Zusammenfassung
Notärzte werden regelmäßig mit Notfallsituationen aus dem Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Bereich konfrontiert. Deren Leitsymptome sind Blutungen, Luftnot, Schluckbeschwerden und Schwellungen. Ursachen können Verletzungen, Infektionen, Neoplasien, Allergien oder Fremdkörper sein. Im Notfallmanagement der Blutung und Atemnot muss neben Ursache und Lokalisation auch der Zeitraum für diagnostische und therapeutische Maßnahmen abgeschätzt werden. Auslöser der akuten Luftnot sind abszedierende Entzündungen, anaphylaktische Reaktionen und Angioödeme. Im Kindesalter sind Pseudokrupp und Epiglottitis typische Ursachen der Atemnot. Verletzungen von Larynx und Trachea erfordern gezielte Überlegungen bezüglich einer Intubation oder Tracheotomie.
Abstract
Emergency physicians are regularly confronted with ear nose and throat (ENT) emergencies. The main symptoms are bleeding, dyspnea, dysphagia and swelling. The causes can be foreign body ingestion, injuries, infections, neoplasms and allergies. The origin, localization and the time interval for essential diagnostic and therapeutic measures have to be estimated in the emergency management of bleeding and dyspnea. The main triggers of acute respiratory distress are inflammation, abscesses, anaphylactic reactions and angioedema. Croup and epiglottitis are typical causes of dyspnea in children. Injuries of the larynx and trachea require specific considerations with respect to intubation or tracheotomy.
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Danksagung
Die radiologischen Bilder wurden freundlicherweise durch das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Rostock (Institutsdirektor: Prof. Dr. med. Karlheinz Hauenstein) zur Verfügung gestellt.
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Interessenkonflikt
H.E. Bernd und R.A. Mlynski geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Additional information
Redaktion
R. Kollmar, Darmstadt
G. Matthes, Berlin
G. Rücker, Rostock
R. Somasundaram, Berlin
U. Zeymer, Ludwigshafen
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Wo finden Sie die häufigste Blutungsquelle bei Epistaxis?
Nasenmuscheln
Nasennebenhöhlen
Vorderes Nasenseptum
Nasenrachen
Nasenvorhof
Wann, bzw. nach welcher Zeitspanne sollte spätestens die Entfernung oder ein Wechsel der Nasentamponade erfolgen?
Nach ca. 1 Woche
Täglich
Zweimal täglich
Spätestens nach 3-4 Tagen
Mit Beendigung der Antibiotikatherapie
Ein Patient, mit fortgeschrittenem Oropharynxkarzinom und Kieferklemme hat eine akute schwallartige Blutung aus dem Mund. Welche Maßnahme zur Sicherstellung der Atemwege ist zu bevorzugen?
Notfall-Koniotomie bzw. -Tracheotomie, wenn möglich in einem Zentrum
Fortlaufende Tamponade der Mundhöhle
Maskenbeatmung
Endotracheale Intubation
Einlage eines Larynxtubus
Welches Leitsymptom charakterisiert eine atemwegsrelevante Obstruktion der oberen Luftwege?
Starker Husten
Äußerliche Halsschwellung
Heiserkeit
Inspiratorischer Stridor
Schluckstörungen
Ein Vorschulkind wird mit seit 2 Tagen zunehmenden starken Schluckbeschwerden, Fieber und inspiratorischem Stridor ohne Heiserkeit in der Notaufnahme vorgestellt. Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?
Pseudokrupp
Beginnende akute Tonsillitis
Akute Epiglottitis
Fremdkörperaspiration
Viraler Infekt der oberen Atemwege
Ein Vorschulkind hat sich eine Murmel in die Nase gesteckt. Warum sollte eine schnellstmögliche Fremdkörperentfernung erfolgen? Weil …
neben Druckläsionen, auch eine Aspirationsgefahr droht.
nach 24 Stunden starke Schmerzen zu erwarten sind.
es zu einem Blutungsereignis kommen kann.
nach 24 Stunden eine Deformation der Nase droht.
eine Entzündungsreaktion zu einer Sinusitis führen kann.
Ein Vorschulkind hat vermutlich eine Knopfbatterie verschluckt. Es besteht keine Luftnot und kein Hinweis auf eine Aspiration. Ist eine dringliche Diagnostik oder Intervention notwendig und warum?
Nein, außer es entsteht akute Luftnot.
Nein, der Fremdkörper wird problemlos über den Darm ausgeschieden werden.
Eine Endoskopie zur Fremdkörperentfernung sollte innerhalb von 24 Stunden erfolgen.
Bei symptomlosen Kindern besteht keine Indikation zur Endoskopie.
Ja, möglichst innerhalb von 2 Stunden, da eine ausgedehnte Gewebsnekrose mit schwersten Komplikationen droht.
Ein 60-jähriger Patient hat versehentlich aus einer Flasche mit laugenhaltigem Reinigungsmittel getrunken. Welche Erstmaßnahme führen Sie durch?
Provozieren von wiederholtem Erbrechen.
Wiederholte Magenspülungen mit NaCl.
Gabe von säurehaltigen Antagonisten.
Orale Schmerzmittelgabe und ambulante Kontrolle am Folgetag.
Wiederholte orale Verabreichung von Wasser und Mundspülungen zur Verdünnung.
Bei einer 40-jährigen Patientin besteht nach einem Verkehrsunfall der dringende Verdacht auf eine Larynxverletzung. Die Patientin entwickelt während des Transportes zunehmend einen inspiratorischen Stridor und Luftnot. Welche Maßnahme zur Atemwegssicherung ist zu bevorzugen?
Einlage eines Larynxtubus
Maskenbeatmung
Videolaryngoskopische Intubation unter unbedingter Koniotomie bzw. Tracheotomiebereitschaft
Einlage von Wendel- oder Güdeltubus
Einlage einer Larynxmaske
Welche Besonderheit ist bei der Versorgung von blutenden Mittelgesichtsfrakturen mittels Tamponaden oder Kathetern zu beachten?
Frakturblutungen sind häufig selbstlimitierend und bedürfen nur selten einer Intervention.
In der Regel besteht keine Gefahr für eine Atemwegsverlegung.
Durch die Blutungen sind in der Regel keine Intubationsschwierigkeiten zu erwarten.
Frakturbedingte Änderungen der Anatomie begünstigen iatrogene Verletzungen von Nachbarstrukturen.
Tamponadenbedingte Drucknekrosen sind häufig und daher unbedingt zu vermeiden.
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Bernd, H.E., Mlynski, R.A. Lebensbedrohliche Notfälle in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Notfall Rettungsmed 20, 165–177 (2017). https://doi.org/10.1007/s10049-016-0263-5
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DOI: https://doi.org/10.1007/s10049-016-0263-5