Zusammenfassung
Die quantitative Ausbreitung von Institutionen früher Bildung wie Krippen, Kindergärten und Kindertagesstätten und die wachsende Normalität des Besuchs dieser Einrichtungen für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr kann als Ausdruck der Modernisierung des Generationsverhältnisses verstanden werden, bei der Kinder und Erwachsene immer radikaler unterschieden werden und ihre Lebenswelten sowie ihre Handlungsformen auseinanderdriften. Kinder halten sich zunehmend auf gesellschaftlichen „Inseln“ auf, in Räumen, die ausschließlich für sie geschaffen sind. Solche Entwicklungen werden kritisch beleuchtet. Andererseits werden Errungenschaften wie Kinderrechte, Kinderschutz und die Vorstellung von Kindern als Subjekte ihrer Bildungsprozesse als aus den inneren Widersprüchen der Modernisierung von Kindheit resultierend begriffen.
Notes
- 1.
Neben diesen Institutionen wären auch Einrichtungen der Kindertagespflege zu nennen. Aufgrund der soziologisch ungeklärten Struktur dieser Einrichtungen zwischen privatem Haushalt und öffentlich geregelter Einrichtung, zwischen Mütterlichkeit und Profession bedarf es einer eigenständigen empirischer Untersuchung von Tagespflegeinrichtungen, wie diese von Frisch (2015) vorgelegt wird. Ein soziologischer Erklärungsversuch steht dagegen noch aus.
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Rabe-Kleberg, U. (2015). Bildung in früher Kindheit. In: Lange, A., Steiner, C., Schutter, S., Reiter, H. (eds) Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie. Springer NachschlageWissen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05676-6_8-1
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