Liebe Leserinnen und Leser,

auch im Jahr 2015 spiegelten die von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf-und Hals-Chirurgie und ihren Arbeitsgemeinschaften prämierten wissenschaftlichen Arbeiten die Vielfalt und Breite unseres Faches wider. Daher widmet sich das Leitthema dieser Ausgabe der HNO einer Auswahl der preisgekrönten Arbeiten.

Die Grundlage für die verliehenen Preise stellen in der Regel wissenschaftliche Publikationen in angesehenen internationalen Fachzeitschriften dar.

Die Themen reichen dabei von klinisch-chirurgischen Themen wie der Verwendung autologer Haut-Knorpel-Transplantate („composite grafts“) aus dem Cavum conchae zur Rekonstruktion mehrschichtiger nasaler Defekte über klinische Forschungsarbeiten zur Prävalenz der spezifischen Anosmie bis zu grundlagenwissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Gebiet der Onkologie.

Melanie Nordmann und Marc Oliver Scheithauer et al. aus Ulm zeigten an Fallbeispielen und auf der Basis ihrer Langzeiterfahrungen mit vielen Fällen, dass aurikuläre „composite grafts“ vielseitige und verlässliche autologe Transplantate sind, die sich aufgrund einfacher Gewinnung, geringer Spenderseitenmorbidität und der konvexen stabilen Form ideal zur Rekonstruktion mehrschichtiger nasaler Defekte eignen. Septumfolien und individuell gefertigte Stents unterstützen die Wundheilung und beugen narbigen Stenosierungen vor. Eine klinisch-wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema wurde mit dem Preis der Arbeitsgemeinschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Kopf-Hals-Chirurgie (APKO) geehrt.

Ilona Croy aus Dresden et al. untersuchten die Prävalenz der spezifischen Anosmie, d. h. die Unfähigkeit, spezifische Gerüche wahrzunehmen, während die Riechfunktion ansonsten normal ist. Anhand einer großen Stichprobe fanden die Autoren heraus, dass spezifische Anosmien keineswegs ein seltenes Phänomen, sondern eher die Regel olfaktorischer Verarbeitung sind und einen flexiblen Filtermechanismus für Riechreize darstellen. Durch Exposition gegenüber Düften ist die spezifische Anosmie sehr gut behebbar. Der Artikel in dieser Ausgabe ist eine gekürzte und übersetzte Version der von der Arbeitsgemeinschaft Olfaktologie/Gustologie prämierten englischsprachigen Originalarbeit.

In einem der Artikel dies Leithemenhefts wird dargestellt, welche Rolle Mikro-RNA als prognostische und prädiktive Marker und für die Verbesserung der Therapie bei Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich gegenwärtig und in der Zukunft spielen. Anne-Katrin Heß aus Berlin erhielt für ihre Arbeit den Preis der Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (DGHNO).

Den besonders ehrenvollen Anton-von-Tröltsch-Preis der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf-und Hals-Chirurgie erhielt im Jahr 2015 Frau Magis Mandapathil aus Marburg. In ihrer Übersichtsarbeit beschreibt Frau Mandapathil die adenosinvermittelte Immunsuppression bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hals-Bereichs. Das detaillierte Verstehen immunsuppressiver Mechanismen bei diesen Patienten und die Identifikation spezifischer Angriffspunkte für Interventionen hat eine besondere Bedeutung für die Entwicklung immunologisch basierter verbesserter Therapiestrategien bei diesen Erkrankungen.

Ich wünsche Ihnen viel Spannung und Vergnügen bei den Leitthemenartikeln und den anderen Beiträgen in dieser Ausgabe.

Ihr

figure b

Stefan Plontke

Schriftleiter HNO