Abschiede sind schwer. Eigentlich sollte bereits das zweite Heft der ZeFKo in 2020 das letzte der Redaktion am Lehrstuhl von Alexander Spencer an der Universität in Magdeburg sein. Jedoch ist das Publizieren und damit auch das Herausgeben einer Zeitschrift ein langwieriger Prozess mit vielen Etappen, der idealerweise von Anfang bis Ende von einer Ansprechperson in der Redaktion der Zeitschrift betreut werden sollte. Um dies zu gewährleisten, ist diese Ausgabe der ZeFKo in Kooperation – und als eine Art Übergabe – zwischen der bisherigen Redaktion an der Universität Magdeburg und der neuen Redaktion an der Universität Leipzig entstanden. Beiträge, die sich bereits im Begutachtungsprozess befanden, wurden noch durch die Redaktion in Magdeburg „zu Ende“ bearbeitet und neue Einreichungen wurden und werden in Zukunft allein durch die Redaktion in Leipzig betreut. Mit dem Wechsel der Redaktion verlässt nun auch Alexander Spencer den Herausgeber*innenkreis. Alexander Spencer möchte sich herzlich beim AFK-Vorstand und bei den vorherigen Herausgeber*innen (Thorsten Bonacker, Tanja Brühl und Christoph Weller) für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Insbesondere möchte Alexander Spencer auch Hartwig Hummel und Solveig Richter sowie allen Mitarbeiter*innen der Redaktion ganz herzlich danken. Die Arbeit im Team hat immer Spaß gemacht!

Abschiede sind aber auch schön, wenn man neue Gesichter im Herausgeber*innenkreis begrüßen darf. Und somit sind wir sehr froh, Hanna Pfeifer, Inhaberin der Kooperationsprofessur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Radikalisierungs- und Gewaltforschung an der Goethe-Universität Frankfurt und der HSFK, sowie Timothy Williams, Juniorprofessor für Unsicherheitsforschung und gesellschaftliche Ordnungsbildung an der Universität der Bundeswehr München, willkommen zu heißen. Zusammen mit Hartwig Hummel und Solveig Richter werden die beiden die ZeFKo in Zukunft weiterführen und haben bereits viele Ideen für die weitere Ausgestaltung der ZeFKo. So wird es etwa eine spezielle Forumssektion zu Lehre, Ausbildung und Pädagogik geben, die den Fachaustausch innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft in der Friedens- und Konfliktforschung ermöglichen und zum Kernbestandteil der Debatten in der ZeFKo machen soll. Kürzere Forumsbeiträge können sich dabei etwa innovativen Methoden, pädagogischen Fragestellungen und verschiedenen Diskussionen rund um Studienlandschaft und Lehrangebot in der Friedens- und Konfliktforschung widmen. Da diese Idee noch in den Kinderschuhen steckt, wird zunächst nicht viel mehr verraten, und wir müssen alle Neugierigen noch ein bisschen um Geduld bitten.

Was lange währt, wird gut, und so sind wir nicht nur froh, mit dem vorliegenden aktuellen Heft auch einen tollen Abschied für das Team Magdeburg zu ermöglichen, sondern damit auch das erste Heft aus Leipzig zu präsentieren – etwas später, als dies sonst nach guten ZeFKo-Standards üblich ist, aber der Neuaufbau eines Lehrstuhls mitten in einer Pandemie ist doch eine Herausforderung besonderer Natur. Wir bitten die Verzögerung daher zu entschuldigen und hoffen auf das Verständnis all unserer Leser*innen.

Dafür dürfen sich diese nun auf eine ganze Bandbreite von Beiträgen und Repliken aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Friedens- und Konfliktforschung freuen. Der Beitrag von Andreas Braun setzt sich aus einer gewaltsoziologischen Perspektive kritisch mit dem von Peter Imbusch reinterpretierten Konzept der strukturellen Gewalt auseinander und hinterfragt dessen analytischen Mehrwert und den Fokus auf Macht. Zum direkten akademischen Austausch trägt die Replik bei, die von Peter Imbusch selbst und von Lotta Mayer verfasst wurde. Sie betonen, dass die Debatte um Galtungs Begriff der strukturellen Gewalt teils sehr polarisiert geführt wird, und fordern stattdessen neue Forschungszugänge in der soziologischen Gewaltforschung.

Der Beitrag von Anne Holper, Lars Kirchhoff und Felix Würkert befasst sich mit dem normativen Rahmen von Friedensmediation und der Frage, welche Geltung Normen in der praktischen Mediation haben bzw. haben sollten. In ihrem Beitrag wird das von den Autor*innen bereits 2017 verfasste und vom Auswärtigen Amt publizierte Fact Sheet „Normativer Bezugsrahmen und völkerrechtliche Grundlagen der Friedensmediation“ wissenschaftlich reflektiert und in aktuelle fachliche Diskussionsstränge der Friedensmediation eingebettet. Auch dieser Beitrag wird kritisch durch eine Replik von Sara Hellmüller gewürdigt, die vor allem unterstreicht, wie wichtig eine Reflexion über normative Ansprüche innerhalb von Friedensprozessen ist, und Anstöße für weitere Forschung gibt.

Das Herzstück dieses Hefts ist ein Themenschwerpunkt zu Kolumbien, in dem vier Beiträge den Friedensprozess aus intersektionaler Perspektive und basierend auf Gender-Ansätzen kritisch hinterfragen. Unser Dank für die kohärente Zusammenstellung gilt in erster Linie den Autorinnen, darüber hinaus aber auch Stefan Peters von der Universität Gießen. Er ist Direktor des deutsch-kolumbianischen Friedensinstituts CAPAZ in Bogotá, Kolumbien. Im ersten Beitrag untersucht Anika Oettler das Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-EP im Hinblick darauf, wie stark genderbezogene Maßnahmen Eingang gefunden haben – und wie doch eine prioritätslose Fülle dieser Maßnahmen die Adressierung struktureller Konfliktursachen aus den Augen verliert. Laura Barrios analysiert in ihrem Aufsatz die „Agency“ früherer FARC-EP-Kämpferinnen, unter anderem auch die Spannungen zwischen Viktimisierung und Gewalt und individueller und kollektiver Identität. Die Effektivität staatlicher Maßnahmen zum Schutz zivilgesellschaftlicher Akteur*innen steht im Mittelpunkt des Beitrages von Rosario Figari Layús. Ihr Argument ist, dass letztlich nur ein ganzheitlicher Ansatz tatsächlich gegen politische Gewalt effektiv wirken kann. Im letzten Beitrag zeigen Juliana González Villamizar, Ángela Santamaría, Dunen Kaneybia Muelas Izquierdo, Laura María Restrepo Acevedo und Paula Cáceres Dueñas die Schwierigkeiten auf, die aus der Methodologie der Wahrheitskommission in Kolumbien im Umgang mit der indigenen Bevölkerung entstehen, und wie dies gerade die Stimmen indigener Frauen im Prozess von Transitional Justice verstummen lassen kann.

Wir freuen uns als Herausgeber*innen jederzeit über Kritik, Anregungen und vor allem über neue Einreichungen. Besonders ansprechen und einladen möchten wir alle Vortragenden des virtuellen 52. AFK Kolloquiums an der Universität Magdeburg im März 2021. Auch wenn wir auf dem AFK Kolloquium „nur“ einen virtuellen ZeFKo-Bücherstand in Gather Town hatten und niemanden persönlich vor Ort ansprechen konnten, möchten wir alle ermuntern, ihre Forschungsergebnisse bei der ZeFKo einzureichen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Qualitätssicherung durch Peer Review, deutsche oder englische Beiträge, internationale Sichtbarkeit durch Springer, Online First und kostenloses Open Access für Autor*innen an Forschungsstandorten in Deutschland. Aber nun wünschen wir zunächst eine fruchtbare Lektüre von Heft 1/2021!