Ich freue mich sehr, Ihnen auch dieses Jahr eine Übersicht über die relevanten Themen zu Kopf-Hals-Tumoren vom Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) präsentieren zu können. Zum ersten Mal fiel bereits bei der Veröffentlichung der Abstracts im Mai auf, dass das Thema Kopf-Hals-Tumoren dieses Mal in fortgeschrittene Erkrankungen, Biomarker/Epidemiologie, lokoregionäre Erkrankungen und andere (Speicheldrüse, Schilddrüse) unterteilt wurde; ein indirektes Zeichen dafür, dass es in der Therapie von Kopf-Hals-Tumoren immer mehr Möglichkeiten gibt oder dass das Bewusstsein für Kopf-Hals-Tumoren gestiegen ist?

Wie im letzten Jahr angedeutet, liegt auch in diesem Jahr der Schwerpunkt auf den Immuntherapien. Im Vergleich zum Jahr 2015 konnten nun auch Phase-III-Ergebnisse bei der Zweitlinientherapie in der Palliativsituation vorgestellt werden. Daher haben wir der Immuntherapie in diesem Jahr 2 Artikel gewidmet, zum einen die Zusammenfassung der aktuell auf dem ASCO-Meeting vorgestellten Studien und zum anderen ein Überblick über die aktuelle Studienlandschaft und darüber, wohin es in Zukunft bei Kopf-Hals-Tumoren geht. Die Ergebnisse aus den Studien mit malignem Melanom und nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom haben bekanntermaßen eine Euphorie in der Onkologie ausgelöst, weshalb die neuartigen Immunmodulatoren nun in jeder Tumorentität integriert werden. Ob diese tatsächlich bei Kopf-Hals-Tumoren auch zu einem Paradigmenwechsel führen werden, bleibt abzuwarten. Insbesondere die Validierung von relevanten prädiktiven Markern wird hier eine relevante Herausforderung sein, da wahrscheinlich nur ungefähr 20 % der Patienten auf die Therapie ansprechen.

Studien zur umstrittenen Induktionschemotherapie bilden diesjährig einen Schwerpunkt

Des Weiteren haben wir Übersichtsartikel zur Primärtherapie und zu Therapieansätzen in der Rezidiv-/Metastasensituation sowie Aktuelles zum Thema HPV-positive Tumoren zusammengestellt. Dass HPV-positive Tumore sich wie eine Subentität darstellen, ist heute für uns selbstverständlich. Fast bei jeder Studie, die sich mit Oropharynxkarzinomen beschäftigt, ist der HPV-Status obligat. Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin keine leitliniengerechte Therapieempfehlung für diese Tumoren. Die zahlreichen Deeskalationsstudien haben bisher noch zu keiner einheitlichen Empfehlung geführt. Ein weiterer interessanter Schwerpunkt sind in diesem Jahr die Studien zur umstrittenen Induktionschemotherapie. Last, but not least präsentieren wir einen Artikel über die Darstellung neuer Aspekte in der Therapie von Schilddrüsenkarzinomen, wo wenige, aber nicht minder interessante Ergebnisse zu verzeichnen sind.

Wir hoffen, Ihnen hiermit eine aktuelle und interessante Übersicht über die sich ständig wandelnde Forschungs- und Studienlandschaft im Bereich der Kopf-Hals-Onkologie geben zu können.

Mit besten Grüßen,

Ihr

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Rainald Knecht