Die Gesellschafter der gematik haben in einer Sonderversammlung Entscheidungen zum Konnektorentausch und der laufenden Testphase beim eRezept getroffen. Obgleich andere Digitalisierungsschritte nur mühsam vorankommen, soll es hier trotzdem weitergehen.

Zum 1. September 2022 hat die erste Phase des Rollouts zum eRezept in jeweils einer Region der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe begonnen. Der Erfolg des Modells soll dabei anhand folgender Kriterien gemessen werden:

  • Mindestens 25 % der dispensierten Verordnungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel werden als eRezept ausgestellt.

  • Die Quote der eRezepte, die wegen Nichteinlösbarkeit in der Apotheke erneut ausgestellt werden müssen, liegt unter 3 %.

  • Das Bundesgesundheitsministerium und die gesetzlichen Krankenkassen informieren aktiv die Versicherten.

  • Die Funktionalität und die Nutzererfahrungen mit dem eRezept werden durch Befragungen im Rahmen einer wissenschaftlichen Evaluation erhoben und bei der Fortentwicklung und dem Übergang in die nächste Region berücksichtigt.

Frühstens drei Monate nach dem Start in der Testregion wie auch nachdem diese Kriterien erreicht sind, soll ein Rollout in sechs weiteren KVen folgen. Diesem Zeitplan zu folgen, dürfte allerdings schwer realisierbar sein, da die KV Schleswig-Holstein ihre Teilnahme am Roll-out mittlerweile zurückgestellt hat.

Anreize für die Ausstellung von eRezepten wurden in der bisherigen Testphase als nicht realisierbar empfunden. Ein Honorar für den besonderen Aufwand beim Ausstellen von eRezepten wird es künftig somit nicht geben.

Beim Konnektortausch wird noch "geeiert"

Die KBV hatte in gleicher Sitzung in der Gesellschafterversammlung der gematik einen Antrag zur Prüfung von Alternativen zum Konnektorentausch gestellt und eine Neubewertung der Sachlage gefordert. Anlass war ein Bericht des IT-Fachmagazins "c`t". Darin waren Experten zu dem Schluss gekommen, dass der Tausch einer alten gSMC-Karte gegen eine neue gSMC-Karte möglich sei. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hält dies bis Ende 2025 für vertretbar, sofern die Sicherheitszertifikate entsprechend per Softwareupdate aktualisiert werden.

Trotzdem wurde dieser gemeinsame Beschlussantrag von KBV und Bundesärztekammer durch die Stimme des Bundesministeriums für Gesundheit abgelehnt. Zum Redaktionsschluss war noch nicht bekannt, ob die gematik in der Gesellschafterversammlung Ende August wie angekündigt eine - allerdings unverbindliche - Darstellung von alternativen Varianten beim Konnektorentausch vorgestellt hat und ob eine vollständige Neubewertung der aktuellen Situation erfolgte oder ausschließlich mögliche Alternativen beim physischen Austausch des Konnektors in der Arztpraxis aufbereitet wurden - wie etwa die Anbindung an die Telematikinfrastruktur über in externen Rechenzentren gehostete Konnektoren durch Dienstleister (Cloud-Lösung).

Der von der gematik ursprünglich gefasste Beschluss, die Konnektoren auszutauschen, bleibt somit bestehen. Basis dieses Beschlusses war die Aussage der gematik, dass es nach Rücksprache mit den Herstellern und dem BSI nicht möglich sei, die Konnektoren bis zum Übergang in die TI 2.0 weiter zu betreiben.

Praxen, die noch in diesem Jahr von einem Ablauf des Konnektors betroffen sind, haben deshalb nach jetzigem Stand keine andere Möglichkeit als den Konnektorentausch vorzunehmen, um die Anbindung an die TI sicherzustellen. Dies betrifft im Jahr 2022 zwar ausschließlich Kunden mit einem CGM-Konnektor, bis Ende des Jahres damit aber rund 15.000 Arzt- und Zahnarztpraxen.

Das Softwareunternehmen CompuGroup Medical (CGM) hat mittlerweile bekannt gegeben, dass es den Preis für den Konnektorentausch auf 2.300 € (inkl. Mehrwertsteuer) senkt - und damit auf den vom Bundesschiedsamt festgelegten Betrag, den die Krankenkassen erstatten müssen. Ursprünglich sollte der Austausch rund 2.770 € brutto kosten.

Fazit

Wer einen Konnektor der CompuGroup Medical hat, muss wohl (bald) tauschen. Wer einen anderen Anbieter hat, kann zumindest die erwähnte "vollständige Neubewertung der aktuellen Situation" durch die gematik abwarten. Der genaue Termin der geplanten Einführung des eRezepts bleibt hingegen weiterhin offen.