Zusammenfassung
Hintergrund
Verschiedene Studien haben bereits das Thema „Burnout“ in der Behindertenbetreuung aufgegriffen. Anders als sie fragt diese Studie jedoch nach der subjektiven Einschätzung der Probanden im Hinblick auf ihre berufsbedingte Burnout-Gefährdung und verknüpft sie mit möglichen Einflussfaktoren.
Methode
Die untersuchten Daten entstammen der BMBD-Studie, bei der 400 Betreuungskräfte in Wohneinrichtungen für behinderte Menschen befragt wurden. Sie wurden mit Hilfe uni- und bivariater Verfahren, Signifikanztests und Regressionsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Die Burnout-Befürchtung der Probanden korrelierte u. a. mit persönlichen Faktoren und institutionellen Rahmenbedingungen, insbesondere aber mit den Arbeits(zeit)bedingungen. Stress und Überforderung spielten dabei eine besondere Rolle. Spezielle Risikogruppen sind 25- bis 34 Jahre alte Betreuungskräfte, männliche Nicht-Leitungskräfte und weibliche Leitungskräfte. Da 83,3% der Betreuer mit Burnout in der Vergangenheit erneut ein Burnout befürchteten, müssen frühzeitig Risikostrukturen am Arbeitsplatz erkannt und v. a. verhältnispräventive Maßnahmen eingeleitet werden.
Abstract
Background
In the past, various studies have shown that burnout plays a major role in the care of persons with disability. Unlike most investigations, this study asked participants for their subjective assessment in terms of their burnout risk and correlated them with factors which can play a role in the development of burnout at work.
Methods
The data were from the BMBD study, in which 400 caregivers in residential facilities for people with disabilities in Germany were questioned. They were analyzed using univariate and bivariate methods, tests of significance and regression analysis.
Results and conclusion
The subjective idea of developing burnout in the foreseeable future primarily correlated to the working (time) conditions, but also to personal factors and the institutional framework. Stress and overburdening led to the feeling to develop a burnout. The groups that were especially at risk were 25- to 34-year-old caregivers, male caregivers without management function, and female executives. Because 83.3 % of caregivers who had experienced burnout in the past again feared a repeat burnout, early identification of risk structures in the workplace is of great importance as well as timely initiation of environmental prevention measures.
Notes
Wenn nicht – wie beim Fisher’s Exact Test – extra angeführt, handelt es sich bei den vorgenommenen statistischen Texts um Pearson’s Chi2 Tests.
Präsentismus = Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit.
Der Begriff ‚Burnout‘ wurde lt. Google-Trends in den letzten 10 Jahren weltweit in Österreich, der Schweiz und Deutschland am häufigsten über die Suchmaschine Google gesucht (https://www.google.de/trends/explore#q=burnout&cmpt=q&tz=Etc%2FGMT-1).
Der Grund für den „geteilten Dienst“ ist die Abwesenheit der zu betreuenden behinderten Menschen während des Tages. In dieser Zeit sind sie z. B. in einer Werkstatt für behinderte Menschen tätig.
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Danksagung
Die Autorinnen bedanken sich herzlich bei den Betreuungskräften, die zu einer Teilnahme an der vorliegenden Untersuchung bereit waren und hierfür ihre Zeit zur Verfügung gestellt haben. Viele haben den ausgefüllten Fragebogen sogar per Post auf eigene Kosten zugeschickt hat. Ganz herzlichen Dank dafür!
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Interessenkonflikt
L. Habermann-Horstmeier und K. Limbeck geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle beschriebenen Untersuchungen wurden im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Alle Probanden waren mit der Befragung einverstanden.
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Im folgenden Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit und zur Verkürzung des Textes die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind damit jeweils Frauen und Männer gleichermaßen gemeint, dies gilt insbesondere, da in der Behindertenbetreuung überwiegend Frauen tätig sind.
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Habermann-Horstmeier, L., Limbeck, K. Burnout-Gefährdung in der Behindertenarbeit. Präv Gesundheitsf 12, 27–40 (2017). https://doi.org/10.1007/s11553-016-0553-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11553-016-0553-2