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Food Governance durch Qualitätszertifizierungen

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Ernährungskommunikation

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird das Potential von Qualitätszertifizierungen zur Förderung eines nachhaltigen oder ethisch verantwortlichen Lebensmitteleinkaufs, sowohl in Bezug auf VerbraucherInnen als auch Akteure des öffentlichen Beschaffungswesens, untersucht. Es wird gezeigt, dass Governance-basierte Qualitätszertifizierungen wie Label effiziente Kommunikationsinstrumente für nachhaltigkeitsorientierte Ernährung sein können, indem sie Ernährungskompetenz und nachhaltigeres Einkaufsverhalten bei potentiell widersprüchlichen Interessen fördern, insbesondere, wenn die Zertifizierung den Mehrwert des Produktes transparent aufzeigt und die definierten Nachhaltigkeitskriterien gesetzlich verpflichtend sind.

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Notes

  1. 1.

    Das Verständnis von Ernährungskompetenz entspricht in diesem Beitrag dem von Vidgen und Gallegos (2014, S. 54): „a collection of inter-related knowledge, skills and behaviors required to plan, manage, select, prepare and eat foods to meet needs and determine food intake. Food literacy is the scaffolding that empowers individuals, households, communities, and nations to protect diet quality through change, and support dietary resilience over time“.

  2. 2.

    Zur Unterscheidung der drei Formen greifen wir auf aktuelle Debatten zur Nachhaltigkeitskommunikation (z. B. Newig et al. 2013) zurück und folgen deren Definitionen von „Kommunikation von, über und für Nachhaltigkeit“. Andere AutorInnen wie Godemann und Bartelmeß (2018) verwenden die Klassifikation „Kommunikation über, von und durch Ernährung“.

  3. 3.

    Die freiwilligen EU-Richtlinien für Kennzeichnungssysteme ermöglichen es, einen methodischen Rahmen für die Analyse der empfohlenen Kennzeichnungskommunikation auf Grundlage der Kriterien Transparenz, Garantien und Kompetenzen zu schaffen.

  4. 4.

    Für die Zwecke unserer Argumentation konzentrieren wir uns hier nur auf die in Luxemburg ansässigen Befragten (n = 1021).

  5. 5.

    Hier wird der aus dem Englischen abgeleitete Oberbegriff Label verwendet, welcher verschiedene Informationssysteme, Marketinginstrumente und Zertifizierungsarten umfasst. Der im Deutschen landläufig verwendete Begriff Siegel wird bewusst vermieden, da er sich auf Produkte mit unabhängiger oder proprietärer Zertifizierung begrenzt, hier jedoch Produkte mit Eigenauskunft in die Analyse einbezogen werden.

  6. 6.

    EU-Verordnung Nr. 1169/2011 über die Bereitstellung von Informationen über Lebensmittel für VerbraucherInnen.

  7. 7.

    Insgesamt 32 Label, Stand der Labelerhebung, Dezember 2019. Siehe Anhang 1: Übersicht der Lebensmittellabel in Luxemburg nach Typen mit Angabe ihrer Hauptattribute, Zertifizierungsart und Eigentümerschaften.

  8. 8.

    Luxemburg weist durchaus eine bemerkenswerte geologische Flächennutzungs- und Bodenvielfalt auf, jedoch nicht in dem Maße wie Regionen mit sehr besonderen Merkmalen (z. B. kontrastierende Bergregionen, die sich für die Kennzeichnung spezifischer Milchprodukte aus Bergqualität eignen).

  9. 9.

    Definition der Großregion wie beschrieben in http://www.granderegion.net.

  10. 10.

    In diesem Kapitel nutzen wir die Begriffe „F/fair“, „Fair Trade“ und „fair gehandelt“ als Synonyme, um Produkte zu beschreiben, die den international definierten Prinzipien des fairen Handels entsprechen und mit einem der zahlreichen international anerkannten Label für fairen Handel versehen sind. Wir nutzen den Begriff „Fairtrade“ ausschließlich und spezifisch für Produkte mit der „International Fairtrade Certification Mark“ von Fairtrade International (https://www.fairtrade.net/).

  11. 11.

    Die Landwirtschaftskammer ist eine der fünf Berufskammern Luxemburgs.

  12. 12.

    Allgemein ist Produktqualität ein polysemischer Begriff, der selten genau (innerhalb eines Labels) oder einheitlich (zwischen verschiedenen Label) definiert wird (Brunori 2007).

  13. 13.

    „Ethisch“ meint, dass die Wahl eines der Attribute eine bewusste und nach den eigenen ethischen Kategorien der VerbraucherInnen ausgerichtete Entscheidung erfordert; sie impliziert nicht automatisch, dass Regionalität, Saisonalität oder ökologische Landwirtschaft anderen Alternativen ethisch überlegen seien, vgl. die Kritik an der „local trap“, die fälschlicherweise davon ausgeht, dass der lokale Maßstab der Nahrungsmittelproduktion an sich bereits Qualität garantiert (Born und Purcell 2006).

  14. 14.

    Regionalität ist eine spezifische und territorial abgegrenzte Form allgemeiner geografischer Herkunft (die hauptsächlich nachvollziehbar sein muss; Reckinger 2016, S. 255).

  15. 15.

    Eine eingehende Analyse des Verbrauchervertrauens würde den Rahmen dieses Artikels überschreiten, aber wir können feststellen, dass es verschiedene Formen des Vertrauens gibt, die von den VerbraucherInnen am Punkt der informierten Entscheidungsfindung praktiziert werden, z. B. funktionales Vertrauen, das auf der Überzeugung beruht, dass ein Produkt bestimmte Eigenschaften hat oder mehr Vorteile bietet als ein anderes Produkt und somit seine Funktion erfüllt (Vega-Zamora et al. 2019); systemisches Vertrauen in die Lebensmittelindustrie, ihre Sicherheit sowie die Authentizität und Integrität ihrer Produkte, wie es durch wahrheitsgetreue Etiketten und ihre Garantien für Produktionsmethoden, Zertifizierungsverfahren und -stellen, Etikettierungs- und Verkaufskontrolle vermittelt wird (Vega-Zamora et al. 2019); aber auch das Vertrauen zwischen VerbraucherInnen und VerkäuferInnen/ProduzentInnen, das oft auf Bauernmärkten und Veranstaltungen aufgebaut wird, bei denen VerbraucherInnen direkten Zugang zu ProduzentInneen und VerkäuferInnen haben (Savadori et al. 2007; Prigent-Simonin und Hérault-Fournier 2005).

  16. 16.

    Wie schon einige Jahre zuvor gaben die Befragten, wenn sie mithilfe eines Fragebogens befragt werden, erneut eine Präferenz für saisonales Obst und Gemüse an: 82 %. Zwar geht dies über den Rahmen dieses Kapitels hinaus, aber wir haben an anderer Stelle gezeigt, dass diese enorme Tendenz der sozialen Erwünschtheit nicht durch qualitative Daten untermauert wird, in denen die Saisonalität nur selten spontan erwähnt wird, und wenn dann als diätetische, im Wesentlichen pädagogische Norm oder als moralischer Zwang (Reckinger 2020).

  17. 17.

    Das öffentliche Beschaffungswesen für Lebensmittel umfasst Bildungs-, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Büros, Kantinen, Sport- und Freizeitzentren, staatliche und öffentliche Einrichtungen, Catering-Dienste usw. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf Bildungseinrichtungen, da die öffentliche Ernährungskommunikation in diesem Bereich am stärksten formalisiert wurde.

  18. 18.

    Basierend auf dem EU Food & Catering Services Product Brief for Green Public Procurement wurde es entwickelt als Teil eines Projekts zur Umsetzung der Ziele des Luxemburger nationalen Nachhaltigkeitsplans (https://environnement.public.lu/fr/actualites/2018/septembre2018/pndd.html).

  19. 19.

    Ausserschulische, öffentliche Betreuungsstrukturen für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter, die oftmals an die Schulgebäude angegliedert sind.

  20. 20.

    Die öffentliche Beschaffung von Nahrungsmitteln in den Bildungseinrichtungen Luxemburgs wird im Fall der öffentlichen Vorschuleinrichtungen und Grundschulen dezentral von den 102 Gemeinden des Landes geleitet. Demgegenüber wird die Lebensmittelbeschaffung im Sekundar- und Hochschulbereich zentralisiert von Restopolis, dem 2005 gegründeten Schul- und Universitätsverpflegungsdienst des Ministeriums für nationale Bildung, Kinder und Jugend, betreut.

  21. 21.

    Es wird empfohlen, Produkte zu mindestens 30 % aus biologischer und maximal 70 % aus konventioneller Produktion zu beziehen.

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Reckinger, R., Kapgen, D., Korjonen, M.H. (2021). Food Governance durch Qualitätszertifizierungen. In: Godemann, J., Bartelmeß, T. (eds) Ernährungskommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27315-6_27-1

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