Zusammenfassung
Das „Play of Gods“ ist eine psycho- und sozio-dramatische Variante der Aufstellungsarbeit. Es werden verborgene Kapazitäten (eine Teilgruppe) und Bedürfnisse/Nöte (andere Teilgruppe) aus einem Gruppenkontext heraus aufgestellt, erforscht und verändert. Dabei geht es nicht nur um die Anliegen von einzelnen ProtagonistInnen innerhalb einer Gruppe, sondern „Play of Gods“ bringt die Gruppenmitglieder und das Gruppen-Selbst in Interaktion. Ziel ist die Rollenexpansion in Bezug auf ein aktuelles sowie relevantes Thema. Dabei nehmen nach einer Anwärmungsphase zumindest ein Teil der Gruppenmitglieder die Rolle von „Göttern“ und ähnlichen Wesen/Energien oder humanistischen Werten ein. Die Spiel-Erfahrung wird auf der persönlichen, der Gruppenebene und auf der gesellschaftlichen Ebene ausgewertet. Je nach Kontext ergeben sich Ergebnisse in Bezug auf das Gruppenanliegen/-thema und auf die Reintegration/Förderung von Ressourcen der Einzelnen und der Gruppe, ja sogar der Gesellschaft.
Das Play of Gods, zu Deutsch „Götterrunde“ oder auch „Spiel der Kreatoren“, entwickelte sich eher zufällig 2013 in einem multikulturellen Bildungs-Setting an der Manipal Universität im südindischen Mangalore. Einige dutzend Male wurde diese Aufstellungsmethode seitdem in Bildungsarbeit und in gruppenbezogener Selbsterfahrung erfolgreich eingesetzt. Sie muss mehr als andere Methoden auf die TeilnehmerInnen und das Setting angepasst werden. Sie ist weder exakt wiederholbar noch in Ergebnissen und Verlauf vorhersagbar, jedoch stets kreativ, überraschend, neu.
An der Fassung dieses Artikels und der Entwicklung der Methode hat die Hamburger Transaktionsanalytikerin Christine Behrens entscheidend mitgewirkt.
Notes
- 1.
Es muss offenbleiben, woher Moreno seine Inspiration zog, den Vater Gott in dieser Dreiheit zu erfahren. Wohl nicht aus dem christlich-jüdischen alleine. Dem indischen Leser erschließt sich sofort ein Zugang. Er sieht die Yoga Wege: Karma Yoga – Weg des Handelns; Bhakti Yoga – Weg der Liebe und Jnana Yoga – Weg des Wissens. Auch die drei Hauptgottheiten Indiens repräsentieren diese Aspekte: Brahma – der Erschaffer; Vishnu mit seinen Inkarnationen Krishna und Rama – der liebende Welterhalter und Shiva – der Wissende und Welterlöser. Für Moreno wurde die Ko-Kreation und das Miterschaffen des Kosmos und der Gesellschaft zur Richtschnur und zum Auftrag.
- 2.
http://www.bibliodrama.com/history-of-bibliodramabibliolog/.
- 3.
Kap. 8. Das Buch hat keine Seitenzahlen.
- 4.
Das gesamte Projekt findet sich auf www.palliaction.com.
- 5.
Ähnliche Erfahrungen waren möglich auf verschiedenen Kongressen: IAPCON Hyderabad 2015, IAPCON Pune 2016; Indian Social Science Congress Mysore 2016, Weltkonferenz der Transaktionsanalyse IATA, Berlin 2017. Berichte und Texte beim Autor und zum Teil auch auf www.vedadrama.com. Mittlerweile ist die Methode Bestandteil des International Psychodrama Certificate Course am Medical College der muslimischen Yenepoya University, Mangalore. Sie wurde dort im Dezember 2018 erstmalig im muslimischen Kontext angewandt. Internationale Experten nahmen auf der ASGPP Konferenz Anfang Mai in Manchester NH, USA an einem Play of Gods teil und reflektieren die neue Methode sehr positiv.
- 6.
siehe ausführlicher Becker-Ebel (2019). Neue Recherchen in der J.L. Moreno Sammlung an der Harvard Universität in Boston ergaben einen Fundus von mehreren hundert Seiten Briefwechsel von J. L. Moreno mit indischen Psychiatern. Die Veröffentlichung folgt.
Literatur
Becker-Ebel, J. (2019). Psychodramatisches Bearbeiten innerer Anteile erweitert um Wege des Advaita. Beiträge zur Entstehung, Bearbeitung und potentiellen Auflösung der Subjekt-Objekt-Spaltung. Z Psychodrama Soziom 2019 18: 75. https://doi.org/10.1007/s11620-019-00475-7.
Buer, F. (2010). Psychodrama und Gesellschaft. Wiesbaden: VS.
Buer, F. (1999). Morenos therapeutische Philosophie. Opladen: Leske + Budrich.
Holmes, P., Karp, M., & Watson, M. (2005). Psychodrama since Moreno. London: Routledge.
Hutter, C., & Schwehm, H. (Hrsg.). (2009). J. L. Morenos Werk in Schlüsselbegriffen. Wiesbaden: VS.
Kellermann, P. F. (1992). Focus on psychodrama. London and Philadelphia: Jessica Kingsley Publishers.
Moreno, J. L. (1922). Das Testament des Vaters. Wien/Berlin: Kiepenheuer Verlag. Anonym publiziert. Später: (1971) The psychodrama of God: A new hypothesis of the self. Beacon: Beacon House.
Moreno, J. L. (1947). The future of man’s world. Beacon: Beacon House.
Moreno, J. L. (1970). Das Stegreiftheater (2. Aufl.). Beacon: Beacon House.
Moreno, J. L. (1985). Psychodrama (Bd.1, 4. Aufl.). Beacon: Beacon House, 1. Aufl. 1946.
Moreno, J. L. (2015). JL Moreno Words of the Father (Video online seit dem 14.12.2015), Originalsprachaufnahme von1963. https://www.youtube.com/watch?v=7G7ltbE0nwI. Zugegriffen am 15.05.2019.
Zimmer, H. (Autor) & Jung, C. (Hrsg) (1944). Der Weg zum Selbst.: Norderstedt: Books on Demand. 2013. Identisch mit der ersten Auflage aus 1944, Jena: Diedrich.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this entry
Cite this entry
Becker-Ebel, J. (2019). Die soziodramatische Gruppenthemen-Aufstellung „Play of Gods“. In: Stadler, C., Kress, B. (eds) Praxishandbuch Aufstellungsarbeit. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18152-9_30-1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18152-9_30-1
Received:
Accepted:
Published:
Publisher Name: Springer, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-18152-9
Online ISBN: 978-3-658-18152-9
eBook Packages: Springer Referenz Psychologie