Zusammenfassung
Im Zuge der Energiewende geht der Ausbau der alternativen Stromerzeugung in Deutschland mit hohem Tempo voran. Damit sind steigende Umlagen für die Förderung der Erneuerbaren sowie zunehmende Entgelte für den unvermeidlichen Ausbau der Stromnetze verbunden. Vor diesem Hintergrund untersucht der vorliegende Beitrag das Spannungsfeld zwischen der Befürwortung des Ausbaus der Erneuerbaren und den damit verbundenen Kosten auf Basis einer Erhebung unter mehr als 7500 Haushalten aus dem Sommer 2017 und vergleicht die Ergebnisse mit früheren Erhebungen aus den Jahren 2013 und 2015. Es zeigt sich, dass die grundsätzliche Befürwortung der Förderung erneuerbarer Energietechnologien nach wie vor sehr hoch, aber die Zahlungsbereitschaft für grünen Strom im Zeitverlauf gesunken ist. Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage nach der Akzeptanz der Bürger für die als Folge der Energiewende weiter wachsenden Belastungen.
Abstract
Germany’s Energiewende implies increasing surcharges for the promotion of green electricity generation technologies. Against this background, based on a survey among more than 7500 households conducted in the summer of 2017, this article empirically investigates the resulting cost burden for private households, as well as the willingness to pay for green electricity, and compares the results with those originating from former surveys of the years 2013 and 2015. Among the key results is that, in principle, the support for renewable energy technologies is still very high, but the willingness to pay for green electricity decreased between 2013 and 2017. Given this result, it is questionable whether citizens accept a further growing burden due to Germany’s Energiewende.
Notes
Mit den vier Kopernikus-Projekten möchte die Bundesregierung die Forschung zur Energiewende vorantreiben. Ziel des Kopernikus-Projektes ENavi ist es, die Energiewende als gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess zu betrachten und dessen Wirkungen und Nebenwirkungen aufzuzeigen (siehe https://www.kopernikus-projekte.de/projekte/systemintegration). Mehr Informationen zum Projekt ENavi und weitere Veröffentlichungen finden sich unter www.rwi-essen.de/ENavi.
Es wurden vier der neun Originalfragen verwendet, die von Diekmann und Preisendörfer (1998) vorgeschlagen wurden. Sie decken alle Sphären der Skala ab: affektiv, kognitiv und konativ. Die gekürzte Version erzielt ein Cronbach Alpha in Höhe von 0,762. Diese nach Lee Cronbach (1951) benannte Maßzahl für die interne Konsistenz einer Skala kennzeichnet das Ausmaß, in dem die Fragen einer Skala miteinander in Beziehung stehen.
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Danksagung
Für wertvolle Vorarbeiten danken wir Mandy Kurth und Christian Stehr.
Förderung
Der innogy-Stiftung danken wir für die Finanzierung der Erhebung im Rahmen der Kooperation dynamis und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die finanzielle Unterstützung im Rahmen des Kopernikus-Projekts ENavi (Förderkennzeichen: 03SFK4B0) sowie im Rahmen des Projekts AKZEPTANZ (Förderkennzeichen: 01 UN 1203C, Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“).
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Frondel, M., Sommer, S. Schwindende Akzeptanz für die Energiewende? Ergebnisse einer wiederholten Bürgerbefragung. Z Energiewirtsch 43, 27–38 (2019). https://doi.org/10.1007/s12398-018-0240-4
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