Abhayadattaśrī: Caturaśītisiddhapravṛtti

Zusammenfassung

Die zur buddhistischen Hagiographie gehörige Sammelbiographie der 84 „großen Vollendeten“ (skrt. mahāsiddha) entstand in der Zeit des späten tantrischen Buddhismus (Tantrische buddhistische Literatur) im 11. oder 12. Jh. n. Chr. in Indien. Die relativ kurzen Lebensgeschichten der 80 Männer und vier Frauen sind keine normalen Biographien, sondern schildern je eine entscheidende Phase im religiösen Leben des betreffenden Mahāsiddhas, meist ein Ereignis mit dem Charakter einer Lebenswende. Viele Geschichten zeigen eingangs den späteren Mahāsiddha in einer problematischen oder unglücklichen Situation, die oft mit der Verstrickung in das weltliche Leben zu tun hat. Er begegnet dann einem menschlichen Lehrer oder einer Göttin und erhält einen Rat, wie er sein Leben oder seine Meditationspraxis ändern solle. Damit gelangt er in einer Zeit von meist sechs Monaten bis zwölf Jahren zur Vollendung. Als lebendiges Zeugnis für die tantrisch-buddhistische Weltanschauung übten die Mahāsiddha-Legenden einen tiefen Einfluss auf die tibetische religiöse Geschichtsschreibung aus.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH