Die Wirbelsäule im Kindes- und Jugendalter bedarf einer speziellen Betrachtungsweise, um den Gesetzmäßigkeiten des Wachstums des Stütz- und Bewegungsapparates, eingebettet in das Wissen um die Entwicklung des gesamten Organismus, Rechnung zu tragen.

Dazu gehören u. a. Kenntnisse über die Meilensteine der Entwicklung, über die Phasen akzelerierten Wachstums und über wachstumsbedingte Besonderheiten bezüglich der Haltung und der Funktion des Stütz- und Bewegungsapparates.

Die sich verändernden Relationen der Bandscheibe zum Wirbelkörper, die anfänglich sich vom Erwachsenen unterscheidenden Wirbelkörperformen, die richtige Interpretation sowohl der Wachstumskerne als auch der Zeiten der Apophysen- und Epiphysenverschlüsse seien hier stellvertretend genannt.

Stücker geht in seinem Beitrag auf die Besonderheiten der wachsenden Wirbelsäule ein und nimmt Bezug auf normale Entwicklungen sowie Entwicklungsstörungen. Hier wird besonderer Wert auf die verschiedenen Wachstumsphasen und damit veränderten Größenverhältnisse am Organismus gelegt. Es wird auf die Wachstumsprognose eingegangen und es werden verschiedene Entwicklungsstörungen der Wirbelsäule dargestellt und definiert.

Kayser und Harke führen in die manuelle Medizin und Osteopathie der wachsenden Wirbelsäule ein und zeigen das hohe sowohl diagnostische als auch therapeutische Potenzial dieser Methoden auf. In diesem Artikel werden Begrifflichkeiten klar definiert, wissenschaftliche Aspekte der zugrunde liegenden theoretischen Konzepte erläutert und es werden klinisch-praktische Aspekte dargestellt und diskutiert.

In weiteren Artikeln wird auf die skoliotischen Deformitäten der Wirbelsäule im Kindes- und Jugendalter eingegangen. Wert wird hier vor allem auf die diagnostische Vorgehensweise, die Besonderheiten der einzelnen Krankheitsbilder und auf die Hilfen zur Indikationsstellung bezüglich konservativer und operativer Therapie gelegt.

Seifert et al. erarbeiten einen Überblick über die idiopathischen und damit häufigsten Skoliosen im Kindes- und Jugendalter. Sie erläutern sehr praxisbezogen die diagnostische Herangehensweise, die Indikation zur Vorgehensweise, die Art der konservativen Therapie sowie die Indikation und Techniken der operativen Therapie.

Putzier et al. geben einen Überblick über neuromuskuläre Skoliosen und deren vielfältige Ursachen. Dabei werden Besonderheiten neuromuskulärer Skoliosen an sich als auch bezogen auf die zugrunde liegenden Krankheitsbilder diskutiert. Wichtig sind hier die Möglichkeiten und die Grenzen der konservativen Therapie sowie die Indikation zur operativen Vorgehensweise bei diesen Kindern mit doch oft ausgeprägten Behinderungen.

Die besondere Gruppe der kongenitalen Skoliosen wird aufgearbeitet und diskutiert

Die besondere Gruppe der kongenitalen Skoliosen wird von Fekete et al. aufgearbeitet und diskutiert. Hier wird ein Überblick gegeben über die verschiedenen Formen. Wert gelegt wird auf prognostische Kriterien, da gerade bei diesen Krankheitsbildern in speziellen Fällen ein sehr frühes operatives Eingreifen segensreich sein kann, um später ausgedehntere operative Maßnahmen vermeiden zu können.

In den beiden folgenden Artikeln wird auf eher seltene Krankheitsbilder eingegangen, die aber gerade deshalb häufig verkannt oder spät diagnostiziert werden.

Auf das seltene Krankheitsbild der Spondylodiszitis/Spondylitis im Kindesalter gehen Völker et al. ein. Die Besonderheiten der bakteriellen entzündlichen Spondylodiszitis, aber auch spezifischer Infektionen der Wirbelsäule hinsichtlich Diagnostik und Therapie werden anhand der aktuellen Literatur aufgearbeitet und mit eigenen Behandlungsbeispielen anschaulich unterlegt.

Von der Höh et al. arbeiten in ihrem Beitrag die chronisch rekurrierende Osteomyelitis der Wirbelsäule im Kindes- und Jugendalter auf. Sie zeigen, dass es sich um ein seltenes, schwer zu diagnostizierendes Krankheitsbild handelt. In dieser Arbeit werden die Daten der aktuellen Literatur aufgearbeitet und eigene Fälle präsentiert.

Abschließend wird von Jarvers et al. ein Überblick gegeben über die Diagnostik und Therapie von Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule des Heranwachsenden. Die therapeutischen, im Kindesalter überwiegend konservativen Optionen werden ebenso wie die im Adoleszentenalter zunehmenden operativen Indikationen erläutert und diskutiert.

Die Artikel dieses Heftes zeigen eindrücklich zwei Dinge: Erstens, dass eine altersgerechte adäquate Therapie die Gesetzmäßigkeiten der wachsenden Wirbelsäule einschließlich des wachsenden Skelettes berücksichtigen muss. Zweitens ist in so gut wie allen Fällen ein interdisziplinärer und fachübergreifender Dialog notwendig, um individuell patientenbezogen optimale Entscheidungen zu ermöglichen.

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C.-E. Heyde

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D. Jeszenszky