Keynes, John Maynard: A Treatise on Money

Zusammenfassung

Das 1930 erschienene Werk ist ein Standardwerk der Geldtheorie und bezeichnet zugleich den Beginn des Durchbruchs zu neuen Erkenntnissen. Einerseits bleibt Keynes noch weitgehend der klassischen Tradition nationalökonomischen Denkens verhaftet. Andererseits distanziert er sich im Vorwort selbst teilweise von seinem Werk, wenn er meint, dass vieles gegen Ende der Niederschrift nicht mehr mit Überlegungen in den ersten Teilen übereinstimme. Dieser Entwicklungsprozess ist weitgehend auf die Erfahrungen aus der Weltwirtschaftskrise zurückzuführen, die den theoretischen Ausgangspunkt der auch im Treatise vertretenen herkömmlichen Theorie, nämlich die Annahme eines unveränderlichen Produktionsvolumens, fragwürdig machte. Keynes versucht im Treatise zu zeigen, dass es die Schwankungen von Sparen und Investieren sind, die zu einer Abweichung des Marktzinses vom langfristigen ‚natürlichen‘ Zins führen, und dass sie die Schwankungen des Preisniveaus verursachen. Wirtschaftliches Gleichgewicht erfordert ein ausgewogenes Verhältnis von Sparen und Investieren, von Marktzins und natürlichem Zins bei stabilem Preisniveau. Der Keynes des Treatise steht damit in der Tradition von Wicksells Geldzins und Güterpreise (1898). Wichtig ist, dass Keynes im Treatise noch meint, ein solches Gleichgewicht könne es nur bei Vollbeschäftigung geben, während die entscheidende Aussage der General Theory gerade die ist, dass es auch ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung – also Arbeitslosigkeit – geben kann, indem keine Marktkräfte wirksam werden, die zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit führen.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH