Zusammenfassung
Unter den Einrichtungen des tertiären Bildungssektors und unter Berücksichtigung der Ausgestaltung des deutschen Hochschulsystems mit seiner binären Struktur aus Universitäten einerseits und Fachhochschulen (Hochschulen für angewandte Wissenschaften) anderseits sticht als neuer Hochschultypus das Modell der Dualen Hochschule hervor. Ungeachtet dessen, dass es neben den genannten Hochschularten auch stets weitere besondere Formen von Hochschulen gegeben hat – man denke etwa an die Kunst- und Musikhochschulen oder die Pädagogischen Hochschulen – ist mit der Dualen Hochschule eine vollkommen neue Akzentuierung erfolgt, die sich dadurch auszeichnet, dass das gesamte Studium als duale Ausbildung ausgestaltet ist und die berufliche Praxis – vor allem Unternehmen – in die Hochschulorganisation auf Engste einbezogen sind. Trotz aller Nähe zur anwendungsbezogenen Ausbildung an den Fachhochschulen ist diese Dualität das Kerncharakteristikum des Modells der Dualen Hochschule. Die erste Einrichtung dieser Art bildet die Duale Hochschule Baden-Württemberg, die im Rahmen dieses Beitrags hinsichtlich ihres institutionellen Rahmens dargestellt werden soll. Vorgängereinrichtungen waren insoweit die Berufsakademien, die allerdings im Unterschied zur Dualen Hochschule keinen Hochschulstatus innehatten. Dem baden-württembergischen Modell folgend haben nunmehr auch andere Länder ihre früheren Berufsakademien teilweise in den Hochschulrang erhoben und eigene duale Hochschulen errichtet.
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Notes
- 1.
Der Beitrag geht auf den Beitrag des Verfassers in Haug (Hrsg.), Das Hochschulrecht in Baden-Württemberg, 3. Aufl. 2020, S. 443–470, zurück und übernimmt im Folgenden hieraus einzelne Textpassagen des Autors. Die Abkürzung „DHBW“ wird zwischenzeitlich auch im LHG als feststehender (Rechts-)Begriff verwendet, vgl. § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 6 LHG i. V. m. etwa mit § 15 Abs. 2 Satz 3 LHG.
- 2.
GBl. S. 435. Es handelt sich um ein Artikelgesetz, dessen Artikel 1 das „Gesetz zur Errichtung der Dualen Hochschule (DH-Errichtungsgesetz – DH-ErrichtG –)“ mit der Errichtungsanordnung und den erforderlichen Übergangsregelungen enthält; Art. 2 passt im Wesentlichen das Landeshochschulgesetz im Hinblick auf die Spezifika der Dualen Hochschule an; es folgen weitere Artikel mit Folgeänderungen in anderen Gesetzen.
- 3.
§ 1 Abs. 2 DH-ErrichtG.
- 4.
Vgl. §§ 1 Abs. 3 Sätze 3 und 8 DH-ErrichtG.
- 5.
Vgl. Gesetzesbegründung, LT-Drs. 14/3390, S. 70 und 78.
- 6.
Vgl. etwa § 16 Abs. 3 Nr. 15–17, § 17 Abs. 3 Satz 3, § 18 Abs. 7, § 19 Abs. 1 Satz 8 LHG.
- 7.
Vgl. § 9 Abs. 1 Satz 6, Abs. 7 Satz 3 LHG; zu den Besonderheiten bei Hochschulwahlen siehe § 9 Abs. 8 LHG.
- 8.
Dazu § 10 Abs. 1 Satz 5, § 19 Abs. 2 Nr. 1 f., § 20 Abs. 1 Nr. 12–15, Abs. 3 Satz 4 und Abs. 8 Satz 8 LHG.
- 9.
Vgl. §§ 27a ff. LHG.
- 10.
Vgl. hierzu die Gesetzesbegründung, LT-Drs. 14/3390, S. 60.
- 11.
Vgl. die Referenzen in der Gesetzesbegründung, LT-Drs. 14/3390, S. 69.
- 12.
Vgl. zuletzt § 76 II 3 LHG in der Fassung vor Inkrafttreten des Gesetzes vom 3. Dezember 2008.
- 13.
KMK, Anerkennung der Abschlüsse der Berufsakademien im tertiären Bereich, Beschluss vom 29.09.1994. Die Einbeziehung der Berufsakademieabschlüsse in die Richtlinie 89/48/EWG war mit der Unterrichtung der EU durch den hierfür zuständigen Bundeswirtschaftsminister über den KMK-Beschluss im Mai 1997 vollzogen; vgl. Gesetzesbegründung, LT-Drs. 14/3390, S. 69.
- 14.
Dies hat Auswirkungen für das Laufbahn-, Besoldungs- und Tarifrecht wie für den Zugang zu reglementierten Berufen (z. B. Ingenieure, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer).
- 15.
KMK, Einordnung der Bachelorausbildungsgänge an Berufsakademien in die konsekutive Studienstruktur, Beschluss vom 15.10.2004.
- 16.
Vgl. Gesetzesbegründung, LT-Drs. 14/3390, S. 1 und 68.
- 17.
Anders etwa Brandenburg, wo sich mit § 87 BbgHG eine landeshochschulgesetzliche Regelung findet.
- 18.
Niedersächsisches Berufsakademiegesetz v. 06.06.1994, GVBl. S. 233, zul. geänd. durch G. v. 15.12.2015, GVBl. S. 384.
- 19.
Sächsisches Berufsakademiegesetz v. 11.06.1999, GVBl. S. 276, zul. geänd. durch G. v. 18.10.2012, GVBl. S. 568.
- 20.
Schleswig-Holsteinisches Berufsakademiegesetz v. 01.10.2008, GVOBl. S. 522, zul. geänd. durch G. v. 09.03.2010, GVOBl. S. 356.
- 21.
Thüringer Gesetz zur Dualen Hochschule Gera-Eisenach v. 02.07.2016, GVBl. S. 206.
- 22.
Gesetz zur Eingliederung der Berufsakademie Berlin in die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin v. 02.10.2003, GVBl. S. 490, zul. geänd. durch G. v. 20.05.2011, GVBl. S. 194.
- 23.
Anhaltspunkte dazu finden sich bspw. in §§ 2 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 und 29 Abs. 5 Satz 1 LHG. Nach der Gesetzesbegründung, LT-Drs. 14/3390, S. 86, sollen darunter die Praxisphasen in den Ausbildungsstätten fallen.
- 24.
Es sind dies die Studienakademien Heidenheim, Heilbronn, Karlsruhe, Lörrach, Mannheim, Mosbach (mit Außenstelle Bad Mergentheim), Ravensburg (mit Außenstelle Friedrichshafen), Stuttgart (mit Außenstelle Horb) und Villingen-Schwenningen.
Literatur
Pautsch, Arne, und A. Dillenburger. 2016. Kompendium zum Hochschul- und Wissenschaftsrecht, 2. Aufl. Berlin: De Gruyter.
Sandberger, Georg. 2020. Landesrecht Baden-Württemberg. In Das Hochschulrecht in Bund und Ländern, Hrsg. Max-Emanuel Geis. Heidelberg: Müller.
Von Coelln, Christian, und V.M. Haug. 2020. Hochschulrecht Baden-Württemberg. München: Beck.
Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg. 2006. Zweigleisig zum Erfolg. Broschüre, S. 7 ff.
Wissenschaftsrat. 1994. Stellungnahme zu den Berufsakademien in Baden-Württemberg.
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Pautsch, A. (2022). Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) – „Prototyp“ der dualen Hochschulbildung in Deutschland?. In: Cai, J., Lackner, H., Wang, Q. (eds) Jahrbuch Angewandte Hochschulbildung 2020. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36004-7_9
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