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Auswahl von Untersuchungsobjekten

Stichprobe und Vollerhebung

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Handbuch Methoden der Politikwissenschaft

Part of the book series: Springer Reference Sozialwissenschaften ((SRS))

  • 1578 Accesses

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird ausgehend von der Unterscheidung zwischen Vollerhebung und Stichprobe dargestellt, mit welchen Zielen und Verfahren in den Sozialwissenschaften Untersuchungsobjekte für die empirische Forschung ausgewählt werden. Als Untersuchungsobjekte werden dabei nicht nur Personen, sondern auch Organisationen, Texte etc. verstanden. Nach der Unterscheidung von bewussten und zufallsbasierten Auswahlmechanismen erfolgt zunächst eine knappe Darstellung von bewussten Auswahlverfahren. Den Schwerpunkt des Textes bilden zufallsbasierte Auswahlverfahren. Alle vorgestellten Verfahren werden mit Beispielen aus der Forschung illustriert.

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Notes

  1. 1.

    Wir verwenden in diesem Text die weibliche Form als generische Form, die alle anderen Geschlechter umfasst.

  2. 2.

    Damit meinen wir die Verfahren, die im Sinne des frequentistischen Ansatzes der Statistik genutzt werden, um von statistischen Eigenschaften einer Stichprobe auf die entsprechenden Eigenschaften der zugehörigen Grundgesamtheit zu schließen.

  3. 3.

    Snowball-Sampling wurde ursprünglich für die Erforschung der Mitglieder sozialer Netzwerke entwickelt. Seine Anwendung auf versteckte/schwer zu erreichende Populationen beruht nach Heckathorn (2011) auf einer Fehlinterpretation des Verfahrens.

  4. 4.

    Eine auf mehrere Differenzierungsebenen weiterentwickelte Typologie von Auswahlstrategien legen Gerring und Cojocaru (2016) vor. Die erste Ebene trennt deskriptiv und kausalanalytisch orientierte Designs. Die kausalanalytischen Designs werden dann in „exploratory“, „estimating“ und „diagnostic“ differenziert (ibid., S. 395). Die zweite Differenzierungsebene hebt auf Eigenschaften der auszuwählenden Fälle ab. Für den vorliegende Beitrag hat diese Ebene Vorrang. Daher bleiben wir bei der ausschließlich fallorientierten Typologie von Seawright und Gerring (2008).

  5. 5.

    Die Begriffe „most similar“ und „most dissimlar“ tauchen bereits in Texten von John Stuart Mill(Mill 1986) auf und werden dort in die beiden Zusammenhänge „most similar, dissimilar outcome“ und „most dissimilar, same outcome“ gestellt. Diese Unterscheidung leitet nicht im hier gemeinten Sinne Fallauswahl an, denn bei Mills geht es darum, die Analyse von Kausalität in experimentellen Settings zu systematisieren (siehe dazu Hönnige (2007)). Die Unterscheidung wird daher nicht in der Liste erwähnt.

  6. 6.

    Neben der Auswahl möglichst ähnlicher Fälle gibt es auch die Auswahl möglichst unähnlicher Fälle. Werden Fälle nach diesem Kriterium bestimmt, geht es nach Przeworski und Teune (1970) in der Regel um Robustheitstests in Mehrebenendesigns. Damit wird die hier diskutierte Auswahlebene verlassen und dieses Auswahlprinzip in der Liste ebenfalls nicht erwähnt.

  7. 7.

    Mit der zunehmenden Digitalisierung von Texten aller Art und der Verbreitung von Big-Data-Technologien zur Sammlung und Analyse von Textdaten stellt sich immer mehr die Frage, ob bei Dokumenten als Quellen überhaupt noch mit Stichproben anstelle von Vollerhebungen gearbeitet werden muss. Kann eine Vollerhebung durchgeführt werden, dann sind die hier erörterten Fragen der Auswahlorganisation obsolet. Die Frage nach geeigneten Listen, auf deren Basis das Universum der Untersuchungsobjekte abgegrenzt und seine Vollständigkeit geprüft werden kann, stellt sich jedoch weiterhin.

  8. 8.

    ADM steht für „Arbeitskreis deutscher Marktforschungsinstitute e.V.“. Der ADM vertritt die Interessen der privatwirtschaftlichen Markt- und Sozialforschungsinstitute in Deutschland, definiert Standards für die Umfrageforschung und beteiligt sich an der Weiterentwicklung von Methoden der Umfrageforschung, insbesondere auch von Verfahren zur Bestimmung von Stichproben.

  9. 9.

    Schwedenschlüssel: Die Haushaltmitglieder werden in einer Liste erfasst. Über eine Zufallszahl wird aus dieser Liste die zu befragende Person bestimmt. Geburtstagsschlüssel: Es wird die Person im Haushalt befragt, die als letzte Geburtstag hatte. Idealer Weise wird von Haushalt zu Haushalt zwischen letztem und nächstem Geburtstag gewechselt (Heckel und Hofmann 2014, S. 111–112).

  10. 10.

    „Die Bildung von Gemeindeklassen richtet sich in der Zuordnung nach der Gesamtmenge der Bevölkerung in der Raumeinheit, in die die Gemeinde durch ihre Verflechtung funktional eingebunden ist.“ (Löffler et al. 2014, S. 80)

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Schnapp, KU., Bock, O. (2019). Auswahl von Untersuchungsobjekten. In: Wagemann, C., Goerres, A., Siewert, M. (eds) Handbuch Methoden der Politikwissenschaft. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16937-4_14-1

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