Zusammenfassung
Mehrere neue Regelungen auf gesetzlicher und untergesetzlicher Ebene haben seit Anfang 2010 die ärztlichen Aufgaben bei der Aufklärung und Beratung im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik (PID) und Pränataldiagnostik (PND) verändert. Gemeinsam ist diesen Vorschriften das Ziel, eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten unter Einbeziehung interdisziplinärer und multiprofessioneller Expertise zu gewährleisten und dabei insbesondere die psychischen und sozialen Aspekte einzubeziehen. Im vorliegenden Beitrag werden wesentliche Elemente kooperierender Beratung bei PID und PND dargestellt. Dies erfolgt vor dem Hintergrund einer bundesweiten Befragung aller bei der Beratung nach auffälliger PND beteiligten Akteursgruppen. Die Auswahl der Fachrichtung bei der Einbeziehung weiterer Ärzte und die Rahmenbedingungen sowie der Zeitpunkt der Hinzuziehung stehen bei der interdisziplinären Beratung im Vordergrund. Für eine gelingende multiprofessionelle Beratung werden das Verständnis und der Zeitpunkt einer Vermittlung, die Orientierung an PID- und PND-Zentren sowie die transparente Qualifikation psychosozialer Beratungskräfte und wertschätzende Zusammenarbeit als bedeutsam herausgestellt.
Abstract
Several new legal regulations and guidelines introduced in 2010 have changed the duties involved in medical information and counseling on preimplantation genetics (PGD) and prenatal diagnosis (PND).These regulations share the goal of a high-quality health service offering patients interdisciplinary and multidisciplinary expertise, especially taking into account psychological and social aspects. This contribution presents crucial elements for cooperating counseling in the PGD and PND fields. It considers results from a nationwide survey of all professional groups involved in counseling after a pathological prenatal diagnosis according to the law. Crucial to interdisciplinary counseling are choosing the appropriate medical specialty for referral, a positive basis for cooperation, and the right time for consulting another doctor. Several central issues have been identified for successful multidisciplinary counseling: identifying the suitable moment and method to establish contact between the patient and psychosocial counselor, focusing on PGD and PND centers as well as on the transparent qualifications of psychosocial counselors, and appreciating the importance of cooperation.
Notes
Siehe zu den nachfolgenden Ergebnissen auch Horstkötter N, Roth A, Rummer A, Woopen C (2012) Das Schwangerschaftskonfliktgesetz und seine Umsetzung: Ausgewählte Ergebnisse des Projektes „Interdisziplinäre und multiprofessionelle Beratung bei Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch“. FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung 2-2012:3–8.
Literatur
Bundesministerium für Gesundheit (2012) Entwurf einer Verordnung über die rechtmäßige Durchführung einer Präimplantationsdiagnostik. http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/Laufende_Verfahren/P/PID/Referentenentwurf_PID_Verordnung_120711.pdf
Woopen C, Rummer A (2010) Pränatale Diagnostik und Schwangerschaftsabbruch: Kooperation zwischen Ärzten, Beratungsstellen und Verbänden. Dtsch Arztebl 107(3):A68–A70. S. auch: http://geschichte-ethik.uk-koeln.de/forschungsstelle-ethik/forschung/a7imb-pnd
Biehl L, Woopen C (2010) Gutes hoffen dürfen ohne Schlechtes wissen zu müssen? Aufklärung zum Ersttrimester-Screening als Drahtseilakt. In: Frewer A, Bruns F, Rascher W (Hrsg) Hoffnung und Verantwortung, Herausforderungen für die Medizin. Jahrbuch Ethik in der Klinik, Bd. 3. Königshausen & Neumann, Würzburg, S 57–81
Deutscher Bundestag (2009) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Drucksache 16/12970
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Hrsg) (2004) Schwangerschaftsabbruch nach Pränataldiagnostik, Positionspapier. Basse & Lechner GmbH, München. http://www.dggg.de/downloads/sskg/?tx_damfrontend_pi1[sort_crdate]=ASC
Deutscher Ethikrat (2011) Präimplantationsdiagnostik, Stellungnahme. Berlin
Bundesärztekammer (2011) Memorandum zur Präimplantationsdiagnostik (PID). Dtsch Arztebl 108(31–32):C-1445–C-1452
Bundesärztekammer (2006) (Muster-)Richtlinie zur Durchführung der assistierten Reproduktion. Dtsch Arztebl 103(20):A-1392–A-1403
Rauprich O, Berns E, Vollmann J (2011) Information provision and decision-making in assisted reproduction treatment: results from a survey in Germany. Hum Reprod 26(9):2382–2391
Stöbel-Richter Y, Thorn P, Brähler E et al (2011) Umfrageergebnisse zum Stellenwert psychosozialer Beratung in reproduktionsmedizinischen Zentren in Deutschland – eine Pilotstudie. J Reprodmed Endokrinol 8(6):416–423
Leona e.V. Verein für Eltern chromosomal geschädigter Kinder (2011) Entscheidungen nach vorgeburtlicher Diagnose einer seltenen chromosomalen Störung. Erfahrungsberichte, Fachbeiträge. Selbstverlag, Wedemark
Rohde A, Woopen C (1997) Psychosoziale Beratung im Kontext von Pränataldiagnostik. Evaluation der Modellprojekte in Bonn, Düsseldorf und Essen. Deutscher Ärzteverlag, Köln
Woopen C, Rummer A (2009) Beratung im Kontext von Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch. Pflichten der Ärzte und Ansprüche der schwangeren Frauen. MedR 27:130–138
Mayer-Lewis B (2010) Psychosoziale Beratung bei pränataler Diagnostik, Best-Practice-Leitfaden. ifb-Materialien 3, Bamberg
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin, Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe: Mehrstufenkonzept & Zertifizierung. http://www.degum.de/Mehrstufenkonzept_Zertifizie.274.0.html
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2010) Pränataldiagnostik. Ein Handbuch für Fachkräfte aus Medizin und Beratung. Köln
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2010) Kooperationsansätze in der Pränataldiagnostik. Der Beitrag interprofessioneller Qualitätszirkel zu Gelingen und Effizienz. Köln
Danksagungen
Der erste Dank gilt dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die finanzielle Förderung und die stets unterstützende Begleitung des Projektes „Interdisziplinäre und multiprofessionelle Beratung bei Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch (§imb-pnd)“. Den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen dieses Projekts, Frau Dr. Rummer, Frau Horstkötter und Frau Roth, danke ich sehr herzlich für ihre großartige Arbeit. Den Mitgliedern des Projektbeirates §imb-pnd gebührt großer Dank für vielfältige begleitende Unterstützung und kreative Diskussion der Ergebnisse.
Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Woopen, C. Beratung bei Präimplantations- und Pränataldiagnostik. Bundesgesundheitsbl. 56, 269–276 (2013). https://doi.org/10.1007/s00103-012-1612-2
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-012-1612-2