Zusammenfassung
Nyctalus noctula wählte als Winterschlafplatz einen Ort mit sehr warmem Microklima und bewies damit die Fähigkeit, einen der wärmsten Plätze in einem Gebiet erstaunlich genau aufzufinden. Der Winterschlaf wurde sehr häufig unterbrochen, bis Ende des Dezember waren die Zeiten des tiefen Winterschlafs kürzer als die Tage, an denen sich die Tiere im Stadium des leichten Winterschlafs befanden. Im Gegensatz zu den Felsfledermäusen war dieses Stadium beim Abendsegler nicht ein von warmer Außentemperatur abhängiger Zustand, sondern die Körper-temperatur war dabei höher als die der Umgebung, was daraus hervorgeht, daß sich einzelne Tiere infolge größerer Schlafbereitschaft zu gleicher Zeit im tiefen Winterschlaf befanden. Die Schlafbereitschaft war anfangs nur schwach und die Tiere wurden von leichten Temperatur-schwankungen stets geweckt. Allmählich erhöhte sie sich, bis die Abendsegler am Ende des Winters gegen Störungen völlig unempfindlich waren, wobei gleichlaufend die Zeiten ununterbrochenen Schlafes sich verlängerten. Der Wegzug erfolgte anfangs des März, obwohl die Temperatur nicht wärmer war als an mehreren Tagen während des Winters. In der ersten Zeit gaben die Fledermäuse sehr häufig Lautäußerungen von sich. Es wurde festgestellt, daß die Einzellaute gleichbedeutend sind mit je einer Atembewegung: Da die verschiedenen Stadien des Winterschlafs neben den Wärmeunterschieden auch an der verschiedenen Atemfrequenz unterscheidbar sind, ließen sich nunmehr die Stadien an der Lautfrequenz erkennen. Bei plötzlich eintretender Kälte erwachten die Tiere völlig und begaben sich an relativ wärmere Plätze. Doch auch dort herrschte noch eine sehr tiefe Temperatur, die bewirkte, daß die Fledermäuse nahezu 24 Stunden wach blieben, wobei sie sich zum Teil lebhaft bewegten. Nach diesem Kältetag zeigte sich eine bedeutend größere Schlafbereitschaft. Bei zwei Tieren wurde eine Reaktions-hemmung beobachtet, die dem Zustand der Akinese bei Vögeln ähnlich war.
Die Maße der Vorderarms ergaben durchschnittlich größere Längen als sie Miller angibt, und dessen Maximum wurde überschritten. Die ♀♀ waren durchschnittlich größer als die ♂♂.
Literatur
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Löhrl, H. Der winterschlaf von nyctalus noctula schreb. Auf grund von beobachtungen am winterschlafplatz. Z. f. Morphol. u. Ökol. d. Tiere 32, 47–66 (1936). https://doi.org/10.1007/BF00406591
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