Zusammenfassung
„Abusive Supervision“ im Sinne eines feindseligen Führungsverhaltens wird zunehmend auch im europäischen Raum beforscht. Dieses Konstrukt wird heute nicht mehr als „nur“ ungünstiges Führungsverhalten betrachtet, sondern als wechselseitiges Phänomen, zu dem alle Beteiligten – vor allem der betroffene Mitarbeiter, nicht zuletzt aber auch das organisationale Umfeld – beitragen. Dies eröffnet der Coaching-Praxis und dem Human Resources Management neue Ansatzpunkte. Neben einer Skizzierung der Ursachen von Abusive Supervision werden einige Methoden vorgestellt, die in einem Coaching für betroffene Mitarbeiter eingesetzt werden können, und die Frage erörtert, welche (präventiven) Gegenmaßnahmen denkbar sind.
Abstract
“Abusive supervision” in the sense of hostile leadership practices has been the object of increasing interest for researchers across Europe. Abusive supervision is here not treated as “simply” poor leadership, but as a reciprocal phenomenon, with all parties – i.e. primarily the employees affected, but also the organizational setting as such – contributing to upholding it. This opens up new vistas for coaching and human resources management. The paper outlines the causes of abusive supervision and surveys several methods that can be used for coaching affected personnel. It also addresses the question, which (preventative) countermeasures could be introduced in response.
Notes
In der deutschen Literatur hat sich bisher keine deutsche Bezeichnung für „abusive supervision“ durchgesetzt, sondern es wurde der englische Begriff übernommen. Er lässt sich am ehesten mit „feindseligem Führungsverhalten“ übersetzen. Der Begriff „Supervision“ ist im Deutschen anders belegt, nämlich als Beratung von Mitarbeitern, in der Regel in psychosozialen Berufen. Zudem handelt es sich bei „abusive supervision“ – hier wirkt die wörtliche Übersetzung des Begriffes „abusive“ mit „missbräuchlich“ irreführend – ausdrücklich nicht um physische Formen von Feindseligkeit wie körperliche Angriffe oder sexuelle Belästigungen, sondern eher um unterschwellige, oft nur von den geführten Mitarbeitern wahrnehmbare Anfeindungen.
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Kentzler, C. Methoden zur Bearbeitung von „Abusive Supervision“ im Coaching. Organisationsberat Superv Coach 22, 209–221 (2015). https://doi.org/10.1007/s11613-015-0416-2
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