Die Ausgrabungen in Haithabu und ihre Bedeutung für die Handelsgeschichte des frühen Mittelalters

Zusammenfassung

In der Vita Anskarii wird um die Mitte des 9. Jahrhunderts im Schleigebiet ein Handelsplatz mit dem Namen Sliaswich (heute: Schleswig) erwähnt, der, wie der Schreiber der Vita zu berichten weiß, in den Jahren um 850 einen bedeutenden Aufschwung nahm und damals schon Treffpunkt von Kaufleuten aus aller Herren Länder war. Die Beziehungen dieses Platzes gehen im Westen nach Hamburg, Bremen und Dorestad, im Osten zu einem Handelsplatz Birka im Mälar. Fügt man diesem Bilde eines Umschlagplatzes zwischen Nord- und Ostsee noch einzelne Züge ein, die sich aus zwei der Orosiusausgabe Alfreds des Großen angefügten Exkursen ergeben, so kann man feststellen, daß der Platz an der Schlei auch mit der Südostküste des „Mare Balticum“ und Nordnorwegen in Verbindung stand (Abb. 1). Man gewinnt aus diesen Quellen des 9. Jahrhunderts den Eindruck eines wirtschaftlichen Zentrums im westlichen Ostseeraum, dessen Hauptbedeutung in der Funktion eines Umschlagplatzes zwischen Ost- und Nordsee auf der Schleswiger Landenge im Zuge einer von der Rheinmündung zur Ostsee führenden Fernhandelsstraße lag.

Eine erschöpfende Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse der Haithabuforsdiung bietet H. Jankuhn, Haithabu, ein Handelsplatz der Wikingerzeit. 3. Aufl. 1956. Über die dort vorgetragenen Erkenntnisse geht dieser Aufsatz nicht hinaus.