FormalPara Originalpublikation

Lee SH, Lee JY, Choi YY, Lee JG (2019) Laparoscopic appendectomy versus open appendectomy for suspected appendicitis during pregnancy: a systematic review and updated meta-analysis. BMC Surg 19(1):41

FormalPara Fragestellung.

Obwohl eine Schwangerschaft früher als Kontraindikation für die laparoskopische Appendektomie galt, wurden in jüngster Vergangenheit – in Übereinstimmung mit publizierten Leitlinien – laparoskopische Appendektomien bei Schwangeren routinemäßig und erfolgreich durchgeführt. Trotzdem gibt der optimale chirurgische Zugang zur akuten Schwangerschaftsappendizitis weiterhin Anlass zur Diskussion. Daher war es Ziel der aktuellen Metaanalyse, die vorhandene Evidenz hinsichtlich der Sicherheit der laparoskopischen (LA) vs. offenen Appendektomie (OA) bei vermuteter Appendizitis in der Schwangerschaft aufzuarbeiten.

FormalPara Methode.

Hierzu wurden aus den bekannten medizinischen Datenbanken alle Studien zur akuten Schwangerschaftsappendizitis ausgewertet, die klinische Ergebnisse (z. B. Abortraten, Frühgeburtlichkeit, etc.) von LA vs. OA bei schwangeren Patientinnen berichteten und miteinander verglichen. Primärer Endpunkt der Metaanalyse waren die Abort- und Frühgeburtsraten.

FormalPara Ergebnisse.

Insgesamt konnten 22 Studien (19 retrospektive und 3 prospektive Studien) mit 4694 Patientinnen für die Metaanalyse identifiziert werden. Hiervon hatten 905 Patientinnen eine LA und 3789 eine OA erhalten. Die negative Appendektomierate lag zwischen 0 und 42,9 % und die Rate an komplizierten Appendizitiden zwischen 0 und 31,3 %.

Hinsichtlich der primären Endpunkte zeigte sich, dass das Abortrisiko bei der LA gegenüber der OA signifikant höher war (Odds Ratio [OR] = 1,72; 95 %-Konfidenzintervall (KI): 1,2–2,42; p = 0,002). Die „One-study-removed-Analyse“ bestätigte jedoch, dass hierfür maßgeblich der Einfluss einer einzelnen Studie verantwortlich war. Wurde diese ausgeschlossen, zeigte sich hinsichtlich des Abortrisikos kein Unterschied mehr zwischen LA und OA (OR = 1,16; 95 %-KI: 0,68–1,99). Ebenso fand sich in Bezug auf das Frühgeburtlichkeitsrisiko kein signifikanter Unterschied zwischen LA und OA (OR = 0,76; 95 %-KI: 0,51–1,51), und auch weitere geburtshilfliche Endpunkte (Geburtsgewicht, Apgar-Score) waren mehrheitlich unabhängig von der gewählten Operationsmethode. Bezüglich der chirurgischen Endpunkte zeigte sich bez. der Wundinfektionsrate ein signifikant geringeres Risiko für die LA (OR = 0,40; 95 %-KI: 0,21–0,76; p = 0,005), dies ging darüber hinaus mit einem um ca. 1 Tag kürzeren stationären Aufenthalt einher. Die Operationsdauer war für LA und OA identisch.

FormalPara Fazit des Reviewers.

Basierend auf den vorliegenden Ergebnissen gehen die Autoren der aktuellen Metaanalyse bei schwangeren Patientinnen mit vermuteter Appendizitis von einer nichtunterlegenen Sicherheit („non-inferiority savety“) der LA gegenüber der OA hinsichtlich geburtshilflicher Endpunkte und von einer Überlegenheit hinsichtlich chirurgischer Endpunkte (Wundinfektion, stationäre Verweildauer) aus. Die aktuelle Metaanalyse schloss zwar hauptsächlich retrospektive Daten ein, höherwertige Daten aus randomisiert-kontrollierten Studien sind jedoch zu dieser Fragestellung bei schwangeren Patientinnen nicht zu erwarten. Die vorliegenden Ergebnisse können/sollten daher auf bestmöglichem Evidenzniveau die Entscheidungsfindung zur operativen Verfahrenswahl (laparoskopisch vs. offen) bei der Schwangerschaftsappendizitis beeinflussen und zwar eher hin zur Bevorzugung des laparoskopischen Vorgehens.