Zusammenfassung
Die dermatologische Untersuchung folgt einer klaren Struktur. Die Anamnese wird allenfalls ganz kurz erhoben, dann wird die Haut inspiziert. Die Beschreibung, die am besten schriftlich erfolgen sollte, zwingt zum genauen Hinsehen. Diese sollte die Lokalisation, die Verteilung, die Form und die Effloreszenzen korrekt wiedergeben. Im Beitrag werden die international konsentierten Definitionen der für die Befundbeschreibung verwendeten Begriffe tabellarisch aufgeführt. Anhand der gefundenen Veränderungen kann man auf die sich in der Haut abspielenden pathophysiologischen Vorgänge rückschließen. Dadurch lassen sich Hypothesen, d. h. Verdachts- und Differenzialdiagnosen ableiten. Diese werden nun durch weitere diagnostische Maßnahmen sukzessive bestätigt oder ausgeschlossen. Der Erfahrene stellt die Diagnosen schnell in Form einer Mustererkennung, die sich bei Anfängern erst entwickeln muss. Erfahrene können durch eine reflektierende analytische Prüfung ihrer Verdachtsdiagnosen bzw. Neuorganisation ihres Wissens Fehler vermindern.
Abstract
The dermatologic examination follows a clear structure. After a short history is taken, the whole skin is inspected. The description, which is ideally provided in writing, forces one to look at the skin more closely. The description should include an accurate description of the location, the distribution, the form, and the type of lesion. The article contains tables with internationally approved definitions to describe skin changes. The analysis of these findings allows one to deduce pathophysiologic mechanisms occurring in the skin and to deduce hypotheses, i. e., suspected and differential diagnoses. These are confirmed or excluded by further diagnostic measures. The expert comes to a diagnosis very quickly by a pattern-recognition process, whereby novices must still develop this kind of thinking. Experts can minimize cognitive bias by reflective analytical reasoning and reorganization of knowledge.
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Interessenkonflikt
F. Ochsendorf und L. Meister geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
M. Meurer, Dresden
S. Ständer, Münster
E. von Stebut-Borschitz, Mainz
R.-M. Szeimies, Recklinghausen
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Eine Papel ist eine Substanzvermehrung über dem Hautniveau bis zu einer Größe von ...
0,1 cm.
0,5 cm.
1 cm.
1,5 cm.
2 cm.
Unter „Kerion“ versteht man ...
eine ausgetrocknete Wunde.
eine matschige Plaque, teils mit Pusteln.
eine Mycosis-fungoides-Infektion.
eine scheibenförmige Plaque.
nichts, der Begriff existiert nicht.
Welche der folgenden Reihenfolgen ist bei einer dermatologischen Befunderhebung zu empfehlen?
Eigenanamnese, Familienanamnese, 3-S-Fragen, Inspektion, Biopsien
3‑S-Fragen, Inspektion, Eigenanamnese, Familienanamnese, Biopsie
Inspektion, Biopsie, Eigenanamnese, 3‑S-Fragen, Familienanamnese
3‑S-Fragen, Eigenanamnese, Familienanamnese, Inspektion, Biopsie
Inspektion, Eigenanamnese, 3-S-Fragen Familienanamnese, Biopsie
Welche der folgenden Aussagen zur Befundbeschreibung ist im klinischen Alltag am wichtigsten: Eine Befundbeschreibung sollte am besten schriftlich erfolgen, weil dies …
dazu führt, genauer hinzusehen.
die Arztbriefschreibung erleichtert.
die Überlegungen des Untersuchers dokumentiert.
im Sozialgesetzbuch vorgeschrieben ist.
Typ-I-Fehler vermeiden hilft.
Welche Aussage zu den 3‑S-Fragen trifft zu? Die Antworten auf die Fragen …
erlauben eine bessere Kommunikation mit Kollegen und Kostenträgern.
erlauben eine erste Einordnung in Krankheitskategorien.
führen zu einem „cognitive bias“.
sind überflüssig, da die Antworten auch durch Inspektion erlangt werden können.
vermindern das Risiko, bei der Befunderhebung etwas zu vergessen.
Welche der folgenden Aussagen zur Befundbeschreibung ist klinisch am ehesten relevant? Die Befundbeschreibung dient v. a. …
zur Beurteilung der Pathophysiologie und Diagnosestellung.
zur Kommunikation mit den Kollegen.
zur Kommunikation mit den Kostenträgern.
zur Verlaufsbeurteilung der Hautveränderungen.
zur Verwirrung von Nicht-Dermatologen, denn im Zeitalter der digitalen Fotos ist sie überflüssig.
Welches kognitive Verarbeitungssystem scheint bei dermatologischen Experten anfällig für Fehler bei einfachen Befunden zu sein?
Typ-1-Reasoning
Typ-2-Reasoning
Typ-3-Reasoning
Sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Reasoning
Das kommt auf den konkreten Fall an.
Typ-1-Reasoning wird durch welche der folgenden Eigenschaften nicht charakterisiert?
Automatisch
Heuristisch
Intuitiv
Reflexiv
Unbewusst
Fehler bei der Diagnosestellung lassen sich zumindest etwas vermindern durch …
analytische Überprüfung der gestellten Diagnose.
Anleitung, die Diagnose möglichst schnell zu stellen.
Aufklärung, dass beim Typ-1-Reasoning Fehler auftreten können.
Workshop, um Typ-1-Fehler zu identifizieren.
Reflexion, ob ein Typ-1-Fehler aufgetreten ist.
Sie lesen folgende Befundbeschreibung: „Es finden sich an der Stirn regellos verteilt 2 mm im Durchmesser große, runde Flecken.“ Es bestehen Defizite in der Befundbeschreibung bei der Beschreibung von …
Effloreszenz.
Form.
Lokalisation.
Verteilung.
Es bestehen keine Defizite.
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Ochsendorf, F., Meister, L. Untersuchungsgang und Effloreszenzenlehre. Hautarzt 68, 229–242 (2017). https://doi.org/10.1007/s00105-017-3939-y
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