Ist eine einfache Reduktion der täglichen Sitzzeiten genauso wichtig wie ausreichende körperliche Bewegung? Können Senioren mit einer Gesundheitsapplikation auf einem Smartphone umgehen? Leben angehende Ärzte eigentlich selbst gesund? Auf diese und viele weitere spannende Fragen der Public-Health-Forschung werden Sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Prävention und Gesundheitsförderung teils einleuchtende, teils überraschende Antworten finden.

Führt Bewegungsförderung zu einer Reduzierung von sitzendem Verhalten? Dieser interessanten Forschungsfrage gehen Jens Bucksch et al. in ihrem Beitrag nach. Mittels einer selektiven Literaturübersicht verdeutlichen die Autoren, dass Interventionen, die primär auf die Steigerung gesundheitsförderlicher körperlicher Aktivität abzielen, Sitzzeiten nicht substanziell reduzieren. Die Autoren favorisieren eine Doppelstrategie, die der Reduktion von Sitzzeiten und der Förderung von Bewegung gleichermaßen Aufmerksamkeit schenkt.

Die Untersuchung einer Smartphone-basierten Gesundheitsapplikation für das Selbstmonitoring von Senioren stellen Anika Steinert et al. in ihrem Beitrag vor. Dabei wurde sowohl das Nutzungsverhalten als auch die Akzeptanz von Senioren erforscht. Der Beitrag zeigt, dass entgegen mancher Vorurteile auch ältere Menschen die neue Technik für sich zu nutzen wissen, sie beurteilen können und wohl auch Freude im Umgang damit haben.

Marcel Maier und Sandra Kälin vom geriatrischen Pflegezentrum Mattenhof in Zürich weisen in ihrer Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem WHO-Fragebogen zum Wohlbefinden (WHO-5) und der Skala „Emotionale Erschöpfung“ (Burnout) einerseits sowie der Allgemeinen Depressionsskala (ADS) andererseits nach. Die sehr hohe psychische Belastung des in Pflegeheimen tätigen Personals wird auch in dieser Studie überaus deutlich.

Zur Ergänzung der bestehenden Versorgungssituation wurde ein niedrigschwelliges, anonymes und kostenloses Beratungsangebot (hel.p) für Menschen in psychosozialen Krisen geschaffen. Nach einjährigem Bestehen berichten Robert Northoff et al. in ihrem Beitrag von der Zwischenevaluation des Programms. Die Ergebnisse verdeutlichen den Nutzen und den dringenden Bedarf solch innovativer Beratungsangebote.

Der Aufsatz von Jochen Prümper et al. reflektiert die unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen sowie die gelebte Praxis zur betrieblichen Wiedereingliederung von Langzeiterkrankten in Deutschland und Österreich. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass beide Länder bereits viele gelingende Entwicklungen aufweisen. Langzeiterkrankte aufgrund psychischer Erkrankungen stellen eine besondere Herausforderung dar, so die Autoren.

Mittels einer Querschnittserhebung untersuchten Stephan Fuchs et al. die Frage, ob die Herkunft und der Studienort das Gesundheitsverhalten angehender Ärzte beeinflussen. Die Studie wurde mittels eines standardisierten Fragebogens in Halle und Hannover durchgeführt. Trotzdem bestimmte individuelle Risikofaktoren wie der Nikotin- und Alkoholkonsum vom Studienort abhängig sein können, weisen Medizinstudenten einen insgesamt günstigeren Lebensstil auf, als ihre jeweiligen Altersvergleichsgruppen aus ihren Herkunftsregionen.

Der Artikel von Florian Belzer et al. beschreibt den Praxistest eines Erhebungsverfahrens zur Einschätzung von psychosozialem Unterstützungsbedarf von Familien mit kleinen Kindern in pädiatrischen Früherkennungsuntersuchungen. Pädiater in Freiburg und München wendeten das Instrument über einen Zeitraum von 6 Monaten in ihrer kinder- und jugendärztlichen Praxis an. Die Übereinstimmung der pädiatrischen Einschätzungen mit den Ergebnissen ausführlicher Forschungsinterviews sind als gut zu bewerten.

Kerstin Baumgarten et al. waren infolge der Bologna-Reform an der Realisierung eines Fachqualifikationsrahmens beteiligt, der die Vergleichbarkeit und Transparenz der Studienabschlüsse in den Gesundheitswissenschaften und der Gesundheitsförderung in Deutschland anstrebt. In einem mehrjährigen Prozess erfolgte ein Konsens unter Vertretern von neun deutschsprachigen Hochschulstandorten, den die Autoren in ihrem spannenden Beitrag für dieses Heft anhand einer inhaltsanalytischen Betrachtung beschreiben.

Anhand der Auswertung der Daten der Dortmunder Schuleingangsuntersuchung (Vollerhebung der Jahrgänge 2008–2012, insgesamt 24.167 Kinder) stellen Günter Eissing und Annette Düsterhaus den Einfluss sozialer Faktoren auf den „Body Mass Index“ (BMI) dar. Als Einflussfaktoren werden der Sozialraumcluster, Schul- und Berufsbildung von Mutter und Vater sowie Migration untersucht und diskutiert.

Julia Hansen et al. berichten in ihrem Beitrag „Praktikabilität eines Schulprogramms zur Suchtprävention und Förderung von Lebenskompetenzen für 5. und 6. Klassen aus der Sicht von Lehrkräften“ über die auf 4 Jahre angelegte clusterrandomisierte Kontrollgruppendesignevaluation ihres Präventionsprogramms. Die Lehrkräfte legten besonderen Wert auf übersichtliche und professionell ausgearbeitete Präventionsmaterialien, die eine Durchführung der Unterrichtseinheiten ohne große Vor- und Mehrarbeit ermöglicht.

Die aktuelle Ausgabe der „Prävention und Gesundheitsförderung“ bietet Ihnen wie gewohnt eine ganze Fülle spannender Beiträge. Ich wünsche Ihnen viel Erkenntnisgewinn und Spaß bei der Lektüre.

Ihr

F. Belzer

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FormalPara Interessenkonflikt

F. Belzer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.