Bei oberflächlichen Urothelkarzinomen ist die BCG-Therapie Standard. Wer auf BCG nicht anspricht, könnte ggf. von einem künstliche Interleukin profitieren.

Hat ein Harnblasenkarzinom noch keine muskulären Anteile der Blase infiltriert (NMIBC, "nonmuscle-invasive bladder cancer"), ist die Therapie mit BCG (Bacillus Calmette-Guérin) Behandlung der Wahl: In die Blase instilliert, löst die abgeschwächte Form des Rindertuberkulosebakteriums Mycobacterium bovis eine lokale Immunreaktion aus, die dann die Tumorzellen bekämpft. Sprechen Betroffene auf eine BCG-Therapie nicht an, ist das weitere therapeutische Vorgehen nicht leicht: Eine Zystektomie würde zwar das Karzinom beseitigen, führt aber auch zu starken Einschränkungen in der Lebensqualität, weswegen wünschenswert ist, sie möglichst weit hinauszuzögern.

Hoffnung wecken in dieser Hinsicht jetzt Daten zu einer kombinierten Therapie aus BCG und einem speziellen Zytokinkomplex - IL-15RaFc -, die Karim Chamie, UCLA Health, Los Angeles, CA/USA, auf dem ASCO 2022 präsentiert hat [Chamie K et al. ASCO. 2022;Abstr 4508]. Aufgabe von IL-15RaFc ist es, die Immunstimulation durch BCG noch zu verstärken, indem es T- und natürliche Killerzellen aktiviert (ohne immunsuppressive T-Zellen zu sehr zu aktivieren).

Tatsächlich sprachen 71 % der eigentlich BCG-refraktären NMIBC-Erkrankten mit einem Carcinoma in Situ (CIS; n = 83) vollständig auf die Kombination aus BCG plus IL-15RaFc an, wobei die mediane Ansprechdauer (DOR) bei 26,6 Monaten lag. Über einen Zeitraum von zwei Jahren ließ sich bei 89 % eine Zystektomie vermeiden und bei 96 % ein Progress in ein muskelinvasives Karzinom.

Chamie wies darauf hin, dass BCG plus IL-15RaFc als lokal applizierte Kombination nicht nur verhältnismäßig nebenwirkungsarm gewesen sei, sondern auch im indirekten Vergleich mit einer Pembrolizumab-Monotherapie in puncto Wirkung gut abgeschnitten hätte: Etwa habe die Rate an vollständigen Remissionen (CR) in der Phase-II-Studie KEYNOTE-057, in der Pembrolizumab mono beim BCG-refraktären NMIBC zum Einsatz kam, bei 41 % gelegen, und die mediane DOR bei 16,2 % [Balar AV et al. Lancet Oncol. 2021;22(7):919-30]. Zu beachten sind allerdings die Limitationen indirekter Vergleiche.

Bericht vom ASCO Annual Meeting 2022, das vom 3. bis 7. Juni 2022 in Chicago, IL/USA, und virtuell stattfand.