Dieses Themenheft haben wir zwei Orchideen der medizinischen Wissenschaft gewidmet: der Paläopathologie und der Medizingeschichte. Beiden gemeinsam ist der historische Zugang. Sie befruchten einander und interagieren – lediglich die Methodik trennt sie.

Die Paläopathologie ist ein Arbeitsfeld, das zwischen Medizin, Anthropologie und Archäologie angesiedelt ist. Archäologische Skelettfunde werden mit bekannten medizinischen Methoden, wie z. B. makroskopische Begutachtung, Endoskopie, Bildgebung und/oder mikroskopisch auf Krankheitsspuren bzw. auch Traumata untersucht. So gewinnt man Informationen über die Art, die Ursachen, sowie die Verbreitung und Häufigkeiten einstmaliger Krankheiten. Die Ergebnisse der paläopathologischen Untersuchungen erlauben uns heute eine Geschichte der Krankheiten zu verfassen. Die Forensische Anthropologie unterstützt zusätzlich die Rechtsmedizin hinsichtlich der Identifikation von Personen und deren möglichem traumatischen Schicksal.

Zwei Artikel sind in diesem Heft zu paläopathologischen Themen enthalten. Einer kommt aus dem Naturhistorischen Museum in Wien unter der Leitung von Frau Prof. Teschler-Nicola, die über den ersten Leprafall im mittelalterlichen Österreich berichtet (Gausterer C; Stein C; Teschler-Nicola M). Der zweite Artikel (Gaul JS, Winter E, Gausterer C, Grossschmidt K) befasst sich mit Knochenproben aus der Pathologisch-anatomischen Sammlung im Narrenturm, die nun auch unter dem Schirm des Naturhistorischen Museums zu neuer Blüte gelangt. Es konnten Überreste von Spirochäten-ähnlichen Strukturen nachgewiesen werden.

Die Fahne der Medizingeschichte hält Prof. Flamm mit seinem Artikel über „Das Fleckfieber und die Erfindung seiner Serodiagnose und Impfung bei der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg“ hoch. Empfohlen sei an dieser Stelle auch Flamms Buch „Die Geschichte der Staatsarzneikunde, Hygiene, Medizinischen Mikrobiologie, Sozialmedizin und Tierseuchenlehre in Österreich und ihrer Vertreter“, das einen tiefgründigen und fundierten Einblick in die Entwicklung dieser Fachrichtungen in Österreich bis zur heutigen Zeit bietet. Mein Beitrag befasst sich mit der Krankheit Friedrich III. und der Rolle Virchows bei dessen Diagnostik.

An dieser Stelle sei letztlich allen Autoren für das Mitmachen und den Herausgebern für die Möglichkeit zu diesem Themenheft herzlich gedankt.