Zusammenfassung
Blutungsstörungen sind ein häufiges Problem in der jugendgynäkologischen Sprechstunde, aber eher selten bei präpubertären Mädchen. Blutungen vor dem neunten Geburtstag werden überwiegend durch lokale Veränderungen verursacht. Sexueller Missbrauch, eine genitale Tumorerkrankung und eine Pubertas praecox müssen jedoch ausgeschlossen werden. Die Ursache für eine primäre Amenorrhö können eine hypothalamisch-hypophysäre Störung, eine primäre Ovarialinsuffizienz oder eine Fehlbildung sein. Störungen der anderen Hormondrüsen, chronische Erkrankungen und Essstörungen können eine primäre oder sekundäre Amenorrhö wie auch eine Oligomenorrhö auslösen. Abnorme uterine Blutungen werden im Jugendalter vorwiegend durch eine Unreife des hypothalamisch-hypophysären Regelkreises oder durch Gerinnungsstörungen hervorgerufen. Strukturelle Veränderungen sind im Jugendalter sehr selten. Mit einer angepassten hormonellen Therapie können abnorme Blutungen reguliert werden.
Abstract
Menstrual cycle irregularities are a frequent problem in adolescent gynecology, but rarely in prepubertal girls. Vaginal bleeding before the age of 9 years is usually caused by local lesions, a genital tumor or precocious puberty. Clinicians may consider etiologies of amenorrhea categorically as hypothalamic or pituitary disorders, outflow tract abnormalities or primary ovarian insufficiency. Other endocrine gland disorders, sequelae of chronic disease and eating disorders may be the cause of primary or secondary amenorrhea as well as oligomenorrhea. The most common cause of abnormal uterine bleeding is immaturity of the hypothalamic-pituitary-ovarian axis or bleeding disorders. Structural abnormalities are uncommon in adolescence. Appropriate hormonal therapy can be used to regulate abnormal bleeding
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B. Delisle: A. Finanzielle Interessen: Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie: Reisekosten, Übernachtung und Honorar für Intensivkurs; Ärztekammer Hessen: Reisekosten, Übernachtung, Honorar; Online-Vortrag: Honorar Gynäkologie und Geburtshilfe aktuell. – Beraterin für Fa Johnson & Johnson 2018, wissenschaftlicher Beirat; Beraterin für Gedeon Richter Pharma GmbH 2020, wissenschaftlicher Beirat. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Berufliche Tätigkeit: bis 31.03.2020 angestellte Fachärztin in Teilzeit in der Praxis Dr. Schloßberger, München | Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie, bis März 2021 Mitglied des Vorstands, Referentin bei Seminaren, Publikationen | Mitgliedschaft: Berufsverband der Frauenärzte.
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Wissenschaftliche Leitung
Bettina Toth, Innsbruck
Michael von Wolff, Bern
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Welche Aussage über eine präpubertäre Blutung ist richtig?
Blutungen in den ersten 3–4 Wochen nach der Geburt sind immer pathologisch.
Bei der zentralen Pubertas praecox kann in den meisten Fällen eine Ursache gefunden werden.
Eine unbehandelte Hypothyreose kann eine Pseudopubertas praecox auslösen.
Tumoren des zentralen Nervensystems lösen eine periphere Pubertas praecox aus.
Die meisten genitalen Blutungen beim präpubertären Mädchen werden hormonell ausgelöst.
Ein 5‑jähriges normal entwickeltes Mädchen wird Ihnen vorgestellt wegen intermittierenden blutigen Ausflusses und Schmerzen im Bereich der Vulva. Welche Diagnose ist unwahrscheinlich?
Vaginaler Fremdkörper
Vulvovaginitis
Genitale Tumoren
Pubertas praecox
Sexueller Missbrauch
Wie ist die Pubertas praecox definiert?
Durch Auftreten von sekundären Geschlechtsmerkmalen vor dem 8. Geburtstag
Durch eine Blutung vor dem 8. Geburtstag
Durch eine Thelarche, die früher als bei der Mutter war
Durch eine Menarche, die früher als bei der Mutter war
Durch Auftreten von Schambehaarung vor dem 9. Geburtstag
Eine 16-jährige Patientin kommt zur Abklärung einer primären Amenorrhö zu Ihnen. Die Patientin ist normalgewichtig, hat leichte Akne, keine chronischen Krankheiten. Thelarche und Pubarche waren vor einem Jahr. Die Hormonwerte sind unauffällig. Welche Verdachtsdiagnose ist am wahrscheinlichsten?
Hypothyreose
Ullrich-Turner-Syndrom
Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom
Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung
Syndrom polyzystischer Ovarien
In welchem Fall liegt eine Störung der Pubertätsentwicklung vor?
Wenn bis 12 Jahre keine Brustentwicklung auftritt
Wenn ein Pubertätsstillstand länger als 12 Monate vorhanden ist
Wenn 5 Jahre nach der Thelarche keine Menarche eintritt
Wenn bis zum 15. Geburtstag keine Menarche eintritt
Wenn nur eine spärliche Genitalbehaarung vorhanden ist
Welche der folgenden Aussagen trifft bei einem normalen Zyklus im Jugendalter zu?
Die normale Spannbreite des Zyklusintervall ist 21–45 Tage.
Die normale Zykluslänge ist 3–7 Tage.
Der durchschnittliche Blutverlust beträgt 80–100 ml/Zyklus.
Ein Blutverlust von mehr als 100 ml/Zyklus spricht für eine Hypermenorrhö.
Die normale Spannbreite des Menarchealters beträgt 10–18 Jahre.
Welche Aussage zum Syndrom polyzystischer Ovarien („polycystic ovary syndrome“ [PCOS]) ist korrekt?
PCOS ist ein seltenes Krankheitsbild.
Bei PCOS ist der LH/FSH-Quotient erniedrigt (LH luteinisierendes Hormon; FSH follikelstimulierendes Hormon).
Im Jugendalter sind polyzystische Ovarien ein wichtiges Unterscheidungskriterium.
Patientinnen mit PCOS sind immer adipös.
Ein typisches Zeichen für PCOS sind Zyklusstörungen.
Welche Aussage über eine Hyperandrogenämie im Jugendalter trifft zu?
Diese ist sehr selten.
Diese ist ein Symptom beim Syndrom polyzystischer Ovarien.
Diese macht in der Regel keine Zyklusstörungen.
Diese führt immer zur Klitorishypertrophie.
Diese tritt nur bei Adipositas auf.
Ein 14-jähriges Mädchen stellt sich wegen einer seit über 14 Tagen anhaltenden teilweise überregelstarken Blutung vor. Menarche mit 13 Jahren. Welches Vorgehen empfehlen Sie nicht?
Bestimmung eines kleinen Blutbilds mit Gerinnungsfaktoren
Abdominaler Ultraschall
Fraktionierte Ausschabung
Kreislaufstabilisierung
Hormonelle Blutstillung
Welche der folgenden Antworten über die möglichen Ursachen bei einer chronischen Hypermenorrhö im Jugendalter trifft zu?
Pubertas praecox
Pubertas tarda
Schwangerschaft
Hämatologische Erkrankungen
Kombinierte hormonelle Kontrazeptive
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Delisle, B. Blutungsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Gynäkologische Endokrinologie 20, 186–196 (2022). https://doi.org/10.1007/s10304-022-00453-7
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