Zusammenfassung
Die Konversationsanalyse ist eine Methode, die durch die detaillierte Analyse von Gesprächen die lokale Herstellung sozialer Gegebenheiten nachzeichnet. Am Beispiel von Gesprächen in einer Selbsthilfegruppe für Personen mit Adipositas wird gezeigt, dass erworbenes Wissen über Ernährung nicht lediglich wiedergegeben wird. Die Darstellung von Wissensbeständen auf verschiedene Weisen dient gleichzeitig einer Einordnung und Bewertung dieses Wissens. Die Mitglieder der Gruppe begegnen auf diese Weise den vielfältigen Widersprüchen, die gesellschaftliche Erwartungen an ‚richtige‘ Ernährung ausprägen.
Notes
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Einige Selbsthilfegruppen stellen dem intensiven inhaltlichen Austausch noch soziale Treffen zur Seite, etwa Stammtische oder gemeinsame Unternehmungen. Während diese sicherlich dem sozialen Zusammenhalt dienen und daher auch für die Gruppen stabilisierende Wirkung und die Mitglieder eine wesentliche unterstützende Funktion einnehmen können, erfüllen sie doch einen anderen Zweck als der fokussierte inhaltliche Austausch, und werden daher in dieser Studie nur am Rande berücksichtigt.
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Die Konversationsanalyse befasst sich seit einigen Jahren unter dem Schlagwort der Epistemics intensiv mit Fragen nach der Rolle von Wissen im Gespräch (Heritage und Raymond 2005; Heritage 2012). Aufgrund des komplexen Diskurses und der sehr spezifischen Terminologie beziehe ich mich in der vorliegenden Analyse nicht auf diese Erkenntnisse, auch wenn sie grundsätzlich hochanschlussfähig dazu ist.
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„Die Ketogene Diät ist eine therapeutische Ernährungsform, die durch ihren hohen Fettanteil sowie durch die Reduktion von Kohlenhydraten zur Ketonämie führt“ (Baumeister et al. 2003, S. 1).
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Pomerantz (1986) beschreibt Formulierungen, in denen auf Extremfälle (alle, immer, nie etc.) zurückgegriffen wird, als Strategien, um potentiell strittige Aussagen zu legitimieren.
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Lizzie etwa entwickelt in Reaktion auf Birgits Rückfrage eine komplexe Argumentation bezüglich der Gültigkeit ihrer Überzeugung, welche sich durch starke Umgangssprache, fehlende Fachterminologie und eine intensive Verwendung von Metaphern und Personalisierung körperlicher Abläufe (‚der körper denkt du bist in not‘) auszeichnet. Verweise auf externe Quellen oder ExpertInnen fehlen hingegen völlig. Aufgrund von Platzbeschränkungen lassen sich diese Merkmale hier nicht in ihrer Komplexität darstellen.
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Hitzler, S. (2020). Ernährung als Alltagsdilemma – Konversationsanalytische Einblicke in eine Selbsthilfegruppe von Personen mit Übergewicht. In: Godemann, J., Bartelmeß, T. (eds) Ernährungskommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27315-6_20-1
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