Zusammenfassung
Hintergrund
In der klinischen Routinediagnostik werden in den meisten Institutionen informelle Verfahren zur Beurteilung von sprachlichen Leistungen, insbesondere der grammatischen Leistungen, eingesetzt, sodass die Ergebnisse nicht ausreichend vergleichbar sind.
Material und Methode
Zur Beurteilung der grammatischen Leistungen im Rahmen der Erstdiagnostik von Sprachstörungen wurden aus IDIS (Inventar diagnostischer Informationen bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten) die 4 Untertests ausgewählt, die nach Untersuchungen an spezifisch sprachentwicklungsgestörten Kindern und Normalpopulationen die höchste Trennschärfe zwischen sprachauffälligen und normalen Kindern aufweisen. 181 Jungen und 72 Mädchen im Alter von 5 und 6 Jahren wurden untersucht.
Ergebnisse
Die Verfahren eignen sich dazu, die vorgestellten Patienten in Kinder mit normalen grammatischen Leistungen, solche mit leichten Störungen, die einer üblichen ambulanten Therapie bedürfen, und Kinder mit schweren Defiziten in diesem Bereich, die einer intensiven Therapie bedürfen, einzuteilen.
Fazit
Die standardisierten diagnostischen Verfahren erlauben eine Bewertung der grammatischen Leistungen anstelle von subjektiven Einschätzungen.
Abstract
Background
Non-standardized procedures are used to evaluate, in particular, grammatical performance in most German institutions performing diagnostic procedures on children with impaired speech and language development. This makes a comparison of results difficult.
Methods
We studied 181 boys and 72 girls aged between 5 and 6 years using four subtests of IDIS additionally to the routine procedure. Results were compared to the “degree of dysgrammatism” determined from the traditional evaluation based on expert rating.
Results
The new procedure is able to divide the children into groups with normal speech and language ability, with deficits accessible to a traditional logopedic treatment, and with severe speech and language impairment that necessitates intensive treatment.
Discussion
The proposed tests allow an accurate evaluation of grammatical performance instead of subjective estimates.
Literatur
Baddeley AD (2000) The episodic buffer: A new component of working memory? Trends Cognitive Science 4: 417–423
Brunner M, Schöler H (2001/02) HASE — Heidelberger Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung. Westra, Wertingen
Frank G, Grziwotz P (1978) Dysgrammatiker-Prüfmaterial. Sprachheilzentrum, Ravensburg
Grimm H (2001) Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder SETK 3–5. Göttingen, Hogrefe
Grimm H (2003) Sprachscreening für das Vorschulalter SSV. Kurzform des SETK 3–5. Göttingen, Hogrefe
Hasselhorn M, Grube D, Mähler C (2000) Theoretisches Rahmenmodell für ein Diagnostikum zur differentiellen Funktionsanalyse des phonologischen Arbeitsgedächtnisses. In: Hasselhorn M, Schneider W, Marx H (Hrsg) Diagnostik von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (S 167–181). Hogrefe, Göttingen
Keilmann A, Braun L, Schöler H (2005) Welche Rolle spielt das Merkmal Intelligenz bei der Diagnostik und Differenzierung sprachentwicklungsgestörter Kinder? HNO 53: 268–284
Keilmann A, Schöler H, Heinemann M (2000) Zur Differentialdiagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen. In: Gross M (Hrsg) Phoniatrisch-Pädaudiologische Aspekte 1999 (S 176–180) Median-Verlag, Heidelberg
Liebmann A (1901) Agrammatismus infantilis. Arch Psychiatrie Nervenkrankh 34: 240–252
Roos J, Schöler H (i. Dr.) Sprachentwicklungsdiagnostik mittels standardisierter Tests. In: Schöler H, Welling A (Hrsg) Handbuch der Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen, Bd 3: Förderschwerpunkt Sprache. Hogrefe, Göttingen
Sarimski K (1985) Sprachentwicklungsskalen Joan K Reynell. Röttger, München
Schakib-Ekbatan K, Schöler H (1995) Zur Persistenz von Sprachentwicklungsstörungen: Ein 10jähriger Längsschnitt neun spezifisch sprachentwicklungsgestörter Kinder. Heilpädagogische Forschung 16: 77–84
Schöler H (1999) IDIS — Inventar diagnostischer Informationen bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten. Edition S im Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg
Schöler H, Anzer A, Illichmann E (1987) Einige Anmerkungen zur Diagnose „Dysgrammatismus“ bei Schülern von Schulen für Sprachbehinderte. Sprachheilarbeit 32: 19–24
Schöler H, Häring M, Schakib-Ekbatan K (1996) Zur Diagnostik bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten. Ergebnisse einer Fragebogenerhebung (Arbeitsberichte aus dem Forschungsprojekt „Dysgrammatismus“, Nr. 1). Pädagogische Hochschule Heidelberg. Sonderpädagogische Fakultät, Heidelberg
Schöler H, Schäfer P (2004) HASE — Heidelberger Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung. Itemanalysen und Normen (Arbeitsberichte aus dem Forschungsprojekt „Differenzialdiagnostik“ Nr. 17). Pädagogische Hochschule, Institut für Sonderpädagogik, Abt. Psychologie in sonderpädagogischen Handlungsfeldern, Heidelberg
Schröder C, Meffert K (1998) Dysgrammatismus-Schweregrade. Mündliche Mitteilung
Interessenkonflikt:
Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Additional information
Die hier geschilderten Ergebnisse sind Teil eines umfangreicheren, von der Arnold-Klinge-Stiftung finanziell geförderten Projekts. Einige Ergebnisse wurden schon auf der Website http://www.ph-heidelberg.de/wp/schoeler/Aktuelle_Forschungen.html publiziert.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Keilmann, A., Schöler, H. Validierte Diagnostik des Dysgrammatismus. HNO 55, 217–224 (2007). https://doi.org/10.1007/s00106-005-1305-3
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00106-005-1305-3