Zusammenfassung
M. H.! Der Verlust der Naivität ist der Typus der Entwicklung von seelischen Zusammenhängen, in denen sich in einem fortgesetzten natürlichen Geschehen aus dem kindlichen Seelenleben das des Erwachsenen herausgestaltet. Diese natürliche, wesensmäßige Entwicklung von Zusammenhängen des Seelischen ist sowohl von der Entwicklung von Leistungen wie von der Entwicklung bestimmter Begabungen zu unterscheiden. Auch beziehen sich die Zusammenhänge nicht auf einzelne der systematisch trennbaren Gebiete des Seelenlebens, also etwa nur auf das Gegenstandsbewußtsein oder nur auf die herkömmlich als Fühlen und Wollen abgesonderten Bereiche, sondern sie sind umfassender. Sie durchdringen das seelische Ganze. Verlust der Naivität ist ein Geschehen im Ganzen des Seelenlebens, dem sich prinzipiell nichts Seelisches entzieht; es wird in seinem ganzen Querschnitt sozusagen davon erfaßt; nur die Tiefe und Vollständigkeit der Durchdringung unterliegt individuellen Schwankungen. Naives und nichtnaives Denken, Urteilen, Beobachten, Äußern, Beschreiben, Darstellen, Gestalten, Dreinschauen, Sichgeben, Fühlen, Erleben, Gesinntsein, Bewegtwerden, Wollen und Handeln sind auch dem psychologischen Laien ganz geläufige Unterscheidungen. Sie sind es, weil sie einem natürlichen Vorgang entsprechen, der nur in seiner Eigenart aufgewiesen zu werden braucht.
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Literatur
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Homburger, A. (1926). Die Entwicklung weiterer Zusammenhänge des Seelischen. In: Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99364-0_13
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