Freud, Sigmund: Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci

Zusammenfassung

Unter den Schriften, die Freud Literatur und Bildender Kunst widmete, findet sich eine 1910 veröffentlichte Abhandlung zu Leonardo da Vinci, in der eine subtile nachträgliche Psychoanalyse des großen Universalgenies der Renaissance geleistet wird. In weiten Teilen liest sich der Text wie ein kriminologisches Gutachten, das in Sprachduktus und Spannung zuweilen einem psychoanalytischen Roman nahekommt. Freud ging von einigen marginal erscheinenden Randnotizen Leonardos aus, die er scharfsinnig nutzte, um einen tiefen Einblick in die enigmatische Persönlichkeit des großen Forschers, Erfinders und Künstlers zu gewinnen. In der Abhandlung, die mit sechs Unterabschnitten nur gut 70 Seiten umfasst, finden sich alle wesentlichen Motive der psychoanalytischen Methode. Allerdings machte Freud deutlich, dass es im Lebensgang Leonardos wie eines jeden Menschen einen „Grad von Freiheit“ anzuerkennen gelte, „der psychoanalytisch nicht mehr aufzulösen“ sei.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH