Für die operative Entlastung des Wirbelkanals bei symptomatischer Spinalstenose sind mehrere Verfahren verfügbar. Norwegische Orthopäden haben drei davon verglichen und für gleichwertig befunden.

Symptomatische Stenosen des lumbalen Spinalkanals lassen sich im Prinzip mit drei minimalinvasiven posterioren Eingriffen dekomprimieren: der unilateralen Hemilaminektomie, der bilateralen Laminektomie und der Processus-spinosus-Osteotomie. Bisherige Untersuchungen zu den drei Verfahren hätten keine bedeutsamen Unterschiede in den Ergebnissen aufgedeckt, allerdings sei die wissenschaftliche Qualität der Studien nicht sehr hoch gewesen.

Erland Hermansen, Orthopäde an der Haukeland-Universitätsklinik in Bergen, hat mit seinem Team die Wirksamkeit der drei Techniken in einer randomisierten klinischen Studie verglichen. Beteiligt waren 437 Patienten im medianen Alter von 68 Jahren mit symptomatischer, radiologisch gesicherter lumbaler Spinalstenose ohne Spondylolisthesis. 146 wurden einer unilateralen, 142 einer bilateralen Laminektomie und 149 einer Processus-spinosus-Osteotomie zugeteilt. Primärer Endpunkt waren die postoperativen Veränderungen im Oswestry Disability Index (ODI), der von 0 (Optimum) bis 100 reicht. Als Erfolg galt eine Reduktion der ODI-Punktzahl nach zweijährigem Follow-up um mehr als 30 % gegenüber dem Ausgangswert.

24 Monate nach unilateraler Laminektomie lag der ODI-Wert im Mittel um 17,8 Punkte niedriger als der Startwert von 38,5 Punkten in dieser Gruppe. Nach bilateraler Laminektomie betrug die Reduktion 18,7 von ausgangs 40,2 Punkten, und nach Osteotomie des Processus spinosus sank der ODI-Wert um 21,0 Punkte von präoperativ 36,6 Punkten. Die Erfolgsschwelle wurde mit allen drei Methoden überschritten, ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Verfahren bestand nicht.

Das galt grundsätzlich auch für die sekundären Endpunkte: Rücken- oder Beinschmerzen, den subjektiv empfundenen Nutzen der Operation, den Blutverlust, die perioperativen Komplikationen und die Dauer des stationären Aufenthalts. Eine Ausnahme bildete die längere Dauer des Eingriffs in der Gruppe mit bilateraler Laminektomie (123,9 min versus 95,7 min bei unilateraler Laminektomie und 92,9 min bei Processus-spinosus-Osteotomie).

Fazit: "In der vorliegenden Untersuchung von chirurgisch behandelten Patienten mit Spinalkanalstenose waren keine Differenzen in der Wirksamkeit der drei hauptsächlich eingesetzten minimalinvasiven posterioren Dekompressionstechniken festzustellen", so Hermansens Team. Auch die Komplikationsraten hätten sich nicht unterschieden, die Eingriffsdauer indessen schon.

Hermansen E et al. Comparison of 3 Different Minimally Invasive Surgical Techniques for Lumbar Spinal Stenosis A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2022;5(3):e224291