Zusammenfassung
»... Denn keine Macht ist imstande, den alten Dualismus von Körper und Geist zu widerlegen und die alte Kerkertheorie des Körpers oder, in gemilderter Form, die Kostümthese des menschlichen Leibes zu entkräften, wenn Subjekt und Mittel des Denkens für nichtentstandene, nichthistorische vielmehr absolut vorgegebene Bezugsrahmen unserer menschlichen Stellung in der Welt gehalten werden.« 1 Die Geschichtlichkeit menschlicher Erfahrung, auch in der Gestalt der Wissenschaft, also in der institutionalisierten Form sich selbst vergewissernder Bearbeitung, erhebt Helmuth Plessner in seiner Einleitung in die Prophyläen-Weltgeschichte zum methodischen Prinzip der Philosophischen Anthropologie. Den Prüfstein dieses Prinzips bildet die wissenschaftliche Bearbeitung der leiblichen Erfahrung. Der menschliche Körper, seine Zuständlichkeiten, Befindlichkeiten, Krankheit und Gesundheit machen den Gegenstand einer Fortschreibung des cartesianischen Dualismus in unserem Wissenschaftssystem aus. Die großen bahnbrechenden Erfolge einer deutungsunabhängigen, naturwissenschaftlich begründeten Medizin haben eine personale Auffassung der leiblichen Existenz in die vor- und außerwissenschaftliche Erfahrung abgedrängt 2. Psychologie und Soziologie in der Medizin spielen eine randständige, auf einen hilfswissenschaftlichen Methodenbeitrag beschränkte Rolle. Sie werden sich aus dieser Festschreibung nur befreien, wenn sie den cartesianischen Dualismus überwinden, wenn es ihnen gelingt, die naturhistorischen Kategorien der Medizin in den historisch-gesellschaftlichen Prozeß zurückzuholen. Psychologie und Soziologie werden ihr wissenschaftstheoretisches Potential in die Grundlagendiskussion in der Medizin einbringen müssen, die gegenwärtig vornehmlich in der Epidemiologie und Sozialmedizin und nicht zufällig um die traditionellen naturwissenschaftlichen Grundbegriffe geführt wird.
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Anmerkungen
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Anm. 18.
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von Ferber, C. (1974). Der Epidemiologische Doppelaspekt des Sozialverhaltens. In: Dux, G., Luckmann, T. (eds) Sachlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14323-9_21
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