Zusammenfassung
Sie müssen mir gestatten, das mir gestellte Thema von Anfang an einzuengen. Es handelt sich hier ja nicht um Verwahrlosung sehlechthin, sondern um soziale Verwahrlosung, und zwar insbesondere um soziale Verwahrlosung Jugendlicher Eine solche Verwahrlosung ist nun zweifellos aueh als eine durch mangelnde Erziehung, sehlechtes Vorbild und andere ungünstige Einflüsse bedingte Erseheinung möglieh. Dennoeh wird man im allgemeinen annehmen dürfen, daß bei Persönliehkeiten, in denen niehts solchen ungünstigen Einflüssen entgegenkommt, ihre Folgen nur vorübergehend sein werden und daß sich diese Folgen verhältnismäßig leieht und raseh durch entgegengesetzte Einflüsse werden korrigieren lassen. Aber auch die andere Frage ist berechtigt: Verwahrlost eine Persönlichkeit, einerlei wie sie geartet sein mag, nur bei entsprechenden ungünstigen oder fehlenden günstigen Einflüssen? Eine Beantwortung ist in dieser allgemeinen Fassung nicht möglich; es wird notwendig sein, unter diesem Gesiehtspunkt die einzelnen Persönlichkeitstypen zu betrachten, die wir voriegend unter den verwahrlosten Jugendlichen finden. Es soil ausdrucklich betont werden, daß beim Problem der Verwahrlosung die Frage „Schicksal oder Personlichkeit“, spezieller gefaßt: „Milieu oder Persönlichkeit“, nicht als scharfes Entweder — Oder gestellt werden darf, sondern man muß in jedem einzelnen Falle fragen:Inwieweit ist es hier die Persönlichkeit, inwieweit ist es das Milieu, das die Verwahrlosung bedingt? Auf die große praktische Bedeutung dieses grundsätzlich zweiteiligen Fragens für die sozialen Maßnahmen im Einzelfalle braucht nicht erst hingewiesen zu warden.
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Schneider, K. (1925). Die Verwahrlosung vom Standpunkt des Psychiaters. In: Bericht über die dritte Tagung über Psychopathenfürsorge. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94453-6_2
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