FormalPara Synonym(e)

Glomeruläre Clearance; Glomeruläre Filtrationsrate; GFR

FormalPara Englischer Begriff

glomerular filtration rate

FormalPara Definition

Die glomeruläre Filtration (Clearance, glomeruläre) beschreibt den Prozess der Entstehung des Primärfiltrats in der Niere durch die Filtration aus dem kapillären Plasma in den proximalen Tubulus der Niere. Die Gesamtmenge der pro Minute filtrierten Flüssigkeitsmenge wird als glomeruläre Filtrationsrate bezeichnet.

FormalPara Beschreibung

Die glomeruläre Filtration findet in der Basalmembran des Glomerulums statt, einer extrazellulären Matrix, die eine Filtration nach Molekülgröße und Ladung erlaubt. Sie wird durch physikalische Eigenschaften wie Kapillardruck in glomerulären Kapillaren sowie physikalisch-chemischen Eigenschaften der filtrierten Moleküle wie der Oberfläche der Membran und der benachbarten Podozyten beeinflusst. Durch Heparansulfatreste an der den Kapillaren zugewandten Seite kommt es zu negativen Ladungen der Oberfläche, die negativ geladene Proteine von der Filtration abhalten. Dieser Mechanismus ist für Moleküle einer molekularen Größe >10 kDa bis <45 kDa relevant (z. B. Albumin).

Die glomeruläre Clearance wird durch Messung frei filtrierbarer Moleküle im Plasma und im Sammelurin bestimmt (endogen durch Kreatinin [Kreatinin-Clearance] und Cystatin C, exogen durch Inulin [Inulin-Clearance] und Iohexol). Neben der Bestimmung der Menge wird zunehmend die Qualität der glomerulären Clearance Gegenstand der diagnostischen Analytik. So wird eine selektive glomeruläre Proteinurie mit Vermehrung ausschließlich von Proteinen <50 kDa (z. B. Albumin) als Ausdruck einer Störung der Ladungsselektivität der glomerulären Filtration gesehen mit meist guter Prognose, d. h. ohne Verminderung der Filtrationsmenge (z. B. Minimal-change-Nephropathie, IgA-Nephropathie). Eine unselektive glomeruläre Proteinurie mit Ausscheidung von Molekülen >120 kDa (z. B. IgG, Transferrin, bis zu α2-Makroglobulin) hat demgegenüber eine schlechte Prognose bezüglich der Nierenfunktion (s. a. Proteinuriediagnostik).