Ohrakupunktur-Workshop auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt

Am 9.3.2019 ging der 30. Deutsche Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt zu Ende. Ich war dort — und sehr angetan von dem Motto des diesjährigen Kongresses:

„Individualisierung statt Standardisierung“ stand auf riesigen Bannern schon vor dem Kongresshaus und auf jedem Flyer und jeder Information zu den Vorlesungen und Veranstaltungen. Offenbar bedeutet das — endlich! — ein Umdenken in der Schmerztherapie: Jeder Mensch ist einzigartig, eben auch und besonders in seinem Schmerzerleben und seiner Schmerzpathophysiologie. Es wurde hier ganz klar für ein neues Maß für gute Medizin geworben.

Die deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) positioniert sich bewusst gegen die „Leitlinien-Industrie“ — so hat es DGS-Präsident Johannes Horlemann ausgedrückt. Leitlinien würden sich zunehmend von der Versorgungsrealität der Patienten entfernen, sagte er.

Der Anspruch der Schmerzmedizin, evidenzbasierte Leitlinien an ihren Fortschritten in der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen zu messen, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Standards seien gut in der medizinischen Versorgung — aber gute Medizin sei weit mehr als das.

Dass ich vor diesem unglaublich innovativen Hintergrund einen 90-Minuten-Workshop zur Ohrakupunktur halten durfte, konnte vom Timing her gar nicht günstiger sein. Ich hatte mir als Leitsatz zur Vorlesung diese Sätze erlaubt:

„Schmerz — erstaunlich direkter Zugang über die Ohrreflexzonen.“

Und im Programmheft stand zu lesen: Die Natur hat sich mit dem Menschen einen Scherz erlaubt — und ihn an mehreren Stellen des Körpers holografisch abgebildet. Für die Therapie über Ohrreflexzonen wurden bereits beeindruckende wissenschaftliche Studien vorgelegt. Über das Auffinden von elektrisch aktiven Punkten am Ohr lässt sich sowohl eine genaue Diagnostik als auch eine sehr schnell und zielgerichtet wirkende Therapie durchführen. Dieses Verfahren ist leicht zu erlernen und dürfte für alle Fachrichtungen interessant sein. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich behandeln zu lassen.

Über 50 interessierte Kolleginnen und Kollegen versammelten sich. Und was soll ich sagen — mein beeindruckendster Moment in diesem Workshop war wieder einmal mein eigenes Staunen, gespiegelt von dem Staunen der Kollegen, was mit dieser wundervollen Methode in so kurzer Zeit möglich ist — an Diagnostik und Behandlungserfolg. Eine Kollegin war mit beidseitiger ISG-Blockade nach 3 Nadeln im Ohr fast ganz schmerzfrei. Aber eben nur fast. Das hat mir nicht gereicht. Auch wenn es lauter Neulinge waren — ich führte im Blitzverfahren den Störherdgedanken ein — und je eine Nadel im Punkt des mittigen Zungen- und der Nabelpiercings am Ohr reichten aus, um völlige entspannte Schmerzfreiheit zu erreichen. Die von mir mitgebrachten Kursprogramme und Flyer der DAA waren danach im Nu vergriffen, einige Kollegen kamen jetzt schon deshalb zu den Anfängerkursen, um sich endlich selbst behandeln zu lassen. Die Zeit ist reif für die Ohrakupunktur!

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Dr. med. Beate Strittmatter