1 Einleitung

Gleich am Anfang des Handbuchs „Journalismus-Theorien“ stellen die Herausgeber (Löffelholz und Rothenberger 2016, S. 16) eine quasi „fragende“ Feststellung: „Digitalisierung und Cyberspace, Online-Kommunikation und Internet, Medienkonvergenz und Multimedia, Globalisierung und kulturelle Synchronisation, Segmentierung und Content-Produktion, Kommerzialisierung und Trivialisierung – alles neu, alles anders?“

Dieses Statement weist einerseits darauf hin, dass sich im Bereich des Journalismus mittlerweile bedeutsame Veränderungen vollzogen haben. Gleichzeitig lässt sich daraus andererseits aber auch schließen, dass die Grundaufgaben des Journalismus trotz äußerlicher Veränderungen im Wesentlichen dieselben geblieben sind. Die zentrale Aufgabe und Rolle des Journalismus ist es, weiterhin der Gesellschaft ausreichend „Selbstbeobachtungsinformationen“ zur Verfügung zu stellen. Diese ermöglichen es einzelnen Personen, diversen Untergruppierungen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen eine Orientierung im gesellschaftlichen Ganzen zu finden. Zudem stellen die vielfältigen journalistischen Informationen in demokratischen Gesellschaftsformen die Basis für politische Entscheidungsprozesse dar.

Auch Morenos soziometrischer Ansatz ist von der Idee getragen, den einzelnen Untergruppierungen einer Gesellschaft dazu zu verhelfen, sich in der Gesamtgesellschaft zu verorten. Er hoffte konkret durch seine „politische Soziometrie“ in „den Massen einen hohen Grad an ‚soziometrischem Bewusstsein‘ zu entwickeln, das heißt, Kenntnis der Struktur sozialer Gruppen …, insbesondere der Gruppen denen sie unmittelbar angehören“ (Moreno 1981, S. 216) zu vermitteln. Ein weiteres Ziel dabei ist „die Massen dazu ermutigen, auf der ihrer zugrundeliegenden, dynamischen Struktur entsprechenden Veränderung der rechtlichen, sozialen, politischen und kulturellen Ordnung zu beharren“ (ebda, S. 216). Zudem formulierte Moreno es als ein konkretes Ziel des Soziodramas: „für alle Mitglieder erzieherisch, aufklärend und anspornend zu sein“ (ebda, S. 220). Das heißt, aus soziometrischer Sicht ist dieses „Wissen bzw. Erkennen“ der eigenen Position im Ganzen die Voraussetzung für ein Erreichen eines allgemein befriedigenden gesellschaftlichen kommunikativen Miteinanders.

Moreno war sich bereits in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts über die bedeutende Rolle des Journalismus als wesentlicher Informations-Übermittler der gesellschaftlichen Kommunikation als auch über deren Komplexität bewusst: „Es liegt auf der Hand, dass die Beziehung zwischen den Netzwerken und den modernen technologischen Einrichtungen zur Verbreitung von Ideen, Meinungen und Nachrichten – der Presse, des Films und des Radios – von grundlegender Bedeutung ist … Es wäre interessant zu untersuchen, welchen Einfluss die technologischen Netzwerke, die Presse und das Radio zum Beispiel, tatsächlich auf die psychosozialen Netzwerke, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt nehmen“ (ebda, S. 201).

Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass maßgebliche Veränderungen der aktuellen „technologischen Einrichtungen zum Verbreitung von Ideen“ auch Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft beziehungsweise deren soziometrische Struktur haben dürften. Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden, wobei gleichzeitig aufgrund des vorgegebenen knappen Rahmens sowie der Komplexität der Thematik natürlich einschränkend auf den kursorischen Charakter der Ausführungen hingewiesen werden muss. Zudem werden dabei neben der psychodramatisch-soziometrischen Perspektive auch ganz individuelle Aspekte aus meiner persönlichen „Bürgerrolle“ einfließen.

2 Zentrale Aspekte des Wandels im Journalismus und der Medien

Der Journalismus-Forscher Haller (2017, S. 19) konstatiert im Hinblick auf politische Fernsehinterviews eine zunehmende qualitative Veränderung: „Im Fortgang der letzten zwei Jahrzehnte ging auch im deutschen Fernsehen … der Anteil an kritisch intonierten Interviews deutlich zurück: immer weniger überprüfende Nachfragen, immer seltener Gegenargumente und immer häufiger seichtes Gerede.“

Diese Entwicklung wird in Diskussionen von JournalistInnen häufig in zweierlei Hinsicht gedeutet: einerseits als Auswirkung der elektronischen Informationstechnologien und andererseits als Folge des zunehmenden ökonomischen Drucks, der durch die Entwicklung der modernen Nachrichtentechnologien noch zusätzlich verstärkt wurde.

Auer (2016, S. 489) beschreibt, dass „das technische Potenzial des Internets und seine Nutzung … zu Grenzverschiebungen geführt“ haben. Konkret führt sie diesbezüglich ein ganzes Bündel unterschiedlicher Veränderungen an und spricht von „funktionalen Entgrenzungen zwischen Journalismus und anderen Formen öffentlicher Kommunikation wie Public Relations oder Unterhaltung, strukturellen Entgrenzungen auf der Ebene der Rollenkonzepte, Verschiebungen im Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit, Veränderungen im Verhältnis von Individual- und Massenkommunikation sowie der Flexibilisierung von Raum, Ort und Zeit“.

Eine ganz wesentliche aktuelle Veränderung im Journalismus betrifft dabei die zunehmende Auflösung des klassischen Rollenkonzepts: Die „klassischen JournalistInnen“ früherer Prägung haben demzufolge mittels ihre Recherche wichtige Informationen für die RezipientInnen beziehungsweise KonsumentInnen produziert und gleichzeitig auch moderierend sortiert. Durch das Aufkommen des Internets und die starke Verbreitung der Social-Media-Kommunikation seit ca. 2005 habe sich ein neues Verhältnis zwischen der Rolle der JournalistInnen auf der einen und den Informations-KonsumentInnen auf der anderen Seite herausgebildet. Auer (ebda., S. 497) spricht in dieser Hinsicht von einer „Auflösung der klassischen Grenze zwischen Kommunikator und Rezipient“. Dadurch werde in weiterer Folge „der Nutzer selbst zum Produzenten und Informationsvermittler … und damit zu einer mit Journalisten konkurrierenden Quelle“ und verändere so „nachhaltig die bisherigen Rollenkonzepte sowie die bislang recht strikt durchgehaltene Trennung von Kommunikator und Rezipient.“

Als zweite wesentliche Veränderung im Journalismus und den Medien wird eine zunehmende Ökonomisierung beschrieben, welche durch die kommunikationstechnologischen Veränderungen durch das Internet noch zusätzlich beschleunigt und verstärkt wird: „Denn die Einführung und zunehmende Etablierung des Internets … hat einen globalen Strukturwandel der Massenmedien ausgelöst. Mittlerweile ist aus dem anfänglichen Randmedium mit unvergleichlichem Tempo ein bedeutendes Informations- und Interaktionsmedium geworden … Dadurch wird nicht zuletzt auch eine Extensivierung des ökonomischen Einflusses auf Medien und Journalismus begünstigt … Die den Journalismus westlicher Mediensysteme ohnehin prägende ‚eingebaute Schizophrenie‘ … welche die journalistische Arbeit zwischen Sozialverantwortung und Profitorientierung existenziell bestimmt … scheint sich unter den Online-Bedingungen der Auflösung tradierter Grenzziehungen auf eine neue Ebene hin zu bewegen“ Loosen (2016, S. 178).

Renger (2017, S. 32 f.) berichtet, dass eine „Dynamik steter Veränderung“ in den letzten Jahren zu einer Situation geführt hat, die den „Journalismus als Handlungssystem … im Kräftespiel zwischen Markt, Macht und Medien … im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und ökonomischen Unternehmenszielen immer heftiger hin- und herpendeln lässt“. Dieser Umstand erschwere es dem Journalismus zunehmend, seine Rolle „als ‚Pfleger‘ gesellschaftlicher Werte“ (a. a. O. S. 36) wie bisher gewohnt wahrzunehmen.

Im Folgenden sollen diese zwei zentralen beschriebenen Veränderungen im Journalismus und im Medienbereich näher betrachtet und auch aus psychodramatischer Sicht speziell im Hinblick auf allgemeinere gesellschaftliche Auswirkungen hin untersucht werden. Aus Verständnisgründen werden vorab noch einige Erläuterungen zum begrifflichen Hintergrund der Soziometrie vorangestellt.

3 Zentrale soziometrische Sichtweisen von Gesellschaft mit Blick auf den Journalismus

Morenos Unterscheidung in eine Oberflächen- und eine Tiefendimension von Gesellschaften kann als ein zentraler struktureller soziometrischer Ansatz gesehen werden: „Die menschliche Gesellschaft hat eine eigene Struktur, die nicht identisch ist mit der sozialen Ordnung oder der Regierungsform die gerade herrscht … Die Bemühungen um Heilung müssen sich daher um die Strukturen der soziometrischen Matrix kümmern, wenn eine dauerhafte und wahrhaftige Lösung der sozialen Übel erreicht werden soll“ Moreno (1991, S. 28).

Während die Oberflächenstruktur einer Gesellschaft anhand der sichtbaren formalen Abläufe und wesentlichen sozialen Interaktionen direkt sichtbar ist, wirkt die Tiefenstruktur oder die „soziometrische Matrix“ dagegen auf einer informellen Ebene: „Sie wirkt unter dem formalen sozialen Gefüge, das es beeinflusst, und durch das es beeinflusst wird“ (Moreno 1991, S. 25). Die konkrete „soziale Wirklichkeit“ bezeichnet Moreno (1981, S. 177) immer als eine „Kompromissform“ der beiden Dimensionen und weist demnach je nach konkreter Ausgestaltung reifere oder unreifere Züge auf: „Je größer der Gegensatz zwischen der offiziellen Gesellschaft und der soziometrischen Matrix ist, umso intensiver sind die sozialen Konflikte und Spannungen zwischen ihnen … Soziale Konflikte steigen direkt proportional zur soziodynamischen Differenz zwischen offizieller Gesellschaft und soziometrischer Matrix“ (ebda., S. 177).

Bei genauerem Hinsehen lässt sich beim Verhältnis beider Dimensionen ein komplexes Kräftespiel weiterer Momente auf verschiedenen Ebenen erkennen, wie beispielsweise zwischen offenen, rationalen versus verborgenen, telischen Aspekten. Moreno (1981, S. 63) verweist auf den Umstand, dass „zwischen dem offenkundigen und dem verborgenen Verhalten der Mitglieder (einer Gruppe, Anmerkung des Autors) eine große Diskrepanz besteht, dass sie sich im ständigen Konflikt zwischen offenkundigen und verborgenen Bedürfnissen, offenkundigen und verborgenen Wertesystemen befinden“. Ein zusätzliches Spannungsfeld ergibt sich dadurch, dass „die Individuen gelegentlich von kollektiven Bestrebungen gelenkt werden, welche die Gruppe neuerlich aufspalten“ (ebda., S. 63).

Moreno ging davon aus, mittels konkreter soziometrischer Testverfahren sowie durch Aktionsmethoden die Dynamik von kleineren und größeren Gruppen beeinflussen zu können. Trotz der zahlreichen Bemühungen Morenos, die Struktur der Gesellschaft zu erfassen, wird zu Recht kritisiert, dass er „entgegen seinem Anspruch, mit seinen Konzepten von Rollen und Begegnung jedoch beim mikrosoziologischen Ansatz hängen geblieben ist, Denkansätze zur Beeinflussung großer Gesellschaftsstrukturen fehlen“ (Novy 2014, S. 175).

Daher ist Novys Vorschlag, den Moreno’schen Ansatz durch soziologische Konzepte zu erweitern, einiges abzugewinnen. Sie verweist konkret auf den Ansatz von Bourdieu (2015, S. 59), der drei sich „gegenseitig transfigurierende“ soziologische Grunddimensionen beschreibt. Demzufolge bezieht sich gesellschaftliche Kommunikation immer auf „soziale, kulturelle und ökonomische“ Aspekte. Diese drei soziologischen Elemente könnte man durchaus mit zentralen soziometrischen Ideen verknüpfenFootnote 1. Dies erscheint vor allem deswegen sinnvoll, weil die „klassischen“ soziometrischen Aspekte der Wahl, der Ablehnung bzw. der Neutralität sich in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen zumeist wohl nur in einer impliziten Form finden und erheben lassen. Die Idee der Wahl- und Ablehnungen ist im Kontext der soziometrischen Theorie und Praxis von Gruppen und kleineren Gesellschaftsstrukturen zu verstehen und stellt eine entsprechende Vereinfachung dar. Das ergänzende soziometrische Konzept der diskreteren, emotionalen Tiefenströmungen scheint dagegen im Hinblick auf die Erfassung größere gesellschaftliche Strukturen adäquater zu sein, ein Umstand, den Moreno vermutlich bereits angedacht hatte: „Die Matrix eines Soziogramms kann in ihrer einfachsten Form aus Wahl‑, Ablehnungs- und Neutralitätsstrukturen bestehen. Sie kann des Weiteren in die emotionalen und ideologischen Strömungen unterteilt werden, die diese Anziehungs- und Ablehnungsmuster durchkreuzen“ Moreno (1981, S. 273). Meiner Ansicht nach ist es bei der Betrachtung größerer gesellschaftlicher Strukturen sinnvoll und zielführend, die Idee der emotionalen- und ideologischen Strömungen mit dem Konzept von Bourdieus soziologischen Grunddimensionen verknüpfen.

Jedenfalls ist davon auszugehen, dass der Journalismus als die zentrale Informationsquelle über maßgebende soziale, kulturelle und ökonomische Aspekte einer Gesellschaft fungiert. Wie oben bereits angesprochen bilden die journalistischen Nachrichten die Basis für eine Vielzahl an dynamischen gesellschaftlich-soziometrischen Positionierungen, beginnend beim einzelnen Individuum und reichen über diverse Untergruppen, z. B. unterschiedliche kulturelle Klassen, bis hin zu Nationen und Ethnien herauf. Zudem werden ständig aktualisierte Informationen über relevante Ereignisse, Entscheidungen oder deren Auswirkungen aus den drei soziologischen Grunddimensionen produziert, die dann eine erneute soziometrische Verortung der diversen Unterstrukturen im gesellschaftlich Ganzen ermöglichen.

Aus einer soziometrischen, demokratischen Sicht wäre es wünschenswert und wichtig, dass die Gesellschaft eine ausgewogene, möglichst objektive Information über zentrale Fragen und Ereignisse in sozialer, kultureller und ökonomischer Sicht durch den Journalismus zur Verfügung gestellt bekommt. Neben Berichten über den Bereich der gesellschaftlichen Oberflächenstruktur sollten dabei gleichzeitig auch ausreichend Aspekte der Tiefenstruktur Berücksichtigung finden, wie beispielsweise ganz konkrete emotionale und ideologische Strömungen hinsichtlich bestimmter Themenbereiche. Zudem erhöht die Darstellung von Sichtweisen und Perspektiven unterschiedlicher Gruppierungen die Chance auf eine möglichst breite Kooperation. Eine möglichst adäquate Schilderung der Position der Anderen stellt eine Voraussetzung für einen „inneren“ Rollentausch zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Untergruppen dar. Der Idee des psychodramatischen Begegnungsbegriffs folgend können darauf aufbauend zunehmend eigene Normen oder weltanschauliche Werte relativiert und in einem gemeinsamen Handeln neu adaptiert oder angemessen verändert werden.

4 Auswirkungen des Wandels im Journalismus und Medienbereich

4.1 Veränderungen der klassischen Rollenverhältnisse im Journalismus

Wie oben beschrieben hat sich in den letzten Jahren eine bedeutsame Veränderung im Rollenverhältnis zwischen Journalist und Rezipient vollzogen. Dadurch haben sich die aktiven Handlungsmöglichkeiten der zuvor eher passiven RezipientInnen deutlich erhöht. Loosen (2016, S. 186) spricht von Entgrenzungen der traditionellen Rollen, die letztendlich „in der Summe zu gewandelten Formen der Publikumsinklusion im Journalismus führen“.

Diese Rollenerweiterungen der modernen „User“ lassen aus soziometrischer Sicht spontan auf das Entstehen neuer kommunikativer Chancen und Möglichkeiten hoffen. Gerade die gemeinsame aktive Bereitstellung von gesellschaftlichen Selbstbeobachtungsinformationen könnte als ein Ausdruck eines wünschenswerten erweiterten kooperativen gesellschaftspolitischen Handelns verstanden werden. Entgegen derartigen Hoffnungen auf eine Erweiterung der gesellschaftlichen Kommunikation werden jedoch aktuell im Journalismus zunehmend problematische gesellschaftspolitische Konsequenzen aufgrund der veränderten Rollenverhältnisse vermutet, wie z. B. dem starken Aufkommen des Populismus oder einer generellen gesellschaftlichen Radikalisierung.

So stellt beispielsweise Brodnig (2016, S. 12) in Bezug auf das Internet fest: „Ausgerechnet im modernsten Kommunikationstool, das uns zur Verfügung steht, werden diese rückwärtsgerichteten Denkmuster wieder stark sichtbar: Der Aberglaube erlebt eine Renaissance, sowohl auf den Verschwörungstheorieseiten auf Facebook als auch auf Webseiten, die so tun, als könne man die Welt besser mit ganz viel Phantasie als mit wissenschaftlicher Methodik durchblicken.“

Als einen der Gründe für diese problematische Entwicklung betrachtet Brodnig (ebda, S. 100 f.) den Umstand, dass durch die neuen technologischen Möglichkeiten des Internets es gerade „Getriebene“ und „aufdringliche User“ leichter hätten als rational und umsichtiger agierende: „Technisch werden nämlich jene bevorzugt, die einfach die anderen zutexten statt zuhören wollen“. Deshalb konstatiert sie weiters, dass „das Internet – speziell die Diskussionsräume im Web – bietet oft überhaupt keine egalitären Bereiche. Häufig sind aufdringliche User sichtbarer als zurückhaltende.“ In ihrer Studie über Hass im Internet bzw. im Social-Media Bereich differenziert sie zwei idealtypische „Problemrollen“ (ebda, S. 39): die des „Trolls“ und die des „Glaubenskriegers“.

„Trolle“ (der Begriff leitet sich vom englischen „trolling“ ab) werfen permanent „fingierte Köder“ aus, das heißt, sie versuchen über kommunikative Köder, andere User zu Reaktionen zu bewegen. An einer ernsthaften inhaltlichen Auseinandersetzung sind sie jedoch gar nicht interessiert. Eines der Grundmotive des Internet-Trolls ist es nach Brodnig, die „Mitmenschen zur Weißglut“ zu bringen und sich in einer sadistischen Schadenfreude daran zur ergötzen. Für diese Personengruppe stellen die modernen Online-Möglichkeiten offenbar ein ideales Vehikel für das Ausagieren eigener Frustrationen und offenbar „unreifer“ psychischer Konflikte dar. Diese „Figur“ ist zurzeit in den Online-Medien unverhältnismäßig oft und häufig vertreten: „Meiner Ansicht ist genau diese Tatsache ein tragischer Aspekt am Internet: Dass dieses Tool … derzeit ausgerechnet von jenen missbraucht wird, die andere für ihre Belustigung drangsalieren“ (ebda, S. 49).

Die zweite Problemrolle nach Brodnig ist die des sogenannten „Glaubenskriegers“: „Ich nenne diese Menschen ‚Glaubenskrieger‘. Sie zeichnet aus, dass sie restlos überzeugt sind von einer Idee und keinen Widerspruch mehr dulden, dass sie aggressiv und herabwürdigend gegen alle vorgehen, die eine andere Sichtweise einnehmen … Es ist durchaus kein Zufall, dass ich bei solchen … Internetnutzern von Glaubenskriegern spreche. Diese martialische Sprache wird von ihnen selbst angewendet: Einige Facebook-Kommentatoren warnen bereits von einem ‚Bürgerkrieg‘ … Die Glaubenskrieger sehnen eine Konfrontation regelrecht herbei“ (ebda., S. 56 f.).

Brodnig vermutet meiner Ansicht nach durchaus zurecht, dass die kommunikativen Rahmenbedingungen der Kommunikation – insbesondere die Anonymität und das Fehlen einer direkten „face to face“ Antwort – maßgeblich an der Entstehung dieser Probleme beteiligt sein dürften. Ohne ein moderierendes Korrektiv einer eines personalen Gegenübers scheinen sich gerade die emotionalen Standpunkte eher zu verschärfen und zu radikalisieren. Aus gruppendynamischer Sicht könnte man in diesem Zusammenhang an kritische, konflikthafte „Storming-Phasen“ denken.

Auf weitere aktuelle gruppendynamisch anmutende Auswirkungen der neuen Publikumsinklusion im Journalismus weist Renger (2017, S. 31) in seiner Reflexion über die Berichterstattung anhand der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Amok-Laufs eines 18-jährigen Einzeltäters im Münchner Olympiapark am 22. Juli 2016 hin. Dort wurde letztlich aufgrund von überstürzten, übertriebenen veröffentlichten Befürchtungen und Meldungen der gesamte öffentliche Verkehr unnötigerweise eine Zeit lang lahmgelegt. Wesentliche Ursache dafür waren unter anderem auch durch Soziale Medien übermittelte „bedrohliche“ Nachrichten. Wie Büschner et al. (2016) berichten, entstand in „Windeseile … eine Informationsmixtur aus Fakten, Spekulationen und Halbwahrheiten, die sich über die Netzwerke verbreiteten. Die Lage wird immer übersichtlicher. Und so kommt es, dass sich in manchen Gegenden Münchens eine gewisse Panik entwickelt … Am Stachus werde auch geschossen, ging das Gerücht“.

Renger verweist ergänzend darauf, dass an dieser „überdramatisierten“ Situation neben den Social-Media-Nachrichten auch die klassischen journalistischen Quellen mitverantwortlich gewesen sind: „Die üblicherweise von Objektivität und Ausgewogenheit getragenen Stimmen … mussten angesichts der … sich überstürzenden Ereignisse im Wettlauf mit der Instant-Information auf den Social-Media-Kanälen notgedrungen teilweise in die Knie gehen. So berichtete selbst die Süddeutsche Zeitung … bis kurz nach Mitternacht online von einer ‚aktuellen Terrorlage‘“. Renger (2016, S. 32) fordert deshalb: „das Verhältnis zwischen spontaner oder bewusst lancierter Facebook- bzw. Twitter-Kurzinfo und gewissenhaft recherchierter journalistischer Nachricht … offen und intensiv zu diskutieren.“

4.2 Veränderungen durch zunehmende Ökonomisierung und neuen technischen Möglichkeiten der Medien

Die zweite wesentliche Veränderung im Journalismus und den Medien, die der zunehmenden Ökonomisierung, lässt sich bereits anhand des obigen Beispiels über die Berichterstattung in Zusammenhang mit dem Münchner Amoklauf erahnen. Der von Renger dort beschriebene „Wettlauf“ der verschiedenen Medien untereinander wurde in den letzten Jahren durch das Aufkommen der neuen Informationstechnologien deutlich verschärft. Aufgrund der enormen Breite und Vielfalt an potentiell verfügbaren Informationen aus den verschiedensten Bereichen herrscht zurzeit eine noch nie dagewesene Konkurrenz der Medien um die Aufmerksamkeit der KonsumentInnen. Die Anzahl erreichter KonsumentInnen ist vor allem aus werbetechnischer Sicht von hoher ökonomischer Relevanz: „denn Massenmedien verkaufen in ihr die Aufmerksamkeit ihrer Rezipienten an die werbetreibende Wirtschaft. Je höher die Auflage, Quote, die Zahl der ‚Unique User‘ oder ‚Visits‘ – je höher also die generierte, die kumulierte Aufmerksamkeit des Publikums – umso attraktiver der Werberaum, der dann je nach gemessenen Resonanzwerten verpreist wird“ (Rau 2016, S. 670).

In der Diskussion über Konsequenzen und Auswirkungen der zunehmenden Ökonomisierung der Medien sind vermehrt besorgte Stimmen zu vernehmen, die von einer Nivellierung und Verringerung der sogenannten „Qualität“ der Informationen zugunsten von offenbar besser verkäuflichen „Instant-Informationen“ (vgl. Renger 2017, S. 31) sprechen. Gleichzeitig werde dieser Umstand Arnold (2016, S. 551) zufolge in der Medienbranche gleichzeitig aber auch immer noch verdrängt oder beschönigt: „So beschwören Verleger und Chefredakteure zwar fast ritualhaft die hehre Qualität im Journalismus, real wurde jedoch in den letzten Jahren zumeist Personal abgebaut, also an der zentralen Ressource gespart, die für Qualitätsjournalismus nötig ist. Kurzfristige ökonomische Überlegungen scheinen für die meisten Medienunternehmungen nach wie vor wichtiger zu sein als in einer langfristigen Strategie auf einen Markterfolg durch Qualität zu setzten. Was natürlich zuletzt die Frage aufwirft, ob angesichts des Strukturwandels in den Medien und den Schwierigkeiten, Journalismus im Internet zu finanzieren, nicht doch – zumindest für eine Übergangsphase – staatliche Unterstützungsmaßnahmen für Qualitätsjournalismus vor allem bei den Zeitungen in einem gewissen Rahmen sinnvoll wären.“

Das aktuelle Problem des Qualitätsjournalismus ergibt sich also aus mehrerlei Gründen. Einerseits erfordert eine ausgewogene und sachliche Recherche eine entsprechend kostenaufwändige Infrastruktur. Darüber hinaus erscheint offenbar für viele Menschen das Produkt des Qualitätsjournalismus, das heißt eine zumeist eher komplexe, ausgewogene und häufig auch eher nüchterne Präsentation von Informationen in Zeiten des „Infotainment“, offenbar nicht ausreichend attraktiv (einen Umstand, den ich später noch ausführlicher darlegen werde). Unter Berücksichtigung der angesprochenen zunehmenden Ökonomisierung weist daher momentan der sogenannte Boulevard-Journalismus gegenüber dem Qualitätsjournalismus deutliche Vorteile auf. Etwas pointiert formuliert könnte man sagen, dass einfachere und emotionalere Darstellungen sich einfach besser und schneller verkaufen lassen.

Dementsprechend ziehen Burkart und Rußmann (2017, S. 244) in ihrer Untersuchung zur Berichterstattung über die österreichische Wahlkampfkommunikation der letzten vier Jahrzehnte ein kritisches Fazit. Sie berichten, dass aktuell die „Kluft zwischen Boulevard und Qualität unübersehbar“ sei und dass diese Entwicklung zudem „über die Jahrzehnte hinweg mit steigender Tendenz“ zu beobachten ist. Sie kommen zum Schluss, dass sich dadurch in gesellschaftspolitischen Fragen „die Chancen, kraft vernünftiger Argumentation zu einem angemessenen Ergebnis zu gelangen“ (ebda., S. 244) deutlich verringern.

In Anknüpfung an obigen Hinweis bezüglich einer Gefährdung oder Schwächung der „vernünftigen Argumentation“ im gesellschaftspolitischen Diskurs möchte ich noch kurz auf eine neue technische Anwendung im Internet und im Social-Media-Bereich hinweisen: Es geht dabei um den zunehmenden Einsatz von sogenannten „Social-Media-Bots“, das heißt um die zunehmende Verwendung von computergesteuerten künstlichen Stimmen, um damit Meinungen oder inhaltliche Stellungnahmen von konkreten Personen vortäuschen. Ich persönlich stieß im Zuge von Diskussionen über die Ursachen des Ausganges des Brexit-Referendums sowie der US-Präsidentschaftswahl auf Berichte über derartige medientechnisch-politische Praktiken. Bei beiden Wahlen beziehungsweise Referenden sollen „Social-Media-Bots“ politisch strategisch eingesetzt worden sein (vgl. Grassegger und Krogerus 2016). Ergänzt wurde diese Praktik durch eine weitere Neuerung, den Einsatz von sogenannter „psychometrisch basierter“ digitaler Information. Bei diesem Verfahren werden aufbauend auf einer Analyse von individuellen Social-Media-Profilen strategisch geplante und individuell subtil abgestimmte digitale Informationen versendet.

In beiden Fällen geht es nicht (mehr) um „echte“ persönliche Sichtweisen oder Meinungen eines oder mehrerer konkreter Menschen, sondern ausschließlich um von Computern bzw. Algorithmen gesteuerte artifizielle „Stimmen“Footnote 2. Steingart (2016, S. 183) verweist in dieser Hinsicht auf die Gefahr einer „radikalen Schrumpfung des politischen Wirklichkeitsgehalts“, die „den Boden für den Virus des Fiktionalen“ bereite.

5 Psychodramatisch-soziometrische Reflexionen der Veränderungen im Journalismus

Aus psychodramatischer Sicht ist das neue Rollenverhältnis zwischen Journalismus und RezipientInnen von besonderem Interesse. Wie oben dargelegt, zeigen sich im Moment eigentlich wider Erwarten die vorwiegend problematischen Aspekte. Es ist zu vermuten, dass durch die aktuellen Veränderungen die früher eher verborgenen konflikthaften Aspekte der soziometrischen Tiefenstruktur vermehrt sicht- bzw. hörbar werden, gleichzeitig sich jedoch noch kein ausreichend integrierender Rahmen für diese veränderte Kommunikationslage entwickeln konnte. Den Ausführungen Brodigs zufolge nützen zurzeit mehrheitlich und überproportional die sogenannten Problemrollen die Möglichkeiten des Internets. Aus psychodramatischer Sicht ist hier von entsprechenden Bewältigungsrollenmustern auszugehen, die von einem ungemessenen emotionalen Impetus begleitet werden. Auf derartig überzogene Rollenmuster in Zusammenhang von gesellschaftspolitischer Verantwortung hat bereits Moreno (1964, S. 41; zitiert nach Hutter und Schwehm 2012, S. 458) hingewiesen: „Und so sind wir mit zwei Extremen konfrontiert: dem einfältigen, naiven, arglosen Heroen und dem exzessiven, anmaßenden, paralysierten Nichtstuer“.

Bezogen auf die aktuelle Situation im Internet ist zu vermuten, dass der Rollentypus des „naiven, arglosen Heroen“ sich im Wesentlichen mit den beschriebenen Problemrollen von Brodnig deckt, während die „paralysierten Nichtstuer“ entsprechend inaktiv sind und dadurch auch kein moderierendes Korrektiv für die erstgenannte Gruppe bilden können. Durch das Fehlen eines dialogischen Gegenübers und den Umstand der AnonymitätFootnote 3 des Internets kommen so vorwiegend die früher tendenziell mehr verborgenen, konflikthaften soziometrischen Aspekte zu Tage. Aus psychodramatischer und psychotherapeutischer Sicht könnte das Hervorkommen der „verborgenen Dynamiken“ zwar grundsätzlich als Chance betrachtet werden, aber nur dann, wenn Möglichkeiten zu einer aktiven Antwort gegeben sind. Dazu ist jedoch zumindest ein Minimalkonsens einer gemeinsamen und offenen Kommunikation notwendig, die unter den aktuellen Rahmenbedingungen kaum umsetzbar bzw. möglich erscheint.

Zusätzlich fördern auch die technischen Gegebenheiten des Internets bzw. der Social-Media die Tendenz, andere oder konträre Standpunkte einfach zu ignorieren beziehungsweise abzuspalten. So ist es heute üblich geworden, persönlich unangenehme Inhalte oder Standpunkte einfach zu blockieren oder „wegzuklicken“. Dieses wachsende problematische Phänomen wird mittlerweile vielfach unter dem Begriff „Echokammer“ (vgl. Blom 2017, S. 174 ff.) diskutiert. Aus soziometrischer Sicht werden dadurch die Möglichkeiten für eine adäquate Einfühlung in die Position der anderen als auch das Erreichen einer systemübergreifenden Perspektive deutlich eingeschränkt wenn nicht sogar grundsätzlich verhindert.

Im Hinblick auf den Umstand der zunehmenden Ökonomisierung des Journalismus und der Medien wies ich (vgl. Pajek 2016, S. 158 f.) vor kurzem auf den aus demokratischer wie auch psychologischer Sicht problematischen Aspekt der zunehmenden Ausrichtung der Medien nach der Richtlinie der sogenannten „Nachrichten-Wert-Theorie“ hin. Dabei stellte ich dar, dass gerade bei „Boulevard-Medien“ mit hoher Auflagenzahl und Reichweite überproportional einseitig „emotionalisierte“ Berichte und Darstellungen zu finden sind, da eben genau eine solche Darstellung nach den Kriterien der Nachrichtenwerttheorie aus verkaufspsychologischen Gründen Sinn macht. Dieser Theorie entsprechend weisen Nachrichten, die beispielsweise die Momente bzw. Inhalte der/s „Überraschung, Konflikt, lokalen Bezugs, Außergewöhnliches, Normverstöße oder moralische Aspekte“ (ebda, S. 158) beinhalten, einen größeren Werbewert auf. Diese Gesichtspunkte dienen gerade großen Boulevardmedien als maßgebliche Orientierung hinsichtlich der Auswahl und Präsentation der Informationen und Berichte. In Anschluss an Luhmanns (2009, S. 97) Befund „Unruhe wird gegenüber Ruhe aus Gründen des professionellen Könnens der Mediengestalter bevorzugt“, beschrieb ich in weiterer Folge die damit verbundene Problematik einer zunehmenden, einseitigen „emotionalen Aufladung“ in breiten Teilen der Gesellschaft. Aus soziometrischer Sicht lässt sich dies auch dadurch erklären, dass durch die unangemessene, überproportionale Darstellung von konflikthaften Aspekten der gesellschaftlichen Tiefenstruktur bei vielen Menschen der Eindruck von inadäquaten, fehlenden oder sogar feindlichenFootnote 4 gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Oberflächenstruktur) entsteht und ein gesellschaftlich-sozialer Kompromiss für viele dadurch entsprechend unrealistisch wird.

In weiterer Folge ist davon auszugehen, dass dadurch auch entsprechende Bewältigungsmuster ausgelöst werden, die zusätzlich von evolutionsbiologisch verankerten Kampf- und Fluchtmuster gekennzeichnet sind. Diese emotionale Brisanz wird dann durch die neuen technischen Möglichkeiten des Internet der Social-Media noch weiter potenziert und vielfach auch in einer gruppendynamischen Art und Weise verstärkt.

6 Ausblick

An dieser Stelle lässt sich nun zusammenfassen, dass die Veränderungen im Journalismus und der Medienwelt die gesellschaftliche beziehungsweise gesellschaftspolitische Kommunikation doch deutlich beeinflusst haben. Zurzeit sind vorwiegend die problematischen oder „disruptiven“ Auswirkungen dieser mannigfachen Veränderungen sichtbar wie beispielsweise durch den Gesellschaftsphilosophen Byung Chul Han (2016, S. 98 f.) beschrieben: „Das Zuhören hat politische Dimension … Wir hören heute viel, aber verlernen immer mehr die Fähigkeit, Anderen zuzuhören und ihrer Sprache, ihrem Leiden Gehör zu schenken … Der politische Wille, einen öffentlichen Raum, eine Gemeinschaft des Zuhörens, die politische Zuhörerschaft zu bilden, schwindet radikal. Die digitale Vernetzung begünstigt diese Entwicklung.“

Aus einer humanistisch-psychodramatischen Perspektive kann und muss betont werden, dass die neuen technischen Möglichkeiten und weitere Veränderungen wie beispielsweise die beschriebene „Publikumsinklusion“ grundsätzlich aber auch Chancen für eine Verbesserung beziehungsweise Erweiterung der gesellschaftlichen Kommunikation beinhalten.

Dazu wäre es aus soziometrischer Sicht wichtig, dass korrigierende, dialogisch-kommunikative Bemühungen etabliert werden können, um die aktuell häufig radikalisierten emotionalen Tiefenströmungen entsprechend mildernd zu beeinflussen. Durch eine adäquatere, realitätsgerechtere Einfühlung in andere Standpunkte sollten sich dann die Möglichkeiten und Chancen einer Adaption der jeweiligen eigenen Sichtweisen sowohl in emotionaler als auch rationaler Hinsicht deutlich erhöhen. Dadurch können schließlich auch neue Elemente einer gemeinsamen integrativeren kommunikativen Oberflächenstruktur gebildet werden, womit gleichzeitig auch wesentliche Rahmenbedingungen für eine gesellschaftliche Begegnung im Sinne Morenos (1952, S. 160, zitiert nach Hutter und Schwehm 2012, S. 267) erfüllt sind: „Der Handelnde muss z. B. sein eigener Beobachter werden und ein Handelnder für den Beobachter; der Beobachter muss ein Handelnder für den Beobachter werden und sein eigener Beobachter; einer muss mit dem anderen ko-handeln, eine Begegnung geschieht.“

Im gelebten gesellschaftlichen Alltag vollzieht sich die soziometrische Auseinandersetzung angesichts der vielfältigen sozialen, kulturellen und ökonomischen Angelegenheiten und Fragen – über die journalistisch laufend berichtet wird. In dieser Hinsicht kommt dem Journalismus und den Medien die verantwortungsvolle Funktion zu, eine ausgewogene und möglichst dialogische Darstellung dieser Inhalte zu gewährleisten und gerade angesichts der technischen Veränderungen durch das Internet auch für verstärkte moderierende Impulse zu sorgen und so der von Renger (2017, S. 36) geforderten Rolle als „Pfleger gesellschaftlicher Werte“ zu entsprechen.