Zusammenfassung
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1.
Die beschleunigte Sedimentierung und verstärkte Hämagglutination im Gravidblut ist abhängig von einer relativen Entladung der negativ geladenen Blutkörperchen durch einen bei der Gravidität im Blutplasma auftretenden, vermutlich positiv geladenen Körper. Dies wird bestätigt durch den Ausfall von Adsorptionsversuchen mit Adsorbenzien für positive bzw. negative Teilchen. Nach Ausschüttelung des Plasma mit Tierkohle. Kaolin, Bolus alba und in geringerem Maße mit Talkum, d. h. mit Stoffen, welche vornehmlich positive Teilchen adsorbieren, wird die Suspensionsstabilität des Blutes erhöht und die negative Ladung der B. K. verstärkt, während Aluminiumhydroxyd, Cerioxyd, Eisenhydroxyd, welche vorwiegend negative Teilchen festhalten, die Senkungsgeschwindigkeit nicht verändern (oder vorübergehend vergrößern).
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2.
Auch durch Erwärmen läßt sich das Plasma derartig verändern (inaktivieren), daß die Senkungsbeschleunigung gehemmt wird.
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3.
Durch die Gerinnung, also durch die Entfernung des Fibrins aus dem Plasma, wird die Senkungsbeschleunigung aufgehoben. Ob das Fibrinogen selbst der Senkungsbeschleunigende Körper ist, oder ob mit der Bildung des Fibrins der fragliche Körper aus dem Plasma mitentfernt vielleicht adsorbiert wird, muß noch weiter untersucht werden.
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4.
Klebrige Stoffe, wie Gelatine, Gummi arabicum, Mucin u. a. steigern die Sedimentierungsgeschwindigkeit. Dabei werden die B. K. mehr oder weniger entladen.
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5.
Narkotica hemmen die B. K.-Senkung, wahrscheinlich dadurch, daß sie die agglutinierende Substanz des Plasmas von der B. K.-Oberfläche verdrängen.
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Linzenmeier, G. Untersuchungen über die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen. Pflügers Arch. 181, 169–183 (1920). https://doi.org/10.1007/BF01722052
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01722052