Seit 1991 gewinnt die transkranielle B-Bild-Sonographie, eine zweidimensionale Darstellung von Hirnstrukturen, zunehmend an Bedeutung. Zunächst gelang es, Hirntumoren [1], intrakranielle Blutungen [1, 2, 3] und das Ventrikelsystem darzustellen [4]. Seit 1995 erlangt die transkranielle Sonographie auch Beachtung im Bereich der Diagnostik von Bewegungsstörungen durch die Darstellung einer hyperechogenen Substantia nigra (SN) bei Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen [5]. In den folgenden Jahren konnte auch bei anderen Bewegungsstörungen hyperechogene Signalveränderungen in Projektion auf die Basalganglien nachgewiesen werden, wie z. B. bei Patienten mit primärer Dystonie [6], Patienten mit Chorea Huntington [7] oder der Wilson-Krankheit [8].

Die publizierten Ergebnisse der transkraniellen Sonographie des Hirnparenchyms (TCS) für das primäre Parkinson-Syndrom wurden damals wie auch noch heute mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis genommen und nur zögerlich in den folgenden Jahren durch verschiedene Arbeitsgruppen reproduziert. Mittlerweile wurden die Untersuchungsergebnisse vielfach bestätigt und es darf als gesichert angenommen werden, dass Patienten mit einem Parkinson-Syndrom häufiger in der TCS Signalalterationen in Projektion auf die Substantia nigra zeigen als gesunde Kontrollpersonen [9]. Die Methode birgt viele Vorteile gegenüber allen anderen derzeitig in der Routine verfügbaren Schnittbildtechniken des Parkinson-Syndroms – hat aber auch Nachteile. In dem folgendem Artikel soll eine kritische Standortbestimmung der Untersuchungsmethode erfolgen.

Methodik der transkraniellen Sonographie

Für die transkranielle Sonographie wird eine Phased-Array-Sonde benötigt, denn zur sonographischen Penetration des Schädelknochens ist eine niedrige Schallfrequenz notwendig. In der Regel wird eine Frequenz zwischen 1,8 und 2,5 MHz gewählt mit einer dynamischen Breite zwischen 45–75 dB. Die Eindringtiefe sollte zwischen 14–16 cm liegen, um eine gute Übersicht zu erhalten. Nach optimierter Einstellung der entsprechenden Untersuchungsebene wird zur weiteren Beurteilung und Ausmessung der Zielstruktur gezoomt. Helligkeit und Tiefenausgleich werden abhängig von den Beschallungsbedingungen adjustiert. Die Untersuchung wird an dem liegenden oder halbsitzenden Patienten in einem abgedunkelten Raum vorgenommen.

Im Wesentlichem werden für die transkranielle Sonographie des Hirnparenchyms zwei Schnittbildebenen eingestellt und untersucht (Abb. 1). Dafür wird zunächst die Ultraschallsonde parallel zur orbitomeatalen Ebene präaurikulär positioniert und in dieser Position die mesenzephale Ebene dargestellt (Abb. 2). Hier stellt sich im Ultraschallbild der schmetterlingsförmige mesenzephale Hirnstamm, umgeben von den stark echogenen basalen Zisternen, schwach echogen dar. In dieser Ebene wird die Echogenität der ipsilateralen SN, des ipsilateralen Nucleus ruber und der Raphe beurteilt. Ausgemessen wird die maximale Flächenausdehnung des ggf. hyperechogenen Areals der SN. Es wird beurteilt ob der Nucleus ruber hyperechogen ist und ob die Raphe durchgängig hyperechogen ist oder nicht.

Abb. 1
figure 1

Schematische Darstellung der verschiedenen Schnittbildebenen in der transkraniellen Sonographie des Hirnparenchyms

Abb. 2
figure 2

Mesenzephale Schnittebene im Vergleich. B-Bildsonographie und Magnetresonanztomographie. CP Plexus choroideus der Seitenventrikel (Temporalhorn), Cer Zerebellum, M Mittelhirn, TL Temporallappen

Durch Kippung der Sonde um 10° nach kranial gelangt man zur dienzephalen bzw. Thalamusebene, in der mittig die signalstarke Glandula pinealis und der 3. Ventrikel als hyperechogene Doppelkontur relativ einfach zu erkennen sind (Abb. 3). Es wird die Ventrikelweite ausgemessen und auf hyperechogene Signalanhebungen auf der kontralateralen Seite in Projektion auf den normalerweise hypoechogen zur Darstellung kommenden Thalamus, Nucleus lentiformis und Caput caudatum geachtet.

Abb. 3
figure 3

Dienzephale Schnittebene im Vergleich. B-Bildsonographie und Magnetresonanztomographie. CN Kopf des Nucleus caudatus, LN Nucleus lentiformis, PG Glandula pinealis, Th Thalamus, * Vorderhorn des Seitenventrikels, + 3. Ventrikel

Befund beim primären Parkinson-Syndrom

Untersuchungen an gesunden Kontrollpersonen zeigen, dass die Substantia nigra sich nur mit einem geringen Teil ihrer Fläche in dem zweidimensionalen B-Bild hyperechogen darstellt. Als hyperechogen wird eine erhöhte Streuungs- oder Reflexionseigenschaft einer Struktur im Vergleich zum umgebenden Gewebe bezeichnet. Der Begriff der Hyperechogenität wird in Zusammenhang mit der Beschreibung der SN allerdings häufig in der Literatur mit einer vermehrten Flächenausdehnung der hyperechogenen Struktur definiert, was genau genommen unkorrekt ist, da sich der Terminus auf die Signalstärke der Struktur und nicht auf die Fläche bezieht.

Es scheint in diesem Zusammenhang eine altersabhängige Zunahme der hyperechogenen Fläche der SN zu geben. So nimmt die hyperechogene Fläche der SN im Verlauf des Lebens zu [10]. Die Klassifikation einer nicht normalen Echotextur der Substantia nigra ist über die Flächenausdehnung der hyperechogenen Struktur definiert. Es gibt keine verbindlichen Grenzwerte für die Klassifikation einer vermehrten Hyperechogenität, da das Ausmaß der gemessen Fläche abhängig von dem Gerätetyp, der individuellen Geräteeinstellung, den Beschallungsverhältnissen und dem Untersucher ist, der manuell die Fläche ausmisst. Somit muss genau genommen jedes Labor durch Untersuchung von Kontrollpersonen sowie Patienten eigene Grenzwerte erstellen. In den meisten Labors werden folgende Grenzwerte verwendet:

  • Eine hyperechogene Fläche der SN unter 0,2 cm2 ist normal und entspricht den Befunden innerhalb der gesunden Bevölkerung.

  • Eine hyperechogene Fläche der SN zwischen 0,2 cm2 und 0,25 cm2 ist auffällig, aber nicht sicher pathologisch.

  • Flächen über 0,25 cm2 entsprechen einer deutlichen Hyperechogenität und können als pathologisch eingestuft werden.

Die SN-Hyperechogenität ist hoch sensitiv, aber nur mäßig spezifisch für primären Parkinson

Der Nachweis einer Hyperechogenität der Substantia nigra (SN) ist der typische Befund beim primären Parkinson-Syndrom, sie lässt sich bei bis zu 90% der Patienten nachweisen [1, 11]. Allerdings haben auch bis zu 15% gesunder Kontrollpersonen eine vermehrte Echogenität der Substantia nigra [12]. Noch höher ist vermutlich die Häufigkeit von pathologischen Befunden bei Familienangehörige 1. Grades, wie kleinere Untersuchungen zeigten [13, 14]. Auch kommt es bei einer Reihe von weiteren Bewegungsstörungen zu einem vermehrten Auftreten einer Hyperechogenität der SN wie später weiter ausgeführt wird.

Zusammenfassend ist der Nachweis einer hyperechogenen SN mit einer hohen Sensitivität, aber nur mäßigen Spezifität bei der Diagnostik des primären Parkinson-Syndroms verbunden.

Morphologisches Korrelat der Hyperechogenität

Einer der wesentlichen Kritikpunkte an der transkraniellen Sonographie bei Bewegungsstörungen ist die Tatsache, dass bis heute nicht geklärt ist, welche histopathologische Veränderung in der Substantia nigra zu Hyperechogenität führt. Die Echogenität eines Gewebes hängt u. a. von der Impedanz sowie dem Impedanzunterschied an der Grenzfläche zweier Gewebe ab. Als Faktoren, die eine vermehrte Echogenität innerhalb eines Gewebes bedingen können, zählen erhöhte Konzentration von z. B. Kupfer, Kalzium und Eisen. Vermutet wird, dass die vermehrte Echogenität der SN bei Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom durch eine erhöhte Gewebseisenkonzentration bedingt sein könnte, wie tierexperimentelle Untersuchungen und Postmortem-Untersuchungen an Menschen ohne Parkinson-Syndrom vermuten lassen [15, 16]. Die alleinige Eisenanreicherung kann allerdings nicht die Ursache für die vermehrte Echogenität der SN bei Patienten mit Parkinson-Syndrom sein, denn andere Hirnkerne wie z. B. das Putamen haben per se höhere Eisenkonzentrationen ohne sich hyperechogen in der TCS darzustellen. Spekuliert wird über eine unphysiologische Proteinbindung des Eisens, eine gliale Zellvermehrung und weitere Kofaktoren.

Eine weitere Unklarheit ist in diesem Kontext die Veränderung bzw. fehlende Veränderung der hyperechogenen Flächenausdehnung der SN bei Patienten mit sekundären Parkinson-Syndromen. So konnte in einer 5-jährigen Verlaufsbeobachtung von Patienten mit Parkinson-Syndrom keine Zunahme der hyperechogenen Fläche gefunden werden, welches doch unter der Annahme einer Kumulation von Schwermetallen oder Veränderungen der Gewebezusammensetzung mit vermehrter z. B. Glia im Rahmen des fortschreitenden degenerativ Prozesses zu erwarten gewesen ist [17]. Möglicherweise ist dies aber auch durch den kurzen Untersuchungszeitraum bedingt oder aber durch die Tatsache, dass beim Auftreten motorischer Symptome schon ein Großteil des degenerativen Prozesses in der SN stattgefunden hat.

Sensitivität, Spezifität und Reproduzierbarkeit der Hyperechogenität

Wie Eingangs erwähnt ist die TCS als Instrument in der Diagnose des primären Parkinson-Syndroms nicht unumstritten. Neben dem Unwissen über das organische Korrelat der Hyperechogenität ist auch die starke Abhängigkeit der Untersuchungsergebnisse von den individuellen Fähigkeiten des Untersuchers Kritikpunkt an der Methodik. Zwar kann dieses für die Ultraschalluntersuchung generell, wie auch für viele andere Untersuchungsmethoden angeführt werden, fehlte jedoch bisher der Nachweis einer Interobserver- und Intraobserver-Reliabilität. In diesem Jahr konnte in einer Arbeit gezeigt werden, dass 4 Untersucher an den gleichen Geräten unter den gleichen Bedingungen am gleichen Tag unabhängig von einander zu den gleichen Messergebnissen an denselben Patienten und gesunden Kontrollen kamen. Durch einen zweiten Untersuchungsdurchgang in anderer Reihenfolge konnte auch die Intraobserver-Reliabiltät überprüft werden, die ebenfalls hoch war. Die Probanden waren verdeckt, sodass keine klinischen Informationen vorlagen [18]. Es kann also zusammenfassend gesagt werden, dass eine gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse möglich ist.

Die Qualität des akustischen Schallfensters ist alters- und geschlechtsabhängig

Die Sensitivität wird für diese Untersuchung wird generell als sehr hoch angegeben bei wechselnden Angaben über die Spezifität. Beide Parameter hängen von einigen wesentlichen Faktoren ab. Durch einen sehr hoch gewählten Cut-off-Wert der hyperechogenen SN-Fläche, die für das Vorliegen eines Parkinson-Syndroms spricht, kann die Spezifität sicher erhöht werden unter allerdings Reduktion der Sensitivität. Auch ist die Definition eines ausreichenden „suffizienten“ Schallfensters von Bedeutung. Es gibt hier bisher kein standardisiertes Vorgehen. Mit zunehmend schlechter werdenden Beschallungsbedingungen wird das Signal schwächer und das Bildrauschen größer, sodass die Messung ungenauer bzw. die SN-Fläche möglicherweise zu klein gemessen wird oder nicht erfasst werden kann. Die Qualität des akustischen Schallfensters hängt unter anderem von dem Alter und Geschlecht des Untersuchten ab und verschlechtert sich mit zunehmendem Alter und bei weiblichem Geschlecht. In den meisten publizierten Untersuchungen an Kaukasiern lag die Quote der insuffizienten Schallfenster bei ca. 10%.

Korrelation der hyperechogenen Fläche mit Klinik und anderen Schnittbildtechniken

Zwischen der Fläche der SN-Hyperechogenität und der Schwere der Erkrankung oder dem präsynaptischen Uptake im FP-CIT-SPECT („single photon emission computed tomography“) scheint kein Zusammenhang zu bestehen [19]. Allerdings gibt es hier durchaus widersprüchliche Ergebnisse. So fand eine andere Arbeitsgruppe bei einer Untersuchung an 50 Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom durchaus eine direkte Korrelation zwischen Hyperechogenität der SN und β-CIT-SPECT-Befunden [20]. Auch in einer Untersuchung von symptomatischen und asymptomatischen Trägern einer Mutation im Parkin-Gen (monogener Parkinsonismus) mit TCS und 18F-DOPA-PET (Positronenemissionstomographie) fand sich eine Korrelation zwischen Ausmaß der Hyperechogenität der SN und reduzierter 18F-DOPA-Aufnahme [21]. In einer weiteren Untersuchung an 101 Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom wurde eine positive Korrelation zwischen frühem Erkrankungsbeginn und vermehrter Hyperechogenität der SN sowie klinischer Ausprägung der Krankheit mit vermehrter bilateraler Hyperechogenität bei Patienten vom Äquivalenztyp oder hypokinetisch-rigidem PS gefunden [22].

TCS in der Differenzialdiagnose des Parkinson-Syndroms

Nachdem gezeigt werden konnte, dass mithilfe der TCS eine gute Differenzierung zwischen gesunden Probanden und Patienten mit einem Parkinson-Syndrom möglich ist, wurde der diagnostische Einsatz der Methode in der Differenzialdiagnostik des Parkinson-Syndroms erweitert. Dieses ist insofern von Relevanz, da gerade zu Beginn der Krankheit eine klinische Differenzierung der unterschiedlichen Parkinson-Syndrome schwierig ist und sich die Notwendigkeit einer multimodalen Untersuchung ergibt.

Generell ist anzumerken, dass die Fallzahlen in den dafür publizierten Studien gering sind und somit eine abschließende Wertung nicht möglich ist. Anders als bei der Abgrenzung zu gesunden Personen ist hier die Einbeziehung der dienzephalen Ebene notwendig. Die TCS findet ihren Einsatz in der Differenzialdiagnose des essenziellen Tremors, der Multisystematrophie (MSA), der progressiven supranukleären Blickparese (PSP), der kortikobasalen Degeneration (CBD) und möglicherweise auch in der Differenzierung zur Demenz mit Lewy-Körper und dem neuroleptikainduzierten Parkinson-Syndrom. Es wird im Folgenden kurz auf die Datenlage eingegangen. Tab. 1 gibt eine Übersicht über die typische Befundkonstellation.

Tab. 1 Übersicht über die Ultraschallbefunde bei den Differenzialdiagnosen des primären Parkinson-Syndroms

Essenzieller Tremor

Die Datenlage besteht im Wesentlichen aus drei unabhängigen Untersuchungen [23, 24, 25]. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stimmen weitgehend miteinander überein. Nur in einem geringen Prozentsatz (13–16%) fand sich eine vermehrte Hyperechogenität der SN bei Patienten mit klinisch diagnostiziertem essenziellem Tremor. Damit war dieses zwar häufiger als bei der gesunden Kontrollpopulation, aber immer noch deutlich niedriger als bei Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom. Eine mögliche Erklärung für die leicht erhöhte Prozentzahl könnte in der Überlappung der Syndrome liegen. In einer der drei Arbeiten wurde zusätzlich die präsynaptische Funktion der Basalganglien mithilfe des FP-CIT-SPECT überprüft [24]. Eine reduzierte Aufnahme des Tracers korrelierte mit einer vermehrten Hyperechogenität der SN und unterstütze somit die Verdachtsdiagnose des Parkinson-Syndroms.

Multisystematrophie vom Parkinson-Typ und progressive supranukleäre Blickparese

Die Untersuchungsbefunde dieser Fragestellung basieren im Wesentlichen auf drei unabhängig von einander durchgeführten Untersuchungen erfahrener Arbeitsgruppen [26, 27, 28]. Die Untersuchungsergebnisse stimmten gut miteinander überein. Eine vermehrte Hyperechogenität der SN fand sich in einer deutlich geringeren Prozentzahl der Patienten mit einer Multisystematrophie vom Parkinson-Typ (MSA-P) und noch etwas seltener bei Patienten mit einer progressiven supranukleären Blickparese (PSP) im Vergleich zu Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom. Dafür war in beiden Untersuchungen in über 50% der Patienten mit einem atypischen Parkinson-Syndrom eine vermehrte Hyperechogenität in den weiteren Basalganglien uni- oder bilateral sichtbar. Patienten mit einer PSP hatten in 85% der Fälle einen erweiterten Durchmesser des 3. Ventrikels (>10 mm) [28]. Die Kombination der Einzelergebnisse, wie z. B. keine vermehrte Hyperechogenität der SN und dafür eine Hyperechogenität des Nucleus lentiformis ergab in beiden Untersuchungen einen hohen positiv-prädiktiven Wert für das Vorliegen eines atypischen Parkinson-Syndroms. Einschränkend muss gesagt werden, dass die Untersuchungszahlen insgesamt gering sind und die Diagnosestellung rein klinisch erfolgte.

Demenz vom Lewy-Körper-Typ und kortikobasale Degeneration

Die Unterscheidung zwischen einem Parkinson-Syndrom mit rasch einsetzender demenzieller Entwicklung sowie einer Demenz vom Lewy-Körper-Typ (DLB) ist sowohl klinisch als auch pathologisch nicht einfach durchzuführen und insgesamt in den unterschiedlichen Entitäten nicht unumstritten. Es liegen bezüglich der Differenzierung dieser Erkrankungen mithilfe der TCS Daten einer Arbeit vor [29], die als Unterscheidungsmerkmal eine symmetrische vermehrte Hyperechogenität der SN bei den Patienten mit einer DLB erbrachten, während bei den Patienten mit Parkinson-Demenz-Syndrom die vermehrte Echogenität asymmetrisch ausgeprägt war. Für die kortikobasale Degeneration (CBD) liegen ebenfalls Daten einer Arbeit derselben Arbeitsgruppe vor: 7 von 8 Patienten mit einer klinisch diagnostizierten CBD zeigten eine deutlich vermehrte Hyperechogenität der SN [30]. Eine neuropathologische Bestätigung der klinischen Diagnosen gibt es nicht.

TCS bei monogenetischen Parkinson-Syndromen

Monogenetische Parkinson-Syndrome nehmen eine besondere Position unter den Subtypen der Parkinson-Syndrome ein, da hier als Ursache für das Auftreten der typischen Parkinson-Syndrome ein genetischer Defekt und dessen Folgen verantwortlich gemacht werden können. Derzeit sind 15 monogenetische Formen bekannt. Für 6 Formen (PARK1, PARK2, PARK6, PARK7, PARK8 UND PARK9) liegen TCS-Daten vor, welche in Tab. 2 kurz zusammengefasst sind.

Tab. 2 TCS-Befund für monogenetische Parkinson-Syndrome

Zusammenfassend zeigen die bisherigen Daten für die monogenetischen Parkinson-Syndrome, dass in allen bisher untersuchten Formen außer für PARK9 sowohl für die heterozygoten als auch die homozygoten Formen eine vermehrte Hyperechogenität der SN gefunden wurde. Dieses betrifft auch asymptomatische Mutationsträger einer heterozygoten Mutation im Parkin-Gen und asymptomatische Träger einer LRRK2-Mutation (Brüggemann et al. eingereicht 2010). Daraus ergibt sich die Möglichkeit durch weitere Verlaufskontrollen mehr über die Bedeutung der Hyperechogenität für die Krankheitsentwicklung zu erfahren.

Es sei in diesem Zusammenhang erneut kritisch angemerkt, dass die Zahl der untersuchten Individuen für die einzelnen monogenetischen Parkinson-Syndrome sehr gering ist.

TCS in der Frühdiagnostik des Parkinson-Syndroms

Durch den Befund, dass asymptomatische Mutationsträger eines autosomal-dominant vererbten Parkinson-Syndroms offensichtlich schon viele Jahre vor den ersten motorischen Symptomen der Erkrankung eine vermehrte Hyperechogenität der SN aufweisen, lassen darauf schließen, dass die Hyperechogenität schon sehr früh im Verlauf der Krankheit entsteht. Auch die Tatsache, dass ca. 10–15% der Bevölkerung eine vermehrte Hyperechogenität der SN aufweisen, suggeriert, dass die Entstehung des Merkmals einem möglichen Krankheitsausbruch viele Jahre vorausgehen kann. Denkbar ist auch, dass es sich lediglich um einen sog. Vulnerabilitätsfaktor handelt, der ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Parkinson-Syndroms anzeigt.

Alleinige Hyperechogenität ist kein Frühzeichen der Krankheit

Es muss in diesem Kontext ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass ein alleiniges Vorliegen einer vermehrten Hyperechogenität der SN bei einer asymptomatischen Person derzeit nicht als Frühzeichen der Krankheit angesehen werden kann und es keine ausreichenden Daten gibt, um ein mögliches Erkrankungsrisiko abzuschätzen. Erst die Kombination einer vermehrten Hyperechogenität der SN und z. B. einer beeinträchtigten Riechfunktion können für das Vorliegen eines primären Parkinson-Syndroms im Frühstadium sprechen [36]. Weitere derzeit sich in Untersuchung befindenden Kombinationen von Früherkennungsbatterien beziehen die Untersuchung auf Farbdiskriminationsstörungen oder aber das Vorliegen einer vermehrten Hyperechogenität der SN und das Vorliegen einer REM („rapid-eye movement“) -Parasomnie ein [37].

Echtzeit-3D-Sonographie zur Darstellung der Substantia nigra

Die dreidimensionale Sonographie ist eine neue Methode zur genauen volumetrischen Charakterisierung von Hirnstrukturen oder Gefäßpathologien hirnversorgender Arterien. Wissenschaftlich validierte Studien zum Nutzen der Methode liegen für die fetale Sonographie [38] und die intraoperative Anwendung in der Neurochirurgie [39] sowie zur Charakterisierung von Karotisplaques [40] vor. Die Messgenauigkeit der Methode wird entscheidend von der verwendeten Technik bestimmt, wobei 2D-Systeme mit mechanischer oder magnetischer Raumkoordination von Echtzeit 3D-Systemen mit der sonographischen Erfassung von Gewebsvolumen und deren zeitliche Veränderungen (4D-Sonographie) unterschieden werden.

Die Echtzeit-3D-Erfassung mit sog. Matrixschallköpfen ist das neuste Verfahren. Es wurde primär für die Darstellung des Herzens entwickelt. Es ist technisch einfach anwendbar und hat eine hohe Ortsauflösung. Durch die niedrigen Beschallungsfrequenzen kann diese Technik auch transtemporal am Hirn des Erwachsenen eingesetzt werden. Erste Pilotuntersuchungen zeigen den Einsatz der Methode zur Volumetrie von Hirnblutungen und der räumlichen Darstellung der Substantia nigra bei Patienten mit Parkinson-Syndrom (Abb. 4). Das Potenzial der Methode ist enorm, weil die komplette Darstellung der signalgesteigerten Substantia nigra gelingt, was hinsichtlich der Entwicklung der Pathologie, der Subtypenklassifizierung und der Prognoseabschätzung neue Einblicke geben kann.

Abb. 4
figure 4

Transtemporale 3D-Sonographie des Hirns bei einem Patienten mit primärem Parkinson-Syndrom. a Sonogramm des Hirngewebsvolumens (Untersuchungstiefe 15 cm, Mesenzephalon innerhalb der gelben Linien. * Ipsilaterale Substantia nigra. b Segmentierung des Mesenzephalons axial. c Segmentierung des Mesenzephalons sagital. d Segmentierung der Substania nigra in Längsausdehnung

Fazit und Ausblick

Die TCS zeichnet sich durch eine hohe Sensitivität in der Detektion einer vermehrten Hyperechogenität der SN sowie durch eine einfache, ungefährliche und beliebig wiederholbare Durchführbarkeit aus. Limitiert ist die Aussagekraft durch die noch nicht vollständige Kenntnis über das histopathologische Korrelat der vermehrten Hyperechogenität, der starken Untersucherabhängigkeit der Ergebnisse sowie die mangelnde Durchführbarkeit bei eingeschränkten temporalen Beschallungsbedingungen.

Ein Ansatz zur Verbesserung und Standardisierung der Methodik ist die Entwicklung einer untersucherunabhängigen Software, welche eine automatische Quantifizierung der Hyperechogenität der SN vornimmt. Eine weitere Strategie, um neue Einblicke auf die hyperechogene SN zu generieren, ist die Verbesserung der Hardware wie z. B. die 3D-Sonographie und für den transkraniellen Ultraschall optimierte Schallköpfe.

Es gilt derzeit die Methode nicht zu überschätzen und die Befunde in einem vernünftigen Kontext mit klinischen und anderen Untersuchungsbefunden zu werten. Erfolgt dieses, so kann die Methode als eine sehr sinnvolle Erweiterung des diagnostischen Spektrums in der Differenzialdiagnostik und Früherkennung des Parkinson-Syndroms angesehen werden.