„Gefäßchirurgie zwischen Technik und Empathie“ ist das Motto der 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, die im September 2020 in Bremen stattfinden sollte.

Für die Übertragung der Gestaltung des Kongresses und die Möglichkeit, ihn in Bremen ausrichten zu dürfen, bedanke ich mich – auch im Namen meines Teams – bei unserem Präsidenten, Herrn Professor Dr. Dittmar Böckler, sehr herzlich. Die 36. Jahrestagung unserer Fachgesellschaft wäre zweifellos der Höhepunkt meiner gefäßmedizinischen Laufbahn gewesen.

Wir alle wissen, dass die Coronakrise uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Der Kongress kann 2020 nicht stattfinden.

Umso mehr freue ich mich, dass Prof. Steinbauer beschlossen hat, die nächste Jahrestagung 2021 in Bremen zu veranstalten, sodass Sie alle doch noch die Möglichkeit haben werden, die Freie Hansestadt Bremen als Kongressort kennenzulernen.

Die nächste Jahrestagung 2021 findet ebenfalls in Bremen statt

Es gehört zu den Privilegien des Kongresspräsidenten, eine Ausgabe unserer Zeitschrift Gefässchirurgie unter dem Motto der Jahrestagung gestalten zu dürfen. Dieses Heft halten Sie nun in Ihren Händen.

Den Autoren dieser Kongressausgabe gilt mein besonderer Dank. Wir alle wissen, wie viel Mühe es macht, neben den Aufgaben der Klinik Wissenschaft zu betreiben und zudem zu publizieren. Beim Review der verschiedenen Artikel habe ich gelernt, wie weit künstliche Intelligenz und Robotik bereits entwickelt sind, und welchen Vorsprung vor allem die universitären wissenschaftlichen Einrichtungen bereits erarbeitet haben.

Auf der anderen Seite erkennt man, wie viel Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz bereits in unseren Arbeitsalltag eingezogen sind:

Anwendungsoptionen künstlicher Intelligenz und digitaler Systeme im gefäßchirurgischen Hybridoperationssaal der nahen Zukunft werden aus der Heidelberger Universitätsklinik von D. Böckler et al. beschrieben. In Heidelberg sind digitale Module wie die Fusionsbildgebung bereits im Einsatz. Die Zukunft wird „cinematic rendering“ mit „mixed reality“ Brillen und den Zugriff auf große Datensätze bringen.

Selbstlernende Computersysteme und neuronale Netze werden die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen am Patienten erlernen.

In diesen Kontext passt die roboterbasierte Ultraschallsteuerung für periphere endovaskuläre Interventionen. M. Kaschwich aus der Arbeitsgruppe von M. Kleemann aus der Universität Lübeck stellt in einer Arbeit das RoGUS-PAD-Projekt vor, das bei peripheren endovaskulären Interventionen Röntgenstrahlen vermeiden hilft und eine Verbesserung der Echtzeitvisualisierung erreicht.

Auf die Bedeutung digitaler Zwillinge, die im medizinischen Alltag immer mehr Platz einnehmen, weist A. Bresler aus der Arbeitsgruppe von Th. Schmitz-Rixen (Universität Frankfurt) hin. Digitale Zwillinge bahnen eine Vielzahl von Einsätzen, die durch präoperative Visualisierung, intraoperative Implementierung und postoperative Nachsorge zur Sicherheit aller Beteiligten beitragen können. Digitale Zwillinge sind im medizinischen Alltag allgegenwärtig.

Vor einem Vierteljahrhundert lernte ich an der Universität Bremen den Genetiker Professor Jörn Bullerdiek kennen. J. Bullerdiek beforscht seit vielen Jahren die Gruppe der High-Mobility-Proteine (HMGA). Nicht nur verschiedene Tumoren werden von dieser Proteingruppe gesteuert, auch Gefäßveränderungen und Plaquebildungen sind von den HMGA-Proteinen beeinflusst. Über die Rolle der HMGA-Proteine bei der Reparatur von Plaquerupturen konnten wir bereits im Rahmen der 17. Jahrestagung (Dreiländertagung) der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie unter dem Präsidium von Herbert Imig in Hamburg im Jahre 2001 berichten.

Aus der Arbeitsgruppe um Jörn Bullerdiek gibt Birgit Rommel einen Überblick über die Rolle der HMGA-Proteine bei der Proliferation und Differenzierung mesenchymaler Zellen und Gewebe.

Abschließend habe ich mir Gedanken über die Kommunikation in Zeiten künstlicher Intelligenz gemacht: Kommunikation ist in der Gefäßmedizin essenziell. Medizin ist ohne Kommunikation nicht denkbar.

Medizin ist ohne Kommunikation nicht denkbar

Mit zunehmendem Einsatz von Rechnern und Computern geht es immer mehr auch um Kommunikation zwischen Menschen, Menschen und Maschinen und den Maschinen untereinander. Vor dem Hintergrund der Formalisierung von Kommunikation ist der empathische Umgang mit Patienten, Ärzten und anderen Berufsgruppen in der Medizin besonders wichtig, um unsere Behandlungserfolge zu optimieren und sicherzustellen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich wünsche bei der Lektüre dieses Kongressheftes viel Erbauung und Erkenntnisgewinn, und hoffe, dass wir uns spätestens 2021 zu einem coronafreien Jahreskongress in Bremen sehen können.

Den Mitgestaltern dieses Heftes, dem Schriftleiter und insbesondere Herrn Dr. Rieß vom Universitären Herzzentrum in Hamburg möchte ich mich für die Hilfe und Mitarbeit herzlich bedanken.

Viel Freude beim Lesen,

Ihr

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Professor Dr. Heiner Wenk