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Arbeitsbelastung und Gesundheit von Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund

Workload and health of workers with a migrant background

  • Originalien und Übersichten
  • Published:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Aims and scope

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziel der Arbeit

Diversität nimmt auch bei Erwerbstätigen zu. Traditionelle Ansätze des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes reichen meist nicht aus, um den damit einhergehenden Herausforderungen zu begegnen. Auch fehlt es derzeit an Wissen über spezifische Bedarfslagen, um adäquate Interventionen unter Einbindung von Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund zu entwickeln. Ziel der Arbeit ist es, ausgehend von einer Daten- und Literaturzusammenstellung, den Stand der migrationsbezogenen Diversität in der Arbeitswelt aufzuzeigen und Überlegungen zur Gestaltung von Prävention und Gesundheitsförderung zu erörtern.

Material und Methoden

Mittels gezielter Recherchen in der einschlägigen Berichterstattung, einer Analyse von Daten des Sozio-oekonomischen Panels sowie Literaturrecherchen in entsprechenden Fachdatenbanken wurden aktuelle Erkenntnisse zu Gesundheitsindikatoren, Belastungen und Beanspruchungen, strukturellen Rahmenbedingungen und dem Stand der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung zusammengestellt.

Ergebnisse

Es konnten differenzierte Ergebnisse zur Gesundheit in der Arbeit und zu Belastungen und Beanspruchungen herausgearbeitet werden. Besonders zeigt sich, dass Beschäftigte mit Migrationshintergrund häufiger körperlichen sowie Umgebungsbelastungen ausgesetzt sind. Zudem sind für sie die strukturellen Rahmenbedingungen der Arbeit schlechter, etwa in Form geringerer Erwerbstätigenquoten oder häufigerer atypischer Beschäftigungsverhältnisse.

Diskussion

Für das Zustandekommen der berichteten Differenzen lassen sich plausible Erklärungen heranziehen und sinnvolle Empfehlungen formulieren. Allerdings müssen die insgesamt defizitäre Datenlage sowie Einschränkungen bei der Datenerhebung berücksichtigt werden.

Abstract

Background and objectives

Diversity is increasing, including among workers. Traditional approaches in occupational safety and health are no longer sufficient to meet the emerging challenges in the workplace. Currently, knowledge about specific needs of workers with a migrant background is insufficient to develop suitable interventions under participatory methods. The aim of this work is to gain knowledge about diversity in the workplace and discuss considerations for suitable prevention and health promotion.

Materials and methods

Research in reports, analyses of the German Socio-Economic Panel, as well as a review of the literature in relevant databases served to collate current findings about health indicators, stress and strain, structural conditions, and occupational prevention and health promotion.

Results

Differentiated results about health in the workplace and stress and strain could be identified. In particular, workers with a migrant background are more often exposed to physical stress and harsh environmental conditions. Furthermore, structural conditions are worse for these workers, e.g. due to lower employment rates, as well as enhanced atypical employment among the target group.

Conclusion

Plausible explanations for the reported differences are discussed and useful implications are given. However, the overall lack of data and challenges in data collection must be considered.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Beim Fokus Herkunft liegen häufig differenzierte Begriffsbestimmungen zugrunde. Häufig wird nur zwischen Staatsangehörigkeiten unterschieden. Bei Angaben zum Migrationshintergrund wird, soweit verfügbar, die jeweils in der Quelle zugrunde liegende Definition in Tab. 1 beschrieben.

  2. Bei der Verwendung der Begriffe „Anforderungen“, „Belastungen“ und „Beanspruchungen“ liegt diesem Beitrag grundsätzlich das in den Arbeitswissenschaften gängige Belastungs- und Beanspruchungsmodell zugrunde [14]. Allerdings wurde eine konsistente Begriffsverwendung durch die uneinheitliche Terminologie in den zugrunde liegenden Berichten und Publikationen erschwert. Eine nachträgliche Korrektur der Bezeichnungen erschien den Autorinnen als unvertretbar, sodass bei der Rezeption der Originalquellen die ursprünglichen Bezeichnungen beibehalten wurden, auch wenn diese nicht der Terminologie des o. g. Modells entsprachen.

  3. Als Vergleichsgruppe wurde in der Untersuchung die Befragungsstudie: „Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW (2010). Gesunde Arbeit NRW 2009. ‚Belastung – Auswirkung – Gestaltung – Bewältigung‘“ herangezogen. In der Untersuchung wurden abhängig Beschäftigte (Mindestalter: 14 Jahre) in Nordrhein-Westfalen befragt [16].

  4. Die Personalvertretungsgesetze von Bund und Ländern enthalten zumeist vergleichbare Formulierungen.

  5. Eine Ausnahme bildet die Analyse von Karakayali et al. ([42] z. n. [43]).

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Interessenkonflikt

J. Becker und G. Faller erstellten im Jahr 2018 eine Expertise zur zunehmenden Diversität in der Arbeitswelt im Auftrag des Landesinstituts für Arbeitsgestaltung NRW. Ein Interessenkonflikt besteht dabei nicht.

Für diesen Beitrag wurden von den Autorinnen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

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Becker, J., Faller, G. Arbeitsbelastung und Gesundheit von Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund. Bundesgesundheitsbl 62, 1083–1091 (2019). https://doi.org/10.1007/s00103-019-02992-0

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