Zusammenfassung
Der Oberbegriff Unternehmerverbände (genauer: Unternehmensverbände, da in der Regel nicht einzelne Personen, sondern (→) Unternehmen Mitglied sind) bezeichnet Verbände, die als intermediäre Organisationen die wirtschafts-, sozial- und regionalpolitischen Belange der Wirtschaft gegenüber dem politischen System und den Repräsentanten antagonistischer Interessen vertreten. Es lassen sich drei charakteristische Säulen unterscheiden:
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a)
Die Wirtschaftsverbände verfolgen als freiwillige privatrechtliche Zusammenschlüsse die wirtschaftspolitischen Belange der Unternehmen eines Wirtschaftszweiges (sog. Produktmarktinteressen) durch gezielte Einflussnahme auf Regierung, Ministerialbürokratie, Parlament, Parteien und Öffentlichkeit (wirtschaftspolitische Säule ).
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b)
Die Arbeitgeberverbände sind als freiwillige privatrechtliche Zusammenschlüsse für die Sozial-, Bildungs- und Gesellschaftspolitik sowie als Sozialpartner für die tarifpolitische Interessenvertretung (→ Tarifpolitik) der Arbeitgeber gegenüber den (→) Gewerkschaften zuständig. Ihnen ist per Gesetz die Mitwirkung an der Arbeits-und Sozialgerichtsbarkeit und an den Selbstverwaltungsorganen der (→) Sozialversicherungen zugesichert (sozial- bzw. tarifpolitische Säule). Die Arbeitgeberverbände waren historisch gesehen zunächst in Form der sog. Antistreikvereine die Antwort auf die Gründung von Gewerkschaften.
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c)
Die Wirtschaftskammern (Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie Handwerkskammern) nehmen als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit gesetzlicher Pflichtmitgliedschaft für alle zur Gewerbesteuer (→ Steuern) veranlagten Betriebe staatliche und halbstaatliche Aufgaben wahr. Sie werden in Selbstverwaltung geführt und vertreten die lokalen bzw. regionalen Interessen der gewerblichen Wirtschaft branchenübergreifend (regionalpolitische Kammersäule).
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Literatur
Henneberger, F. 1993: Transferstart: Organisationsdynamik und Strukturkonservatismus westdeutscher Unternehmerverbände — Aktuelle Entwicklungen unter besonderer Berücksichtigung des Aufbauprozesses in Sachsen und Thüringen. In: Politische Vierteljahresschrift, 40. Jg. (1993), Heft 4, S. 640–673.
Vajna, T. 1996: Verbandsfibel: Kammern und Verbände der deutschen Wirtschaft, 2., überarb. Aufl. Köln.
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Henneberger, F. (2005). Unternehmerverbände. In: Schubert, K. (eds) Handwörterbuch des ökonomischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80897-4_104
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80897-4_104
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-80897-4
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