Zusammenfassung
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1.
Der Chemismus der Gewebsatmung des Muskels ist sehr wahrscheinlich identisch mit dem intermediären Kohlehydratabbau und der Umsetzung chemischer Energie in mechanische Arbeitsleistung.
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2.
Das Wesen der Gewebsatmung ist durch zwei chemische Prozesse bedingt, die zusammen einen Kreislauf des Alkalis darstellen.
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a)
Bei dem als Arbeitsprozess bezeichneten, anoxybiotisch verlaufendem Vorgang wird Milchsäure durch Kaliumbikarbonat bzw. dessen alkalische Umsetzungsprodukte neutralisiert. Die dabei entstehende Kohlensäure kann zur Arbeitsleistung dienen.
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b)
Der Erholungsprozess ist dadurch charakterisiert, dass das im Arbeitsprozess entstehende milchsaure Kalium unter Sauerstoffaufnahme wieder zu Kaliumbikarbonat verbrannt wird, sodass der Prozess von neuem beginnen kann.
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3.
Bei der Regulation des Kreisprozesses spielen eine Reihe von umkehrbaren chemischen Reaktionen eine Rolle, an denen Dikaliumphosphat und Alkalialbuminate beteiligt sind.
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4.
Arbeitsprozess und Erholungsprozess können getrennt oder gleichzeitig verlaufen. Dadurch erklärt sich die anoxybiotische Muskelarbeit und die sogenannte Sauerstoffspeicherung.
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5.
Ermüdungsstoffe sind milchsaures Kalium, Kaliummonophosphat und die saure Eiweisskomponente der Alkalialbuminate. Im erholten Muskel befinden sich Kaliumbikarbonat, Dikaliumphosphat und Alkalialbuminate.
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6.
Oxydiert man Muskelextrakt durch Verbrennung, so bildet sich gleichfalls Kaliumkarbonat und Dikaliumphosphat.
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Wacker, L. Ein chemischer Kreisprozess im arbeitenden Muskel und seine Beziehungen zur Gewebsatmung. Pflügers Arch. 174, 426–439 (1919). https://doi.org/10.1007/BF01752230
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