In der neu gegründeten Rubrik „Evidenzbasierte Medizin“ erhalten die Leserinnen und Leser von Der Urologe ab der Januarausgabe deutsche Übersetzungen von Abstracts relevanter Cochrane Reviews, welche zusammen mit einem kurzen Kommentar präsentiert werden.

Zu den Methoden der evidenzbasierten Medizin gehört es, dem Leser relevante Informationen auf verständliche Art und Weise zur Verfügung zu stellen. Da das wissenschaftliche Publikationssystem die Kommunikation von Forschungsergebnissen v. a. in englischer Sprache belohnt, setzt dies ein gutes englisches Sprachverständnis voraus. Bestehen hierbei Probleme, bedeutet dies, dass der Leser mehr Zeit aufwänden muss, um die Informationen zu verstehen und erhöht das Desinteresse, sich mit schwer verständlichen Texten zu befassen. Auch das Potenzial für falsche Interpretationen der medizinischen Information ist gegeben.

UroEvidence liefert einen Beitrag zur weltweiten Cochrane-Strategie: UroEvidence nimmt sich dieses Problems innerhalb der Urologie an: Ab Januar 2015 wird in jeder Ausgabe von Der Urologe ein ausgewählter Cochrane-Review-Abstract in deutscher Übersetzung erscheinen und mit einem kurzen Kommentar begleitet werden. Der Beitrag wird in der dafür neu eingerichteten Rubrik „Evidenzbasierte Medizin“ erscheinen. Eigens hierfür wurden Vereinbarungen zwischen Cochrane/Wiley und Der Urologe/Springer getroffen, die die rechtlichen Grundlagen für die Übersetzung und Veröffentlichung schaffen.

Während das Abstract für die Leserinnen und Leser von Der Urologe exklusiv mit einem Kommentar zur klinischen Relevanz ergänzt wird, werden die reinen Abstract-Übersetzungen weiterhin der Cochrane Collaboration zur Verfügung stehen. Dort werden sie in das bestehende Informationssystem eingefügt und sowohl in der Cochrane Library als auch auf Cochrane Kompakt für alle Nutzer zur freien Ansicht stehen. Damit ist die klinische Information für alle deutschsprechenden Kliniker, Patienten und Themeninteressierte jederzeit zugänglich und kann somit als Basis für informierte Entscheidungen im klinischen Alltag genutzt werden.

UroEvidence leistet damit einen Beitrag zur internationalen „Cochrane Collaboration-Strategie 2020“. In diesem Strategieplan, der nach 20-jährigem Bestehen der Organisation die Richtung für die nächsten sechs Jahre vorgibt, setzt Cochrane einen Schwerpunkt in der aktiven Verbreitung von Cochrane Evidenz. Aktuelle und hochwertige Gesundheitsinformation soll für jedermann zugänglich und nützlich sein. Die Cochrane Collaboration ist ein weltweites Netzwerk aus Ärzten, Wissenschaftlern und Patientenvertretern und umfasst derzeit knapp 30.000 Mitglieder aus über 120 Ländern. Ziel ist es, Gesundheitsinformationen zu liefern, welche verlässlich, unabhängig und ohne Interessenkonflikte erstellt wurden.

Eine Hauptaufgabe der Cochrane Collaboration ist die Erstellung und regelmäßige Aktualisierung von systematischen Übersichtsarbeiten zu therapeutischen Fragen, welche von derzeit 52 Cochrane-Review-Gruppen betreut werden. Die Reviews fassen die globale Evidenz der Primärforschung im Bereich Gesundheitsversorgung und -politik zusammen und gelten international als der höchste Standard in evidenzbasierter Medizin. Jedes Review wird von einem Autorenteam erstellt und wird unterstützt von Bibliothekaren, Methodikern, Editoren und Peer-Reviewern.

„Einen Pool deutscher Übersetzungen aufbauen“

In diesem Sinne sind verschiedene Initiativen von unterschiedlichen Institutionen und Fachbereichen entstanden, welche das gemeinsame Interesse an deutschen Übersetzungen von Cochrane-Review-Zusammenfassungen teilen. Neben dem Deutschen und dem Schweizer Cochrane-Zentrum sind hier die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaften oder die Physiotherapeuten zu nennen. Dabei werden, je nach Zielgruppe, entweder der Cochrane-Abstract für Fachleute oder die „plain language summary“ (PLS) für Patienten oder Laien übersetzt und in einem geeigneten Medium präsentiert und verbreitet.

Unser Vorgehen

Wir werden für Sie monatlich ein interessantes und aktuelles Cochrane Review aus einer der insgesamt vier für die Urologie relevanten Cochrane-Review-Gruppen auswählen und dieses unter Verwendung der zugehörigen Cochrane-Software und -Methodik übersetzen. Die Übersetzung sowie der klinische Kommentar werden in jeder Ausgabe von einem Mitglied des Review Boards verfasst. Der Kommentar beinhaltet die kritische Beurteilung der systematischen Übersichtsarbeit und die Darstellung der Relevanz der Forschungsfrage für den deutschen Klinik- und Praxisalltag.

Dabei stehen wir in engem Kontakt mit anderen Gruppen und greifen auf deren Erfahrungen auf dem Gebiet der Deutsch-Übersetzungen zurück. Weiterhin beteiligen wir uns aktiv an Strategien zur Qualitätssicherung von Übersetzungen, z. B. indem wir urologiespezifisches Vokabular in das Glossar einführen, um eine standardisierte Terminologie bei der Übersetzung zu gewährleisten.

Wir bedanken uns bei Juliane Ried, Koordinatorin der Cochrane Collaboration für Übersetzungen, für Ihre tatkräftige Unterstützung bei der Planung der Übersetzungsarbeit, sowie für die Einführung in die Software und die Vernetzung der Personen, die aktiv an Deutschübersetzungen arbeiten. Ebenso danken wir Prof. Dr. rer. nat. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums, für das kontinuierliche Vorantreiben der Initiative im deutschsprachigen Raum. Genauso bedanken wir uns für Tipps und Tricks aus dem Erfahrungsschatz der Physiotherapie, welche uns von Cordula Braun berichtet wurden.

Wir freuen uns, für die Urologie einen Beitrag zur Verbreitung von zuverlässiger Evidenz liefern zu können und damit das Wissen zur Verfügung zu stellen, welches gebraucht wird, um informierte Entscheidungen für eine bessere Gesundheit treffen zu können.

Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen mit unseren Beiträgen.

Ihr UroEvidence Team