Verstopfung ist ein erhebliches Problem bei der Opioidtherapie. Anstatt nur symptomatisch gegenzusteuern, wählt man am besten einen Wirkstoff, der Darm-Nebenwirkungen minimiert.

Eine differenzierte Präparatewahl kann einer opioidinduzierten Obstipation (opioid induced constipation, OIC) vorbeugen: Unter Therapie mit Tapentadol (Tapentadol Libra-Pharm® retard, Palexia® retard) bekommen nur 20% der Patienten eine OIC.

Warum das deutlich weniger ist als unter Äquivalenzdosen anderer stark wirksamer Opioide, wie Morphin oder Fentanyl, erläutert Dr. Axel Menzebach, Regen. Die OIC, wie auch eine verzögerte Magenentleerung, entsteht infolge einer direkten Wirkung an gastrointestinalen µ-Opioidrezeptoren. "Je höher die Affinität des Medikaments ist, desto mehr µ-Rezeptor-induzierte Probleme kann ich im Darm haben."

Tapentadol ist nur gering µ-Rezeptor-affin. Dass Schmerzen trotzdem wirksam gelindert werden, ist darauf zurückzuführen, dass es zugleich als Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer fungiert.

OIC trifft 30-40% der Schmerzpatienten

Als häufigste Opioid-Nebenwirkung betrifft die OIC nach Menzebachs Erfahrung 30-40% der Schmerzpatienten ohne Tumor und im Verlauf fast jeden Krebspatienten. Die Behandlung bei Obstipation folgt einem Stufenschema. Von Quellstoffen wie Weizenkleie, die zusammen mit der Empfehlung, sich viel zu bewegen und ausreichend zu trinken, meist als erstes vorgeschlagen werden, riet der Anästhesist bei Opioidtherapie ab: Das kann die Beschwerden verstärken. Bitter- oder Glaubersalz seien ebenfalls zu meiden. Nach Basismaßnahmen kommen zunächst klassische Laxantien, etwa Macrogol, infrage, auf Stufe III dann Prokinetika und auf der vierten Stufe u.a. µ-Opioidrezeptor-Antagonisten wie Naloxon. Um gezielt die periphere, nicht aber die zentrale analgetische Wirkung zu schwächen, eignen sich speziell periphere µ-Rezeptor-Antagonisten.

Menzebach, A: Opioidinduzierte Obstipation. Webinar, 13. Oktober 2021. Veranstalter: Grünenthal GmbH; Bericht: Dr. Bianca Bach