Der Konsum von kalorienarmen Süßstoffen kann die Darmflora verändern und darüber die Blutzuckerregulation beeinträchtigen. Dies fanden Professor Richard Young und sein Team von der Universität Adelaide in Australien zusammen mit anderen australischen Forschern heraus.

Vorherige Untersuchungen wiesen bereits darauf hin, dass eine regelmäßige Zufuhr größerer Mengen an Getränken, die mit kalorienarmen Süßstoffen gesüßt sind, mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes assoziiert ist. Die dieser Entwicklung zugrundeliegenden Mechanismen sind allerdings bisher noch nicht ganz klar.

Die Autoren der aktuellen Studie konnten kürzlich erst belegen, dass ein Zusatz von kalorienarmen Süßsstoffen über einen Zeitraum von zwei Wochen zur Diät von gesunden Nichtdiabetikern bereits ausreicht, um klinisch relevante Veränderungen bei der Glukoseaufnahme zu erzeugen. Es blieb aber offen, ob eine Dysbalance des Darmmikrobioms beim Menschen an den abnormen Blutzuckerschwankungen beteiligt ist, wie es in Studien mit Nagern beobachtet werden konnte.

Weniger Verdauungshelfer, mehr potenzielle Schädlinge

In die aktuelle Studie aufgenommen wurden 29 Nichtdiabetiker im Durchschnittsalter von 30 Jahren und mit einem mittleren Body Mass Index von 24 kg/m2. 15 Teilnehmer erhielten über zwei Wochen randomisiert dreimal am Tag eine Kapsel mit Placebo, 14 schluckten auf diese Weise täglich eine Süßstoffmischung aus 92 mg Sukralose and 52 mg Acesulfam-K, was etwa dem Konsum von 1,5 Litern eines Diätgetränkes entspricht. Es wurden vor und nach der Intervention Stuhlproben gesammelt, um die Zusammensetzung der Darmbakterien zu ermitteln.

Es stellte sich heraus, dass die Süßstoffkonsumenten am Ende zwar eine größere Variabilität im Mikrobiom aufwiesen, darin allerdings die gesundheitsförderlichen Bakterien Eubacterium cylindroides etwa signifikant abgenommen hatten. Weitere Bakterienstämme, die bei der Verdauung helfen, waren ebenfalls verringert, während 11 opportunistische Bakterienpopulationen des Darms, also potenzielle Krankheitserreger, sich vermehrt hatten.

Regelmäßiger Süßstoffkonsum ist wohl klinisch relevant

Zusätzlich beobachtete man eine Abnahme von Bakterien der Gattung Butyrivibrio, was mit einem Abfall des Inkretins GLP-1 korrelierte, das bekanntlich an der Insulin- und der Blutzuckerregulation beteiligt ist. Die Aufgabe von Butyrivibrio-Bakterien scheint neben dem Proteinabbau der Aufschluss von Stärke und faserigem Pflanzenmaterial zu sein. Verschiedene Stämme verwerten bei Tieren gar Zellulose. Und nicht zuletzt konnten auch Veränderungen beim Vorkommen von mikrobiellen Genen festgestellt werden, die an der Verstoffwechslung von einfachen Zuckern wie Saccharose (Haushaltszucker) und Glukose beteiligt sind. „Die beobachtete Abnahme von fermentativen Bakterienpopulationen und Stoffwechselwegen, die Bakterien zur Energiegewinnung nutzen, begünstigt eine Verschlechterung der Fähigkeit des Körpers zur Glukoseregulation“, so die Studienautoren. „Unsere Ergebnisse bestärken die Annahme, dass kalorienarme Süßstoffe die Blutzuckerkontrolle bei Gesunden verschlechtern, indem sie sowohl die Regulierung der Glukoseaufnahme und -weiterverarbeitung als auch die Balance des Darmmikrobioms stören.“ Dies betone die klinische Relevanz von kalorienarmen Süßstoffen im Zusammenhang mit der Blutzuckerkontrolle.