Zusammenfassung
Kooperationen zwischen Organisationen sind im Bereich der Weiterbildung eine weit verbreitete Praxis, welche durch bildungspolitische Vorgaben, Initiativen und Förderprogramme weiter forciert wird. Weitgehend ungeklärt ist bisher jedoch, welche konkreten Vorteile sich durch Kooperationen im Weiterbildungsbereich tatsächlich realisieren lassen. Im vorliegenden Beitrag wird am Beispiel der Volkshochschulen untersucht, inwiefern es Weiterbildungseinrichtungen durch Kooperationen gelingt, die Teilnahmezahlen in ihren Weiterbildungsveranstaltungen zu erhöhen. Grundlage der Untersuchung ist die Volkshochschulstatistik. Die Analyse basiert auf Panelmodellen, anhand derer kausale Zusammenhänge zwischen kooperativ organisierten Kursen und Teilnahmefälle identifiziert werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass Kooperationen zusätzliche Bildungsangebote ermöglichen und so die Zahl von Teilnahmen erhöhen. Darüber hinaus gelingt es durch Kooperationen bisher nicht zugängliche Teilnahmepotentiale für das Angebot von Volkshochschulen zu erschließen.
Abstract
Cooperation among organisations is a common practice in the area of continuing education. It is facilitated by education policy guidelines, initiatives and funding programs. However, it is still mostly unresolved, which specific advantages are realised by cooperation in the field of continuing education. The following article examines the effect of cooperation among adult education centres in increasing attendance in their continuing education courses. The examination is based on the statistics of adult education centres. The analysis is based on panel data, which help to identify causal connections between courses of cooperation and attendance. The results show that cooperation results in additional educational opportunities and thus increases the attendance numbers. In addition, cooperation among adult education centres holds the potential to attract previously unreached participants.
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Martin, A., Muders, S. Zum Nutzen von Kooperationen für Volkshochschulen. Z Erziehungswiss 21, 383–405 (2018). https://doi.org/10.1007/s11618-017-0779-6
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