Zusammenfassung
Hintergrund
In Zeiten von Ärztemangel und des steigenden Bedarfs an Neurologen ist es essenziell, das Interesse für unsere Fachrichtung bereits während des Studiums zu wecken, um frühzeitig motivierten Nachwuchs zu gewinnen.
Ziel der Arbeit
Die vorgestellte Studie ist eine erstmalige deutschlandweite Evaluation der universitären Lehre im Fach Neurologie. Die Studierenden bewerteten spezifische Lehr- und Prüfungsangebote und wurden nach ihren Wünschen gefragt.
Material und Methoden
Die Umfrage wurde fragebogengestützt an 22 deutschen Universitäten durchgeführt, es nahmen 1245 Studierende an der Befragung teil.
Ergebnisse
Insbesondere interaktive Lehrformate wie Untersuchungskurs, Blockpraktikum oder „bedside teaching“, werden von den Studierenden am besten bewertet. Hinsichtlich der Prüfungsformen schnitt das bevorzugt angewandte Multiple-Choice-Verfahren am schlechtesten gegenüber mündlich-praktischen Prüfungsformaten ab. Die Studierenden gaben überwiegend an, mit dem Zeitpunkt der neurologischen Lehre zufrieden zu sein, hätten sich jedoch eine umfangreichere Ausbildung im Fach gewünscht.
Diskussion
Die erhobenen Daten geben einen Einblick in die universitäre Lehre im Fach Neurologie. Eine Konsequenz aus den Ergebnissen könnte sein, die neurologische Lehre praktischer zu gestalten und sich modernen Lehrformen gegenüber – auch innerhalb der Klinik – zu öffnen.
Summary
Background
Germany is confronted with a lack of medical doctors and an increasing need for neurologists in particular. In order to recruit future doctors in neurology it is essential to attract young students when still at university.
Objectives
This article presents the first German national survey of medical students’ acceptance of teaching methods in neurology. The participants evaluated teaching methods and examination formats and were asked about their preferences.
Material and methods
The survey was based on a questionnaire distributed to 22 German medical schools and 1245 participating students.
Results
Interactive teaching methods, especially courses in practical examinations, clinical internships and bedside teaching were highly rated among the students. In contrast, multiple choice tests, as one of the most widespread examination methods, were poorly rated compared to practical and oral examinations. For most of the students it was not decisive, in which semester teaching of neurology took place, while the majority asked for additional and more intensive neurological education.
Conclusion
The data give an overview of teaching of neurology in Germany and students’ assessment of various approaches. The results should be utilized towards reorientation of future curricula that should aim at innovative and even more practically oriented teaching.
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Danksagung
Die Autoren danken den Studierenden für ihre Teilnahme sowie den Universitätsangehörigen für ihre Unterstützung bei der Durchführung der Umfrage; weiterhin der DGN mit ihrem Vorstand und dem Geschäftsführer Dr. T. Thiekötter und den Jungen Neurologen mit ihrer Sprecherin Dr. C. Ossig für die Unterstützung der Initiative; schließlich der Universität Witten/Herdecke sowie den HELIOS Kliniken (HRC ID 003154) für finanzielle Unterstützung.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. A. Biesalski, M. Zupanic und S. Isenmann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Biesalski, AS., Zupanic, M. & Isenmann, S. Deutschlandweite Evaluation der universitären Lehre im Fach Neurologie. Nervenarzt 86, 736–742 (2015). https://doi.org/10.1007/s00115-015-4304-y
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