (1992): Analyse sozialer Deutungsmuster. Beiträge zu einer empirischen Wissenssoziologie. — Pfaffenweiler.

  • Müller, C. (Hrsg.) (1999): Klinikleitfaden PJ und Famulatur. — München.

  • Oelkers, J. (1999): Studium als Praktikum? Illusionen und Aussichten der Lehrerbildung. In: Radtke, F.-O. (Hrsg.): Lehrerbildung an der Universität. Zur Wissensbasis pädagogischer Professionalität. — Frankfurt/M., S. 66–81.

  • Pasternack, P. (2001): Die Diskussion um gestufte Abschlüsse und die Funktionen von Hochschulbildung. In: Kehm, B. /Pasternack, P.: Hochschulentwicklung als Komplexitätsproblem. Fallstudien des Wandels. — Weinheim, S. 93–119.

  • Pasternack, P. /Kehm, B. M. (2001): Angemessen komplex? Zum Verhältnis von Hochschulproblemen und Hochschulreform. In: Kehm, B. M. /Pasternack, P.: Hochschulentwicklung als Komplexitätsproblem. Fallstudien des Wandels. — Weinheim, S. 13–30.

  • Pütter, N. (1988): Arztausbildungsreform. Ein Ausschnitt bundesrepublikanischer Gesundheitspolitik. — Frankfurt/M.

  • Rost, F. (1999): Lern-und Arbeitstechniken für pädagogische Studiengänge. — 2. Aufl. — Opladen.

  • Schmidt, K. (2000): Praktika und Pluralität studentischer Lebensführung. In: Homfeldt, H. G. /Schulze-Krüdener, J. (Hrsg.): Praktikum im Schnittfeld von Disziplin, Profession und Berufsfeld. — Trier, S. 179–191.

  • Schoger, W. (2001): Das Praktikum in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Ein Beitrag zur Professionalisierung von Diplompädagogen. In: Schulze-Krüdener, J. /Homfeldt, H. G. (Hrsg.): Praktikum — eine Brücke schlagen zwischen Wissenschaft und Beruf. — Neuwied, S. 65–89.

  • Schulze-Krüdener, J. (1997): „Nichts ist sicher, aber vieles ist möglich“ — Der Arbeitsmarkt für Diplom-Pädagoginnen und Diplom-Pädagogen. In: Der Pädagogische Blick, H. 2, S. 88–101.

  • Schulze-Krüdener, J. /Homfeldt, H. G. (Hrsg.) (2001): Praktikum — eine Brücke schlagen zwischen Wissenschaft und Beruf. — Neuwied.

  • Weber, S. (1998): Kulturen der Selbstorganisation: hierarchische Anarchien und anarchische Hierarchien. In: Hoffmann, N. /Rein, A. von (Hrsg.): Selbstorganisiertes Lernen in (berufs-)biographischer Reflexion. — Bad Heilbrunn, S. 176–190.

  • Welbers, U. (Hrsg.) (2001): Studienreform mit Bachelor und Master. Gestufte Studiengänge im Blick des Lehrens und Lernens an Hochschulen. Modelle für die Geistes-und Sozialwissenschaften. — Neuwied.

  • Zander u.a. 1996 = Zander, H. /Beneke, E. /Brähler, R. /Hansen, G. /Stöppler, M. (1996): Lehre und Lehrevaluation. Frankfurter Bericht zur Fachanalyse Erziehungswissenschaften in Hessen. — Frankfurt/M.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Birte Egloff.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Egloff, B. Möglichkeitsraum Praktikum. ZfE 7, 263–276 (2004). https://doi.org/10.1007/s11618-004-0026-9

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s11618-004-0026-9

Navigation