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Historismus

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Handbuch Sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung
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Zusammenfassung

‚Historismus‘ bezeichnet ein Erklärungsprinzip, welches die zeitliche Gewordenheit gesellschaftlicher und kultureller Gebilde betont und im Gegensatz zu deduktiv-universalisierenden Ansätzen die partikulare geschichtliche Singularität ins Blickzentrum der Analyse rückt. Daher stellen historistische Überlegungen einen Wegbereiter für aktuelle gedächtnissoziologische Ansätze dar.

Seit seiner Profilierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat der Historismus in unterschiedlichen Konstellationen auf, die mit der Entstehung der Moderne in ihren diversen kulturell-ästhetischen und lebensweltlichen Ausprägungen, der Konstitution des modernen Geschichtsbewusstseins, der Entwicklung der Geisteswissenschaften im deutschsprachigen Raum und der Ausbildung des deutschen Nationalbewusstseins in Verbindung gebracht werden. Seit Ende des 19. Jahrhunderts firmiert er vornehmlich als wissenschaftsimmanenter Reflexions- und Krisenbegriff, der die Ausdifferenzierung und die grundlagentheoretischen Diskussionen der meisten Geistes- und Sozialwissenschaften geprägt hat.

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