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Der Gesellschaftsbegriff der klassischen Kritischen Theorie

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Handbuch Kritische Theorie

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Zusammenfassung

Der Beitrag rekonstruiert den Gesellschaftsbegriff, der sich nicht ohne weiteres bestimmen lässt, wesentlich durch das Motiv, dass innerhalb der Kritischen Theorie Gesellschaft, Kultur und Zivilisation ausgehend von Marx, Freud und Nietzsche ebenso wie Gesellschaftskritik, Kulturkritik und Zivilisationskritik synonym verstanden werden. Der Beitrag setzt mit einer Darstellung der für die Kritische Theorie maßgeblichen Einsichten Karl Marxʼ an, die aber angesichts der konstitutiven Fragestellung der ausgebliebenen westlichen Revolution nach zusätzlichen theoretischen Überlegungen drängte. Es wird argumentiert, dass die Adaption der Freudschen Psychoanalyse zur Erforschung von Strukturen und Prozessen des Spätkapitalismus und die erreichte freudomarxistische Synthese auch in Hinblick auf die Erweiterung des Begriffs, die die Kritische Theorie von der Gesellschaft generierten, nicht hoch genug geschätzt werden kann. Es wird im Beitrag dargestellt, dass die Einbeziehung des psychoanalytischen Freudschen Paradigmas durch die Kritische Theorie den ursprünglich von Marx abgeleiteten Ideologiebegriff um eine wirkmächtige Dimension erweitert. Schließlich werden unter Rückgriff auf die „Dialektik der Aufklärung“ in Hinblick auf den Gesellschaftsbegriff der Kritischen Theorie einige metatheoretische Überlegungen dargelegt. Einerseits erschließt sich der in der „Dialektik der Aufklärung“ unter verschiedenen Aspekten angelegte Gesellschaftsbegriff der Kritischen Theorie als Kritik einer Zivilisation/Kultur, welche in ihren transhistorischen Emanzipationsbestrebungen das angestrebte Ziel eines authentisch-autonomen Individuums verfehlen muss. Andererseits macht bis zuletzt die regulative Idee eines Strebens nach der Rettung des individuell Einzigartigen die Emphase der denkerischen Anstrengung der Kritischen Theorie aus.

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  1. 1.

    Herbert Marcuse zufolge verlagert sich freilich die der Arbeiterbewegung zugeschriebene revolutionäre Rolle auf andere gesellschaftliche Randgruppen; eine in sich wieder nicht unumstritten geblieben These; vgl. hierzu Marcuse 1967, S. 45–48.

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Zuckermann, M. (2018). Der Gesellschaftsbegriff der klassischen Kritischen Theorie. In: Bittlingmayer, U., Demirovic, A., Freytag, T. (eds) Handbuch Kritische Theorie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12707-7_42-1

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